Ich bin durch das Tor der Hölle und das ist passiert
Also. Fuck. Es ist immer noch nicht ganz einfach, darüber zu reden. Oder darüber zu schreiben. Aber wir erinnern uns: Wir sind immer noch an Nicoles Polterabend, zu dem ihre Schwester Claudia eingeladen wird.
Wir sind jetzt also in dieser Tiefgarage im Nirgendwo. In der Tiefgarage hat es eine Tür. Hinter dieser Tür hat es einen kellerartigen, riesigen Raum. Es ist ein Bandraum. Schwarze Sofas. Irgendwelche Sessel. Tische. Aschenbecher.
Schlagzeuge, Boxen, Gitarren, tausend Kabel.
Saukalt hier.
Abgesehen von uns ist niemand hier, denken wir. Und irren uns. Claudia, so werden wir gleich erfahren, lässt sich natürlich nicht lumpen. Wenn sie schon einen Polterabend organisiert, dann lässt SIE aber GANZ SICHER kein einziges Scheiss-Klischee aus.
Und so sitzen wir da auf den Sofas, frieren und lassen einen Korken knallen. Auf dem Tisch stehen nämlich Champagner und eine Schalte mit Früchten drin. Alles mundgerecht geschnitten.
Dann geht das Licht aus.
Also doch Organhändler.
Kein Halten für das gehörnte Teufelchen
Drei Typen ganz in Schwarz stürmen den Raum. Das Licht geht kurz an. Dann folgt eine Lichtshow, bei der ich nicht weiss, ob ich, ganz ohne Epilepsie zu haben, gleich einen epileptischen Anfall bekomme.
Die Typen sind doch nicht ganz in Schwarz. Sie tragen nur schwarze Hosen, einen schwarzen Blazer und eine schwarze Fliege. Auf dem Kopf, phuu, Leute hey, haben sie so Polizeimützen auf.
Dann geht die Musik an. «Pony» von Ginuwine. Die drei Typen belagern nun die arme Nicole.
Einer rupft von hinten an ihrem Kopf rum. Einer reibt sich auf ihrem Schoss. Der Dritte schränzt sich die Hosen vom Leib. Er steht nun komplett vor Öl triefend in einem winzigen Tanga vor ihr und tanzt «sexy».
An dieser Stelle eine komplett ernst gemeinte Frage: Findet das irgendjemand wirklich heiss?
Nicole ganz offensichtlich nicht. Sie sitzt da und macht ein sehr gequältes Gesicht. Dann die Wende: Die, die vorhin in der Limousine noch Rotz und Wasser geheult hat, weil sie erst gerade von ihrem Verlobten verlassen wurde, kommt jetzt in Fahrt.
Sie springt aufs Sofa, tanzt wild und ruft «Wuhuuuu» und «Yeah». Und dann kommt «Yeah» von Usher und für das gehörnte Teufelchen gibt's keinen Halt mehr. Von den drei Typen stürzen sich jetzt zwei auf die betrunkene Heulsuse.
Einer setzt sie auf seinen Schoss. Der andere, derweil auch nur noch im Tanga, schmiert ihr Öl auf die Handinnenflächen. Sie ölt jetzt beide ein und tanzt wild um sich.
Nicole und ich schauen uns an. Und lachen. Mit ihren Augen fordert sie mich auf, ihr zu folgen. Wir gehen raus. Durch das Tor der Hölle zurück in die Tiefgarage: Nicole will rauchen und trinken. Und reden. Nicole hasst ihre Schwester dafür, dass sie ihr diesen Polterabend antut.
Ich habe das Bedürfnis, Nicole irgendwie zu retten und entscheide mich für die Flucht nach vorne.
Ich zerre Nicole mit rein und begebe mich in diese Scheisse. Ich setze Nicole neben mich und winke die Typen zu uns ran. Ich lache Nicole an, sie lacht mich an.
Jetzt sind alle drei bei uns. Das gehörnte Teufelchen tanzt nun selber auf Teufel komm raus weiter. Sie macht dabei Sex-Bewegungen.
Nicole und ich haben jetzt je einen Stripper vor uns, auf uns, hinter uns. Sie sind ultra muskulös, ultra ölig, ultra drüber.
Einer drückt nun seinen Kopf zwischen meine Brüste. Ich muss sehr lachen. Nicole auch. Das Teufelchen kommt nun auch dazu.
Es folgt irgendwie sehr viel Körperkontakt und schlechte/geile Musik und eine Lichtshow, die mich wirklich an den Klassenfeez 1995 erinnert.
Das ist aber alles nichts gegen das, was dann passiert und womit ich nie im Leben rechnen würde.
Ich werde scharf. Obwohl ich diese Typen hier lächerlich finde. Aber was tun? Sie sind halbnackt und riechen nach Testosteron und ich hab getrunken und was weiss ich.
Nicole geht es gleich. Dem Teufelchen sowieso.
Ich habe keine Ahnung, wie lange das so weitergeht, und ich weiss auch nicht, ob wir irgendwann alle rummachen oder nicht. Ich weiss auch nicht mehr so genau, wie und wann ich nach Hause komme.
Was ich aber weiss, ist, dass der WhatsApp-Chat immer noch on fleek ist. Das Teufelchen ist nicht alleine nach Hause. Und nicht alleine ins Bett. Das Teufelchen und der «Polizist» schicken ein Selfie aus dem Bett.
Und so, liebe Freundinnen und Freunde, hatte diese ganze Scheisse Gutes. Wir freuen uns für Teufelchen und für Sandro. Der sich wirklich nie den Kopf darüber zerbrechen muss, wie er mir einen Antrag machen soll.
*Ein bisschen Spass, ihr wisst schon …!
