Leben
Blogs

Emma Amour: Tunesische Ferienliebe, die nach dem Kuss zum Horror wird

Bild
bearbeitung & montage: watson / material: shutterstock
Emma Amour

Der tunesische Prinz, der nach dem Kuss zum Monster mutiert

Kim ist einsam. Bis sie nach Djerba fliegt, wo sie sich in Mohammed verliebt. Mohammed holt ihr die Sterne vom Himmel. Alles läuft super, bis sein Mami krank und das Taxi seines Bruders gestohlen wird.
22.08.2019, 09:5023.08.2019, 10:27
Mehr «Leben»

Kim ist die grosse Schwester einer Freundin. Ich sehe Kim nicht sehr oft. Und wenn ich sie mal treffe, dann schimpft sie. Kim motzt über ihre Oberschenkel, ihre Haare, ihren Job, das Wetter, das Steueramt, ihre Mutter und über Männer. Vor allem über Männer.

Das letzte Mal aber trumpft sie wirklich mit einem Knaller auf. Aktuell ist nämlich nicht nur ihr Herz, sondern auch ihr Konto gebrochen.

Sie war letzten Herbst in Tunesien. Alleine. Hier in Zürich geht Kim nicht so gerne in die Badi. Kim ist biz dicker als ihre Freundinnen. In Tunesien sei ihre Figur nicht nur kein Problem, nein, da entspricht sie sogar am Schönheitsideal. «Wenn ich da am Strand spaziere, ziehen mich die Männer mit ihren Blicken aus.»

Aha.

Kein Oralsex seinerseits!

Im Herbst jedenfalls war sie in einem Club mit Animation. Da lernte sie Mohammed kennen. Es funkte am Morgen in der Wasseraerobic-Stunde. Von ersten Blicken bis zum Strandspaziergang nach Feierabend dauerte es gerade mal einen Tag. Und von da bis zu seinen ganz grossen Liebesschwüren noch einmal einen Tag.

«Weisst du, es war wirklich Liebe, es war ganz anders als alles, das ich vorher erlebt habe», sagt Kim. Er sei so zärtlich gewesen, romantisch. Jeden Abend hat er ihr eine Rose auf ihren Tisch stellen lassen. Dann all die SMS durch den Tag, die Blicke in der Hotelanlage und nachts dann der Sex. «Er war so liebevoll, vorsichtig und sehr darauf bedacht, dass ich befriedigt bin.»

Nur das mit dem Oralsex sei biz merkwürdig gewesen. Die Blow Jobs habe er sehr genossen, geleckt hat er sie nicht. «Aus religiösen Gründen.»

«I love and miss you, my love!»
Mohammed

Nach zwei Wochen hat er sie an den Flughafen gebracht, Tränen inklusive. Nach der Landung hatte sie schon 20 «I love and miss you, my love»-Nachrichten auf dem Handy. Kim, krass verschossen, sass ein paar Wochen später schon wieder im Flieger Richtung Tunesien.

Wieder verbringt das ungleiche Paar zwei wunderschöne Wochen. Er stellt sie sogar seiner Familie vor. Sagt ihr, dass er sie heiraten will. Kim glaubt ihm jedes Wort.

Dass sie jedes Essen, jede Aktivität und jeden Drink bezahlt, findet sie nicht schlimm. «Weisst du, die verdienen sehr schlecht.» Am Flughafen gibt's dann wieder Tränen.

Daheim angekommen ist es Mohammed, der immer noch weint. Nicht weil er Kim vermisst, sondern weil seine Mutter schwer erkrankt ist. Sie braucht 1000 Franken für eine OP, sonst stirbt sie.

Kim schickt Mohammed das Geld. Und auch als ein paar Tage das Taxi seines Bruders geklaut wird, kommt Kim nicht auf die Idee, dass Mohammed vor allem an ihrem Geld interessiert sein könnte. Wenn sie jetzt nämlich keine 1200 Franken für ein neues Taxi auftreiben können, müssen die Kinder seines Bruder hungern.

Kim überweist auch diesen Betrag.

Mohammed ist so beschäftigt mit dem Elend in seiner Familie, dass er gar keine Zeit für einen weiteren Besuch von Kim hat. Mama braucht nun nämlich Medikamente, nicht teuer, aber sie haben's einfach nicht.

Bodyshaming und andere Katastrophen!

Kim überweist 200 Stutz. Als Mohammed sogleich nach weiteren 300 für eine Reha fragt, wird Kim zum ersten Mal etwas hässig. Was wiederum ihn sehr echauffiert.

