Ich dachte mir, vielleicht geht's so einfacher. Vielleicht flutscht es besser. Vielleicht macht's mir so ja Freude? Ich dachte, trink einfach vorher was, Simone, setz dich mal nicht nüchtern morgens um neun mit einem Kaffee hinter die neue Folge «Bachelor», sondern eben anders. Trink's dir einfach schön!
Ich war gerade nicht im Büro, sondern in der notorisch unterschätzten Stadt Genf, ich setzte mich in ein Bistro, wo alte Menschen lustvoll raunend über Filme mit Catherine Deneuve redeten (ich weiss, es klingt nach einem Klischee, war aber wahr) und bestellte Crémant. Es half nichts. Rein gar nichts. Ausser, dass ich mich verwirrt fragte, was sich denn Fabrizio eigentlich auf seinen linken Arm tätowiert hat. Eine Frau? Einen Hasen? Eine Hasenfrau?
Kurz: ich war mit der Entschlüsselung von Fabrizios Tattoo derart im Schilf wie Rosenkandidatin Lidia mit der Antwort auf die Frage, wer denn auf dem helvetischen Zweifränkler abgebildet sei.
Lidia hat noch viele andere Ideen, eine davon ist richtig «megaguet, Reschpäkt!» (Fabrizio). Bei seinem Intelligenztest auf dem «Pardyboot» («Mir händ voll Pardy gmacht uf oisem Pardyboot») stellt er nämlich auch folgende Frage: «Weli Vögel legget kei Eier?» Mögliche Antworten wären gewesen: der Spassvogel, der Wasserhahn ... Metakram eben. Doch Lidia gibt die biologisch völlig korrekte Antwort: «Männliche Vögel.» Allgemeine Vollverblüffung.
Und dann schlägt sie auch noch selbst ein Spiel vor, das auf ein Pardyboot passt wie Twerken zu einem Füdli: küssen! Küssen kommt immer gut. Und Küssen ist im Vergleich zum Twerking-Workout der letzten Woche ja auch eine dezente ästhetische Revolution. Alle Ladys, die Fabrizio noch nicht vom Pardyboot ins Meer geschmissen hat, dürfen ihn abschmatzen. Er hat glasklare Urteile.
Über Marcelline: «Megafüecht gsi. Aber megafein!»
Über Lidia: «Ganz gföhrlichi Frau! Megafein, oh my God!»
Über Ardita: «Amigs isch weniger mehr.»
Über Rosa: «Was söll ich als Maa säge? Es isch meeeeeegageil gsii!»
Und was würde er zum Beispiel als Delfin sagen? Oder als Hase?
Lidia gewinnt. Ein Einzeldate. Rosa ist unglücklich, dass IHN jetzt so viele geküsst haben. «I bi halt mega Overthinker», klagt sie. Besser ein Overthinker als ein Undertaker, sag ich nur. Obwohl ...
Fabrizio und Lidia schnäbeln so dahin, sie will wissen, ob sie für ihn nicht zu alt sei, er sagt nein, er habe auch schon «älteriri» Frauen gehabt, keine Ahnung, wieso ihm bei Lidia die Reissverschlussmarke Riri in den Sinn kommt, es wird seinen tiefen Freudianischen Grund haben, irgendwas mit Ausziehen wahrscheinlich. Er will wissen, ob er für sie nicht zu jung sei und obendrein auch noch Vater, nein, alles super, sagt sie, und sie würde einen Gentleman schätzen, der sie «zur Toilette begleitet». Ähm, ehrlich? Und dann???
Und dann verliert Ardita die Fassung. Ausgerechnet Ardita, deren Namen mich immer an den Zweikomponentenkleber Araldit erinnert. Ich weiss nicht, ob es heute immer noch so ist, aber in meiner Kindheit verbrachte mein Vater viel Zeit damit, den Inhalt von zwei Leimtuben in einem ausgewogenen Verhältnis zu mischen, dann blitzschnell aufzutragen und zuzuschauen, wie zerbrochene Tassen und Teller wieder ganz wurden. Und die Leimnähte nach kurzer Zeit unappetitlich gelb-braun. Aber es hielt für immer.
Ganz im Gegensatz zu Ardita: Als Fabrizio nämlich viel Zeit mit Julia verbringt und Ardita auch noch mit anderen zusammen für die beiden KOCHEN muss, dreht sie durch und greift zu Chili. Zu sehr viel Chili, der integral verschärft auf Julias Teller landet. Und sie bleibt durchgedreht. So sehr, bis Fabrizio ihr keine Rose mehr gibt. Er findet, Ardita sei nicht «sälbschtreflektiert». Ardita findet das Gleiche von Julia und nennt sie «Hündli». Ich prophezeie Ardita eine grosse Zukunft in allerlei Reality-Formaten, sie ist eine Garantin für Knall und Krawall.
Lidia hat unterdessen aus Rüebli komische kleine Skulpturen geschnitzt, die sich auch im alternativen Dildoshop verkaufen liessen. Und Fabrizio trennt sich neben Ardita auch vom Basler Schneewittchen Tanja. Er findet sie «ufgsetzt». Übersetzt heisst das soviel wie «fake». Tanja findet das Gleiche von Onlyfans-Model und Ukulelen-Virtuosin Julia. Alle projizieren immer ihre eigene Schlechtigkeit auf Julia. Die reinste Neidkultur ist das. Und sowas von nicht sälbschtreflektiert! Ich prophezeie Julia den Finaleinzug im «Bachelor».
Fabrizio verbreitet dann selbst noch gröbere Fake-News, als er Tanja verabschiedet: «Danke vielmal, dass du dä Mänsch bisch, wo du bisch. Das isch viel wärt.» Na ja, nur nicht für ihn.
Und damit, meine lieben Vögel, die ihr alle auch keine Eier legt, wären wir auch schon am Ende der Folge mit dem Pardyboot und der Kochshow angekommen. Und können uns jetzt wieder wirklich wichtigen Dingen zuwenden. Wahren Wundern wie dem Essen zum Beispiel. Und dann Bonmots äussern wie die nachgezügelte Lady Vanessa: «Mis ganze Härz schteckt i dem Papaya-Salat!» Bon appétit!
Ardita ist die weibliche Version davon.
Absolut ekelhafte Menschen.