Spoiler: In diesem Text gibt es Sex. Aber weil es eben ein Text und kein Porno ist, empfehle ich, nicht bis ans Ende zu spulen, also zu scrollen, weil ihr sonst ... Ach, was sage ich, macht, was ihr wollt. Ihr könnt den Text auch von unten nach oben lesen. Oder von rechts nach links. Ihr könnt ihn euch auch gegenseitig vorsingen.
Bevor wir anfangen, einige Updates: Der Winzling gedeiht. Er spricht schon ein paar Brocken Mandarin und bald beginnt sein Stepptanzkurs. (Er kann nichts, wirklich gar nichts, aber alle drehen durch.)
Emmas Wunsch wurde erhört. Sina hatte Silvester einen Lauf. (Nicht? Ach kommt, ich fand ihn gut.) Sie hat irgendeinen Typen an der Party kennengelernt, an der sie war. Hat sie mir am 3. Januar geschrieben. Am 6. Januar hat sie geschrieben, dass sie mich deshalb aktuell nicht sehen könne. Und am 10. Januar schickte sie eine Nachricht, in der stand, dass sie sich nun auf ihn konzentrieren möchte, dass sie ein gutes Gefühl habe und dass sie mich darum nicht mehr sehen könne. Habe kurz überlegt zu schreiben, dass sie das schon erwähnt hat, aber habe dann ein paar Daumen-hoch-Emojis geschickt.
Für alle, die sich ein romantisches Update bezüglich meiner Ex (und eventuell ein paar gute Sex*-Storys) wünschten: Sie hat spontan entschieden, noch nach Paris zu gehen. «Wenn ich schon mal in Europa bin.» Sie werde aber nochmals «eine kleine Runde in Zürich» machen, bevor sie gehe. Sie melde sich dann. Ich habe noch nichts gehört. Irgendwie glaube ich, dass sie mich nicht sehen will. Wäre auch okay so.
Laura kam an Hannas Silvesterparty – so um 4 Uhr. Im Schlepptau hatte sie etwa fünfzig Freundinnen. Ihre Begrüssung war ernsthaft: «Endlich habe ich dich gefunden! Ich habe dich schon den ganzen Abend gesucht! Wann gehen wir endlich auf ein Date?» Kaum hat sie das gesagt, hat sie eine ihrer Freundinnen weggezogen, die in der Küche Alkohol entdeckt hat. Laura ging in die Küche und wurde nimmermehr gesichtet. Also, ich habe auch nicht nach ihr gesucht, denn, okay, jetzt beginnt die Geschichte, die mit Sex endet.
Ich war ja eben an Hannas Party. Es war, wie es immer an solchen Partys ist: Zuerst stehen alle blöd rum, Männer mit Bierdosen in der Hand, Frauen mit Prosecco in IKEA-Gläsern. Eine Stunde später steht die ganze Meute in der Küche. Jetzt alle mit Kartonbechern und viel zu starken Gin Tonics ohne Eiswürfel. Manchmal frage ich mich schon, wie alt man werden muss, damit sich dies ändert. Aber nun gut.
90 Prozent der Frauen waren vergeben und standen Arm in Arm mit ihrem «Schatz» da. Mit einigen hatte ich schon mal was, also auch keine gute Idee. Aus irgendeinem Grund war das ja nicht weitergegangen. Ein paar Frauen hat Hanna für tabu erklärt. Könnte man diskutieren, aber muss man immer abwägen, ob sich das lohnt. Und übrig bleibt eigentlich niemand, ausser jemand wie Laura, die ja auch nicht wirklich zu haben ist.
Etwa um drei Uhr, als schon die ersten gingen, kam eine Freundin von Hanna mit einer Frau, die ich noch nie vorher gesehen habe. Die zwei Frauen machten die Hallo-Runde, kamen am Schluss zu mir und Hannas Freundin stellte ihren Besuch vor mir hin und sagte: «Und das ist jetzt eben Ben!» Ich habe keine Ahnung, was sie über mich gesagt hatte, dass sie mich so vorstellte, aber es war mir auch egal. Geschadet hat es mir jedenfalls nicht. Die Frau, Bündnerin, Lehrerin, eine zweite Sek in Chur, etwa gleich alt, braune Haare, klein, blieb vor mir stehen und ging erst wieder dort weg, als ich auch wegging. Um fünf. Zu mir.
Ich finde es gut, wenn Frauen laut sind beim Sex. Sie jedoch war sehr laut. War sie nah an meinen Ohren, definitiv zu laut. Aber wenn wir nicht Kopf an Kopf waren, war mir das egal. Die WG hatte ich sowieso für mich und die Nachbarn waren in den Ferien.
Wir wachten auf, ich machte Kaffee, wir machten weiter. Am Mittag zwang sie mich, ihr auf dem Laptop das Neujahrskonzert einzustellen. «Ist Tradition in unserer Familie! Wenn ich das nicht schaue, gibt es Unglück!» Ausschlaggebend für ihr Glück ist hoffentlich, dass das Konzert läuft, nicht, dass es geschaut wird. Ihr Blick war nämlich eher selten auf den Bildschirm gerichtet. Akustisch jedoch war sie voll dabei.
So long,
Ben
Wenn der Text ein Hund wäre, der reglos am Strassenrand liegt, würde ich ihn vorsichtig mit einem Stecken anpieksen. Um zu sehen, ob er noch lebt.
Toter und gefühlsloser geht kaum.