Walter Sahli
Schöne Ferien und viel Glück beim Necessaire finden!
Leute, ich sag euch, nach dieser Folge fühlt sich mein Kopf an wie diese kittartige Masse, aus der Planted Chicken gemacht wird. Stundenlang habe ich Yuliya dabei zugesehen und vor allem -gehört, wie sie sich fragte, ob das Richtige nicht vielleicht gerade wegen seiner Richtigkeit das Falsche sei.
Zum Beispiel Yuri: Der schmelzäugige Bündner Beau gilt unter den Männern als Topfavorit und als topverliebt. Er steht bekanntlich auch bei uns (also mir) noch hoch im Kurs, auch wenn es einzelne Stimmen (also mich) gibt, die zunehmend härter für den höflichen Heinz voten. Aber egal! Yuri gewinnt alles: sportliche wie allgemeinwissenschaftliche Challenges. Weil er nicht anders kann, wie er Yuliya erklärt. Er ist ein zwanghafter «Gwünnertüp». Er muss konstant allen beweisen, dass er der Beste ist, gerade Yuliya, denn wieso sollte sie ihn den anderen sonst vorziehen?
Yuliya schätzt das: «I ha nüt gege Gwünnertüppe, im Gegeteil». Zielstrebigkeit zählt, sonst hätte Yuliya auch nicht ihre Kosmetikschule. Im Falle von Yuri hat sie allerdings so ihre Zweifel: Was will der Mann wirklich gewinnen? Die Sendung oder ihr Herz? Und hat sie sich das nicht schon in der letzten Folge gefragt??? Befinden wir uns hier in einer ausweglosen yuliyanischen Gedankenschlaufe?
Zum Beispiel Heinz: Der ebenso schmal- wie bleichbrüstige Zuger Vater und Geschäftsführer ist älter, ziemlich sicher wohlhabender und – das sind jetzt seine Worte – bünzliger als alle anderen. Yuliya fühlt sich bei ihm megageborgen, in Sicherheit und überhaupt megamega. Schon seit mehreren Folgen findet sie keine noch kleine Brusthaarstoppel der Kritik an Heinz. ABER! Als Kosmetikschul-Unternehmerin ist ihr natürlich völlig klar, dass Heinz ein «Karrieremönsch» ist. Hat er als solcher überhaupt Platz für einen weiteren Menschen in seinem Leben? Und wenn nein, wieso ist er dann in der Sendung? Etwa wegen der Sendung?
Er hielt sie für unterirdisch oberflächlich. Doch dann folgten die deepen Gespräche, und plötzlich war es um ihn geschehen. Jetzt findet der «Karrieremönsch» die Yuliya «so en liebe Mönsch», was soll man da noch sagen? Mönschen ziehen sich an! Heinz versucht, sie vor dem Gröfaz – dem grössten Fehler aller Zeiten – namens Gian zu bewahren.
Gian also. Er ist in den Worten der anderen alles, was sie nicht sind. Falsch, verlogen, öffentlichkeitsgeil. In der Sendung wegen der Sendung. Von aussen gesehen werden Gians Charakterschwächen alle nicht so klar, da gab's weit unangenehmere Gesellen. Natürlich muss er gehen, Yuliya wollte ihn ja schon letzte Woche nachhause schicken, fand dann aber ein noch fauleres Ei (Dino). Auch von Angelo trennt sie sich. Mit dem herzigen Yuri, dem höflichen Heinz, dem angeblich leidenschaftlichen Peter und dem langen Giuliano geht's jetzt ab in die Dream Dates.
Apropos Essen (eine steile Kurve, aber ich hab sie gefunden): Die «Bachelorette» verleibt sich ja in dieser Folge ein Stück «Dschungelcamp» ein. Es gibt Ekelessen! Nicht so krass wie bei RTL natürlich, die «Bachelorette» ist schliesslich ein schönes Unterhaltungsprogramm für die halbe Familie.
Da sind die Tiere, die Gian, Giuliano, Peter und Yuri essen müssen, weder lebendig noch roh, sondern angenehm geröstet oder grilliert und man sieht ihnen die grosse Menge Sojasauce, in der sie vorher eingelegt waren, schon von Weitem an. Mmmmmhhh, wer würde nicht gern in eine knusprige Vogelspinne oder einen krossen Skorpion beissen! Ich nicht! Die Männer auch nicht.
Aber sie sind tapfer! Insektenfreund Giuliano mit seinem Schmetterlingstattoo und dem Künstlernamen «Lost Butterfly» tschuderets beim Knabberspass am ganzen Körper. Und Peter knüllt für Spinnenphobiker Gian eine Vogelspinne zu einem handlichen Bonbon zusammen, bevor er sie ihm in den Mund steckt.
Und sonst? Peter und Yuliya knutschen im Pool und wir sehen deutlich: Auch in Thailand hinterlassen Stechmücken ihre Spuren auf Menschen! Wenn das nicht aufregend ist! Giuliano hatte von allen die meisten One-Night-Stands, nämlich zehn in zwei Jahren. Yuri ist noch nie fremd gegangen und feiert die Monogamie. Heinz stiftet Angelo dazu an, Gians Koffer zu packen. Aber sie schmeissen ihn nicht in den Pool wie in sämtlichen Staffeln zuvor, das wäre wohl zu «äggschnriich» für einen Bünzli wie Heinz.
Leute, gleich seid ihr mich los, wenigstens für die nächsten fünf Wochen. Ich werde mich auf die Suche nach so einigem begeben (etwa nach dem Necessaire, das mein Bruder mal im Handarbeitsunterricht mit Kreuzstichen bestickt hatte und das ich Kuh neulich in der einen oder anderen Badi vergessen habe). Ich werde viel essen, aber sicher keine Spinnen. Ich werde die Monogamie feiern und auf anderen Baustellen als dieser hier hart arbeiten. Anna Rothenfluh wird selbstlos die finalen Folgen der «Bachelorette» verarzten.
Ganz lieben Dank, dass ihr euch hier immer so zahlreich aufgehalten, mitgelacht und mitgedichtet habt. Und in Richtung «Bachelorette» darf ich rufen: Merci, euch zuzuschauen war erholsam. Beruhigend. Einschläfernd wie eine gute Akupunktur-Sitzung. Monoton wie Floaten im dunklen Tank. Fade wie eine Made ohne Speck. Einfallsarm wie das Vasenregal in der Kandidatenvilla. Leidenschaftslos wie die grosse Langweile, die ermattet das letzte Licht löscht ...