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Big Ben ist zurück im Single-Leben

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Big Ben

«Dumm f*ckt ... »

Ich bin back im Game. Aber nach einer Runde konnte ich nicht mehr weiterspielen.
16.05.2025, 10:04
Big Ben
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Es war die perfekte Ausgangslage. Sie war hübsch, Hanna fand, ich zitiere, sie sehe aus wie eine «Basic Bitch», aber ehrlich gesagt weiss ich nicht einmal, was sie damit genau meint, zweitens hat Hanna gerade jemanden kennengelernt, «jemand wirklich Gutes!», und findet, dass sie deshalb befugt ist, umso schneller Urteile über andere zu fällen, weil sie ja nun den Dreh raus hat, irgendwie so, ein Mal ein erfolgreiches Date und schon ist man Beziehungsexpertin und Menschenkennerin, klar ...

Sie, nennen wir sie Jessica, war 28 Jahre alt, sie hatte sehr lange, sehr gerade, sehr blonde Haare, die eigentlich schwarz und ungerade waren, erzählte sie mir beim Treffen, weil sie halb Puerto-Ricanerin sei. Aber sie färbe ihre Haare, seit sie zwölf ist. Zuerst dunkelblond, jetzt hellblond. Passe besser zu ihrem Teint. Fand ich die Information wichtig? Nein. Fand ich es wichtig, die Information wichtig zu finden? Nein. Ich wollte schliesslich keine Frau zum Heiraten finden, sondern jemanden für meinen sogenannten Rebound-F*ck, entschuldigt die Wortwahl, ich wollte eine Frau finden, um mit ihr «Liebe zu machen». Jawohl.

Jessica war ein Tinder-Match

In ihrem Profil stand, sie sei nur eine Woche in Zürich und suche jemanden, der ihr die Stadt zeigt. Jessica ist aus New York. Besser gesagt, New Jersey. Da ist sie aufgewachsen. Da lebt sie immer noch. Bei ihren Eltern, yes. Aber sie arbeite in der City, also in Manhattan, und sie reise viel wegen des Jobs. «All the time!»

Ich habe ihr also die Stadt gezeigt. Das ist eine Lüge. Ich habe ihr exakt eine Bar gezeigt und ihr ein bisschen über die Stadt erzählt. Das Gespräch war jetzt nicht das interessante, das ich je führte, Sarkasmus und Ironie prallten komplett an ihr ab, sie sagte auch, egal, was ich erzählte, «Oh, I love this!» oder «Oh my God, that's awesome!», wie ein Roboter auf Repeat, aber eben: Ich wollte ja auch nur zurück ins Game.

Sie war streng katholisch, sagte sie. Wegen der Eltern. Also nicht, wenn sie ausserhalb von den USA war. Verstand ich nicht ganz, fragte aber auch nicht weiter.

Sex in Hotelzimmern ist immer gut

Ich finde, in Hotels vögelt es sich anders. Besser. Meistens jedenfalls. Vielleicht, weil die Betten weicher sind. Oder das Bad nicht am anderen Ende der Wohnung. Oder weil egal ist, wenn man laut ist, weil man sich ja am nächsten Tag nicht mit den Nachbarn im Treppenhaus darüber unterhalten muss.

Jessica, das muss ich sagen, war ein wirklich guter Rebound ... Eine wirklich gute Wahl.

Ich übernachtete dort, weil sie am nächsten Tag zurückflog, aber erst um 13 Uhr, also gab es keine Eile und ich dachte, so könnte man ja am Morgen nochmals bumsen. Sie wollte erst Frühstück aufs Zimmer bestellen, im Bett essen. So wie «in all the movies». Haben wir getan. Also angefangen. Sie war an ihrem Handy, ich nahm also meins hervor, klickte auf ein paar Newsportale.

Ich sah eine Nachricht aus den USA, den Präsidenten betreffend, und machte irgendeine Bemerkung, dass das ja schon alles einfach verrückt war. Ich dachte nicht einmal wirklich nach, ich murmelte einfach vor mich hin.

Zuerst fand sie, ich könne das nicht beurteilen, ich würde nicht in den USA leben. Fand ich, hatte sie recht damit, wusste aber noch nicht, wo sie damit hinwollte.

Sie war Trump-Wählerin

Es stellte sich heraus, dass sie einen ganz anderen Blick auf die US-Politik hatte. Nicht, weil sie dort lebte und ich nicht. Sondern, weil sie politisch komplett anderswo stand als ich.

Leute! Ich habe das nicht kommen sehen. Es hat sich in der Bar nicht abgezeichnet! Und sie war aus New York! Halb Puerto-Ricanerin. Ich habe es nicht mal in Erwägung gezogen.

Hätte man alles ignorieren können. Aber konnte ich nicht. Sie wohl auch nicht. Als sie weiter ausführte, warum sie dachte, wie sie dachte und unterstützte, wen sie unterstützte, sagte sie, ich würde «so weird» dreinschauen, sie bekäme fast Angst vor mir.

Mein «Back in the game»-Game war also abrupt zu Ende.

Aber ich bin wild entschlossen, bald wieder zu spielen und die Erfahrung mit einer anderen zu überdecken.

So long,

Ben

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bild: watson
Big Ben ist ...
... Mitte 30 und lebt in einer WG. Sein Job ist in den Top 10 der Berufe, die Frauen sexy finden – je nach Umfrage. Er spielt Fussball, macht aber so gut wie nie ein Goal (weil Goalie), er hat viele Schwestern, sehr viele, und wurde logischerweise total verwöhnt, aber auch (viel zu früh) aufgeklärt. Er hasst Verkleidungspartys, aber wenn er müsste, würde er sich als Gandalf verkleiden. Ben ist Single und hat kein Interesse daran, dies zu ändern.
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239 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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El_Chorche
16.05.2025 10:31registriert März 2021
"Dumm fic*t gut"

Lieber Ben, Eigenlob ist auch im Jahr 2026 noch maximal uncool.
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haraS
16.05.2025 10:41registriert Januar 2023
Dass eine Trump-Wählerin wohl eigentlich ein No-Go für dich wäre, ist wohl das sympathischste, dass ich jemals über dich erfahren habe.
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Tsherish De Love aka Flachzange
16.05.2025 10:20registriert September 2020
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    Wir ziehen (vielleicht) zusammen und ich krieg sein E-Bike!
    Mein Partner wohnt gefühlt auf einem Berg und ich bald bei ihm. Mein alter Drahtesel packt diese Steigung nicht mehr und ich auch nicht. Die Lösung: ein E-Bike. Aber macht das umwelt- und klimatechnisch überhaupt Sinn?

    Es ist so weit: Wir überlegen uns, zusammenzuziehen. Oder besser, ich zu ihm hoch auf den Hoger, wo die Sonne scheint. Keine Ahnung, wie viele Höhenmeter das sind. Aber mit dem normalen Velo komme ich da kaum hoch. Ich bin die Strecke ein paarmal gefahren. Der Schweiss. Das Gekeuche. Vorbeirasende Autos. Angenehm ist anders.

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