Landauf, landab basteln junge Menschen derzeit an alten VW-Bussen herum, um sich ihren Hippiebus für den Sommer bereit zu stellen. Da werden Liegebetten, Tische und Küchenaccessoires in den VW Bulli reingeschraubt und der Lack lieblich poliert, um in Nach-Corona-Zeiten die Welt zu erobern. Das Gefühl von Freiheit ist der Antrieb und dabei drückt die Klimajugend gerne eine Auge zu. Denn die alten VW-Busse sind doch eher Dreckschleudern aus vergangenen Zeiten.
Dabei gibt es eine Bus-Alternative aus dem Hause Mercedes, die kein Gramm CO2 entlässt. Zumindest nicht beim Fahren, wenn der Strom für die Batterie sauber ist. Zugegeben, so sexy wie ein Hippiebus sieht der Mercedes EQV 300 nicht aus. Und auch der Preis ist weit weg von dem, was sich junge Abenteurer leisten können. Aber vielleicht in zehn Jahren, wenn die ersten Elektrobusse auf dem Occasionsmarkt sind, hängt auch im E-Bus von Mercedes jemand einen Vorhang auf, um die Nacht auf dem Liegebett zu verbringen.
Denn Platz dafür ist im neuen EQV 300 wahrlich genug dafür. Der luxuriöse Bus ist über fünf Meter lang und die hinteren beiden Sitzreihen, können mit Leichtigkeit und wenigen Handgriffen entfernt werden. Dann entsteht anstelle der je nach Ausführung vier bis sechs Sitzplätze hinter dem Fahrer eine grosse Ladefläche, auf der eine Matratze gut Platz hätte.
In erster Linie ist der Elektrobus, den wir über längere Zeit getestet haben, aber für den Shuttle, Freizeitaktivisten und Familien gedacht. Und für Ferienreisen würde sich der Mercedes EQV 300 sehr wohl eignen. Hoch thront man über der Strasse in einem sehr modernen Cockpit, in dem sich mit dem Aufruf «Hey Mercedes» über die bestens funktionierende Sprachsteuerung sofort jede mögliche Dienstleistung bestellen lässt. «Fahre nach Rom» zum Beispiel und Sekunden später stellt die Navigation die Weichen in die ewige Stadt.
Dabei würden sich Ferienreisenden allerdings die Tücken der Elektromobilität zeigen. Denn um nach Rom zu kommen, müsste der Elektrobus für die 900 Kilometer lange Strecke unterwegs zweimal vollgeladen werden.
Der EQV 300 hat eine grosse 700 Kilogramm schwere Batterie an Bord, um die 204 PS Leistung zu ermöglichen. Lädt man diese Lithium-Ionen-Batterie an der normalen Steckdose, dauert das zweieinhalb Tage. Da würde die Reise nach Rom zum Slow-Trip.
Aber wer sich einen solchen Elektrobus anschafft, installiert sich natürlich zu Hause einen Starkstromanschluss oder eine Ladestation, welche die Batterie mit 16 Ampere füttert und sie in zehn Stunden füllt. So steht das Auto, das über Nacht geladen wird, am Morgen bereit und hat eine reale Reichweite von 300 bis 350 Kilometern, je nach Fahrweise, die mit vier wählbaren Fahrmodi von Eco+ bis Sport selber variiert werden kann.
Das Laden geht auch schneller: An einer Schnellladesäule eingestöpselt, zapft der Van im allerbesten Fall mit 110 kW und kommt so in 45 Minuten von 10 auf 80 Prozent Ladestand. Generell gilt: Wer Elektroauto fährt, muss anders planen als im Benziner. Für die Reise vom Bodensee nach Aarau und am gleichen Tag zurück, hat die Vollladung gereicht, erst auf dem Rückweg vor St.Gallen zeigte die Warnlampe, dass ein Halt bei einer Ladestation schnell nötig wird.
Wer ein solches Auto fährt ist Technik-affin, deshalb wird er ein Auge aufs moderne Display richten und dort sehen, dass der Mercedes etwa 30 kWh auf 100 Kilometer verbraucht. Davon werden auf der Fahrt nach Aarau 87 Prozent fürs Fahren, 8 Prozent fürs Kühlen und 5 Prozent für sonstige Stromanwendungen wie die gediegene Soundanlage und ähnliches verwendet.
Der von uns getestete Elektrobus hatte sechs bequeme Sitzplätze, ist innen Premium-like ausgestattet wie es sich für einen Mercedes mit einem Preis um die 100'000 Franken gehört. Bequem sind die automatischen Schiebetüren auf der Seite, weil die Baggage bequem von der Seite wie auch durch die riesige Hecktüre eingeladen werden kann. Etwas verwunderlich ist, dass das Auto trotz trendigem Elektroantrieb keinen Schlüssellosen Zugang hat, wie heute sonst üblich.
Die Tankstelle nutzt man nur noch als Shop und Benzinhände gibt es auch keine mehr. Die Fahrt ist mit dem Mercedes EQV ist entspannend ruhig und trotzdem ist die Beschleunigung wie in jedem Elektrofahrzeug aus dem Stand schmissig. Was aber kein Hippie-Kriterium wäre. Eher schon, dass der Bus dank seiner Bremskraft-Rückgewinnung sehr viel Energie zurückholt, wenn man im richtigen Modus fährt.
Mercedes ist seinem vollelektrischen Kleinbus gut unterwegs. Auf den wirklichen elektrischen Hippiebus muss man noch warten. Bei Volkswagen ist der ID.Buzz noch ein Konzeptfahrzeug, eine Vision, die voraussichtlich 2022 Realität werden könnte.
Versprochen wird dabei eine Reichweite von 600 Kilometern. Damit käme man Rom noch etwas näher als mit den angesagten 378 Kilometern des EQV 300. Aber immerhin gibt es diesen Elektrobus schon, der sich nicht für die Fahrt nach Rom, aber dafür im Alltag bewährt hat.
(aargauerzeitung.ch)
Nicht alle hier studier(t)en Sozialpädagogik und fi. Frauen mit unrasierten Achselhaaren.
😉
P.s. ein VW Bus enthält bei der herstellung bereits 25Tonnen CO2eq das ist 5 mal mehr als das pro/Kopf CO2 eines Schweizers im inland! Solch ein Monster mit Batterie wird bochmals deutlich schlechter dastehen.
Elektroautos müssen kleiner werden🤷♂️