Ist es nicht schön, nach zwei Monaten unbezahlter Weltflucht wieder zurückzukehren in die Wirklichkeit, die so ein bisschen strenger riecht als die gut durchgelüftete Küste Südwestirlands. Nach Hause zu kommen an einen Arbeitsplatz, wo das «D» auf der Tastatur noch immer klemmt und der Baulärm sich anheimelnd in die Ohren bohrt.
Doch dann ... was hängt da epochal Verwegenes am Ohr unseres Redaktionsgenies? Es ist ein piratöser Ohrring, der den sonst so schlichten Dani Huber ziert.
Solcherlei kleine Veränderungen verraten einem dann: Doch, da ist etwas geschehen während meiner Abwesenheit. Nichts Gewaltiges, Trump scheint sich trotz Löpfes hartnäckigen «Todes»-Prophezeiungen an der Macht gehalten zu haben. Und auch der Bachelor ist nicht in der Versenkung verschwunden. Nicht einmal Simone Meiers Sprachwucht konnte ihn da hineinschreiben!
Und darum darf ich mich nun wieder diesem Universum frivoler Sprachblähungen widmen, wo Tränen nicht vergossen, sondern verloren werden oder gar «gheie». Wo die Menschen herzvoll sind und «bis an Bode abe» lächeln. Und wo man eine Beziehung noch so ernst nimmt, dass man sich fragt, was zu tun ist, «wenn de Humor nüme do isch». Weil der sich ja stets mitsamt der Romantik in dem Augenblick verflüchtigt, wo die ersten garstigen Verdauungsgerüche durch die gemeinsame Wohnung wabern. Clive, lass dir sagen: Fäkalhumor kann da enorm helfen ...
Clive sucht also nach wie vor nach der Liebe. Heute hat er sie zum Beispiel im Eselsaltersheim gesucht. Zwischen armen geschundenen Tieren. Gefunden hat er aber dann doch eher nur Fäkalien. Doch sicher hat die marokkanische Sonne sie bereits zünftig ausgedörrt.
Leider brauchte diese Sonne eine ganze Weile, um Fabienne auszudörren. Obwohl literweise Tränen aus der rothaarigen Lady herausgekommen sind. Da hätte man wirklich meinen können, es ginge ratzfatz und dann ist da keine Flüssigkeit mehr, aber nein. Irgendwoher holte sie sich neue und immer wieder neue. Diese Fabienne muss eine Art Tränenspeicher haben, ein Silo randvoll mit dem Salz der Gefühle, das sie jederzeit anzapfen kann.
Erst ist in diesem melodramatischen Gefühlsstrom Maria davongeflossen. Immerhin direkt nach Hause zu ihrem Freund – oder auch nicht. Wir werden die Wahrheit nie erfahren. Im Grunde ist sie auch ohne Bedeutung, denn Clive konnte «die Unsicherheit eifach nöd mitträge». Ist auch schwer, so eine Unsicherheit.
Er mag eben lieber Fakten, ganz besonders, wenn sie auf den Tisch kommen. Er will, dass sich die Frauen fokussieren und er möchte von ihren Erfahrungen profitieren. Er verlangt nach optimalen Lösungen vor allem in Sachen Kinderwunsch. Er sucht die Liebe in Zeiten des Neoliberalismus.
Und das hat Fabienne schon mal ganz und gar nicht kapiert. Ihre Marketingstrategie ist desaströs. Anstatt Werbung für sich zu machen, macht sie die anderen schlecht und unterstellt ihnen unsaubere Motive («Hauptsach ihr hend euen Fame!»).
Das hat zu keiner Zeit jemals Sympathie erweckt. Aber Fabienne geht unbeirrt ihres Weges, den sie sich erst frei weint und dann mit etwa 7893763483 Briefen zupflastert, in denen sie ihre Gefühle für Clive darlegt («Eine Frau mit Power und Leidenschaft wartet auf dich!»), die im einsamen Kämmerchen ganz einseitig gewachsen sind. Denn gedatet hat Fabienne den Clive davor nie. Ausser eines Nachmittags einmal ganz kurz, als die beiden getrennt Bungee gejumpt sind.
Aber ist das eine Grundlage für dermassen ausufernde Gefühle? Um es kurz zu sagen: nein.
Es ist, um es noch ein wenig deutlicher zu sagen: gfürchig.
Fabienne sagt:
«Ich bi halt scho mit vollem Herze inzwüsche wirklich debi und ich merk au, wies bi mir chriblet, wenn ich dich gseh und dassi Freud han und ebe ich bin die romantisch, wo dir auf anderi Wiis zeigt, dass ich wirklich Inträsse han a dir. Und daher hanich au wieder Briefe derbi ...»
Sie hätte ihren Brief gar nicht hervorkramen müssen, hätte sie Clives Gesicht während ihres Liebesgeständnisses genau angeschaut.
Und dann kam auch schon der endgültige Todesstoss:
Aber Fabienne hat bis zum Schluss gehofft. Denn schliesslich sind alle anderen schuld, dass Clive und sie nicht schon längst ein Paar sind. Und irgendwann werden doch wohl auch für sie einmal die Zwangshochzeitsglocken läuten!
Eventuell.
Nur nicht heute ...
Dabei war sie doch die Einzige, die es ernst gemeint hat mit Clive. Sogar die Allereinzige. Mit Fabienne hätte er einen solchen Ernst in der Beziehung drin gehabt, dass er von Anfang an gar nie hätte lachen müssen.
Aber er wollte die Allereinzige nicht.