«Du hast doch Geld, du bist reich. Wie kannst du nur meine Mutter elend zugrunde gehen lassen?», will er wissen. Wo vor kurzem noch grosse Liebesschwüre formuliert wurden, wird Mohammed jetzt fies. «Meinst du, dass du so schnell einen anderen findest bei deiner Figur?!»

Ich hasse Mohammed. Kims Schwester hasst Mohammed, Und auch Kim hasst jetzt Mohammed. Obwohl sie heimlich immer noch auf ein happy End hofft.

Mohammed entschuldigt sich schliesslich immer sehr herzlich, nachdem er ausgetickt ist. Die Familie, die Probleme, die Distanz zu Kim. Alles biz viel für ihn.

Mir tut die Geschichte fast körperlich weh.

Seit ein paar Wochen herrscht jetzt aber sowieso Funkstille. Kim ist sehr gewillt, es zu schaffen. Allgemein ist sie sehr gewillt, ihr Glück jetzt alleine in die Hand zu nehmen.

Junge Büsis statt Crossfit!

Kim geht seit zwei Wochen fast täglich ins Crossfit. Finde ich super und will gerade ausholen, um sie zu loben, als mir ihre Schwester ins Wort fällt. «Sie geht wegen Ali.» Wer ist Ali? «Ein Austausch-Coach aus Ägypten.»

Er ist «mega lieb und herzig», sagt Kim. «Und so einfühlsam, romantisch, er sucht wirklich die wahre Liebe.»

Ich derweil suche jetzt etwas anderes: nämlich das Weite.

Gestern dann treffe ich Kim zufällig. Es ist weder mit Ali noch mit Mohammed zu einem Happy End gekommen. Nicht mal mehr ins Crossfit mag Kim.

Dafür hat sie sich jetzt zwei junge Büsis angeschafft.

Nuff said.

Adieu,

Bild
Bitte beachtet die Kommentarregeln!
Wie's aussieht, haben einige User unsere Kommentarregeln vergessen. Daher hier kurz nochmal: Wer komplett am Thema vorbeischreibt («Ich weiss, hat jetzt nichts mit der Story zu tun, aber ...»), beleidigt (nein, es ist keine «konstruktive Kritik», wenn du alles als *ç&%/& bezeichnest), oder seine Kommentare anfängt mit «Ihr werdet meinen Kommentar ja eh wie immer löschen, ...», muss sich nicht wundern, wenn diese «ja eh gelöscht» werden.

Genauer nachzulesen hier >>

Es dankt: die Redaktion

Die Geschichten aus dem Leben von Emma Amour:

1 / 90
Die Geschichten aus dem Leben von Emma Amour:
Eins vor Tod will ich Sex und (eventuell) eine Ohrfeige – Hoch über den Wolken gerät mein Flieger in Turbulenzen. Kurz bevor mich meine Flugangst komplett lähmt, zieht mein Leben wie ein Film an mir vorbei – (sehr) skurrile Szenen inklusive. Weiterlesen >>

Auf Facebook teilenAuf X teilen
Emma Amour ist ...
… Stadtmensch, Single, Anfang 30 – und watsons Bloggerin, die nicht nur unverfroren aus ihrem Liebesleben berichtet, sondern sich auch deiner Fragen annimmt. Und keine Sorge, so wie auch Emma, wirst auch du mit deinen Frage anonym bleiben. Madame Amour ist es nämlich sehr wichtig, auch weiterhin undercover in Trainerhosen schnell zum Inder über die Strasse hoppeln zu können.
Das bin nicht ich, aber so würde ich als Illustration aussehen. Öppe.
Das bin nicht ich, aber so würde ich als Illustration aussehen. Öppe.bild: watson
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
244 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Amazing Horse
22.08.2019 10:06registriert August 2014
Und die Moral von der Geschicht'?
Manche Leute checken's einfach nicht... 🤷‍♂️
108810
Melden
Zum Kommentar
avatar
Nonqi
22.08.2019 09:57registriert Juni 2016
und bald so...
Bild
84816
Melden
Zum Kommentar
avatar
Partisan
22.08.2019 10:01registriert November 2016
Ist bizli wie mit dem Schneeball- aka. Ponzi-System. Passiert tausendfach, jeder weiss es. Und trotzdem fallen sie weiter zu Tausenden darauf rein.
Kein Mitleid.
73045
Melden
Zum Kommentar
244
«Müssen meine Brüste noch grösser werden?» – 14 unnötig übersexualisierte Film-Kostüme

Mit der (Über-)Sexualisierung von Schauspielerinnen hat Hollywood schon seit jeher ein Problem. In Filmen kommt das meist in Form von bedenklichen Stereotypen und viel zu freizügiger Kleidung daher, wenn dies für die Geschichte überhaupt nicht nötig gewesen wäre.

Zur Story