Hallo Fremder
Sind wir uns überhaupt fremd? Oder kennen wir uns bereits und schnallen einfach nicht, dass wir miteinander gehen sollten? Hier sitze ich nun jedenfalls. Und frage mich, wo du gerade bist, was du gerade tust, wann und warum du zuletzt einen Lachanfall hattest, ob du schon einmal das Gesetz gebrochen hast, zu welchem Lied du tanzt, wenn du unbeobachtet bist und was du alles tun würdest, wenn du nur noch 24 Stunden zu leben hättest.
Ich freue mich jetzt schon darauf, dir all diese und noch so viele andere Fragen zu stellen. Bis es aber soweit ist, will ich dir ein paar Dinge ans Herz legen. Ich habe eine eigene Vorstellung von Romantik. Rosenblätter und Teelichter will ich keine. Mein romantisches Ich kitzelst du dann, wenn du unangemeldet vor meiner Haustüre stehst. Mit einer Zuckerwatte. Mitten in der Nacht. Oder mir, bescheiden wie ich bin, deine Liebe so ähnlich wie hier erklärst:
In Sachen Geschenke wirst du mit mir übrigens nie tief ins Portemonnaie greifen müssen. Luxusbrands sagen mir absolut nichts. Teure Taschen und Schmuck sind mir schnurz. Mir bedeutet zum Beispiel ein kleiner Penis, den du mir mit meinem Lippenstift auf mein Spiegelschränkli malst, sehr viel mehr als alles, was man im Laden kaufen kann.
Auch brauchst du dir kein Bein auszureissen, um dir einen Kosenamen für mich zu überlegen. Ich will nicht Schatz, Baby, Amore, Müsli, Love, Darling, Schätzli, Schnäggli oder Babe genannt werden. Du kannst mich ganz einfach beim Vornamen nennen. Oder beim Nachnamen. Das fände ich lustig.
Zurzeit freue ich mich am meisten auf unsere Dating-Phase. Und auf unseren ersten Kuss. Den ersten Sex werden wir eventuell verkacken, weil uns unsere Verknalltheit etwas im Wege stehen wird. Wir werden darüber lachen. Auch Jahre später.
Während des Datings hoffe ich, dass wir aus einem Lokal geschmissen werden. Weil wir zu laut sind. Oder beim Fummeln unter dem Tisch erwischt werden. Oder weil wir verbotenerweise nachts in ein Schwimmbad eingebrochen sind. Oder aber wir dehnen unser erstes Treffen aus und landen im Nachtzug nach Paris. Ohne Gepäck. Ohne Plan. Ohne Rückfahrtbillett.
In der Stadt der Liebe machen wir dann das, wofür diese so bekannt ist: Liebe. Und besuchen maximal das Moulin Rouge. Museen und Kultur langweilen mich nämlich. Und den Eiffelturm habe ich mit zwölf schon mal gesehen. Ca suffit!
Wenn du also auch nichts auf Sightseeing gibst, dann Party on. Dann sollten wir nach Amsterdam, Hamburg, Berlin, Bangkok, Melbourne und New York reisen, leben, tanzen, lachen, essen, rummachen und ausflippen, bevor wir ein bisschen zur Ruhe kommen. Gerne in getrennten Wohnungen. Im Idealfall aber im gleichen Haus. So sparen wir uns jegliche Diskussionen über Putzen, Waschen und all den Shit und haben mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben: du für deinen Netflix-Account, ich für meinen und wir dazwischen für unsere Zweisamkeit.
Bevor aber unser Feuerwerk beginnt, sollst du, lieber zukünftiger Freund, unbedingt leben, knutschen, ausgehen, nächtelang tanzen, tindern, daten, Spass haben, betrunken im Morgengrauen singen, flirten, ausprobieren, dich und das Leben feiern. Ich tu dasselbe.
Und wenn du dann da bist, feiern wir gemeinsam weiter.
Und keine Angst, das spassige Leben hört nicht mit dem Alltag auf, der sich irgendwann in unsere Beziehung schleichen wird. Wir malen diesen einfach bunt an und kreieren eigene Regeln. Lass mich schon mal die erste in die Runde werfen: Ich bin okay damit, wenn du auch mal unter ein fremdes Röckli greifst. Gerne mit mir zusammen.
Ich freue mich auf dich. Auf deine Geschichten. Auf deine Stärken. Deine Schwächen. Deine Eigenheiten. Deine Welt.
PS: Ich kann nicht kochen. Sorry.
Love,
Emma
Dann schick sie per Mail an Emma: emma.amour@watson.ch