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Til Schweiger spricht zum ersten Mal nach Alkohol-Ausraster

Til Schweiger äussert sich erstmals nach Alkohol-Ausraster

Im Frühjahr wurden schwerwiegende Vorwürfe gegen Til Schweiger zu seinem Verhalten am Filmset publik. Nun hat der Schauspieler erstmals Stellung bezogen.
25.10.2023, 08:39
Jennifer Doemkes / t-online
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In der Branche soll es lange ein offenes Geheimnis gewesen sein, ein «Spiegel»-Bericht brachte es im April schliesslich an die Öffentlichkeit: Til Schweiger soll ein Alkoholproblem haben, zu Gewaltausbrüchen und Schikane neigen. Vor allem die Produktion des Films «Manta, Manta – Zwoter Teil» geriet in die Schlagzeilen. Der Schauspieler sei dort bei Dreharbeiten alkoholisiert erschienen, habe einem Mitarbeiter ins Gesicht geschlagen, hiess es aus Produktionskreisen.

Ein Artikel von
t-online
Til Schweiger: Es stehen schwere Vorwürfe gegen den Schauspieler im Raum.
Bild: Getty Images/Joshua Sammer

Seine Anwälte dementierten die Schilderungen, der Chef der Filmproduktion Constantin bestätigte den Vorfall hingegen. Und Til Schweiger? Der 59-Jährige schwieg eisern zu den Vorwürfen. Rund ein halbes Jahr lang – bis jetzt. Mit dem «Stern» hat Til Schweiger nun erstmals über das angeblich angsterfüllte Arbeitsklima, seine Alkoholprobleme und wie die Anschuldigungen sein Leben verändert haben, gesprochen.

«Ich möchte nicht, dass jemand Angst vor mir hat»

«Sind Sie ein Tyrann, Herr Schweiger?», lautet eine der ersten Fragen des Interviews – vor dem er «ein bisschen nervös» war, wie der Filmstar zugibt. Der Vorwurf habe ihn schwer getroffen. «Ich bin ein freundlicher Mensch», betont Til Schweiger. «Ich möchte nicht, dass jemand Angst vor mir hat.» Freunde hätten ihm jedoch schon früher gesagt, dass er eine Art haben könne, die «angsteinflössend» wirke, räumt er ein.

Sein Alkoholkonsum habe zu der Situation am Set beigetragen. Auch das streitet Til Schweiger nicht ab. Bei den Dreharbeiten zu «Manta Manta – Zwoter Teil» habe er «mehr getrunken als zuvor». Es habe eine Situation gegeben, in der «ich durch meinen Alkoholkonsum nicht ich selbst war. Aber in dem Moment habe ich das nicht wahrhaben wollen. Da war ich überzeugt, ich könnte drehen.»

Til Schweiger mit seiner "Manta Manta"-Kollegin Tina Ruland bei der Premiere des zweiten Filmteils.
Bild: Andreas Rentz/Getty Images for Constantin Film

Der Herstellungsleiter sei hingegen anderer Meinung gewesen und habe ihm den Zugang zum Set verweigert. «Er wollte mich vor mir selbst schützen und hatte den Mut, sich mir in den Weg zu stellen. Und was tat ich? Ich habe ihm eine Ohrfeige gegeben, obwohl ich diesen Mann so unglaublich schätze und so gern habe», gibt Til Schweiger die Situation wieder und gesteht: «Es war eine Katastrophe, für die ich mich heute noch schäme.»

Til Schweiger will «ein besserer Mensch werden»

Er sei nur ein einziges Mal betrunken bei den Dreharbeiten aufgetaucht – nach einer durchzechten Nacht, stellt der 59-Jährige klar. Dass er ein Alkoholproblem hat, dessen sei er sich bewusst. Im Laufe der Jahre habe es immer wieder Gespräche mit Verwandten und Freunden gegeben, die sich Sorgen gemacht hätten, dass er zu viel trinke. «Heute weiss ich: Ich habe dieses Thema immer vor mir hergeschoben. Es wurde schleichend mehr, und dann kam es zu Kontrollverlusten. Danach habe ich mich immer unheimlich geschämt», so der Schauspieler.

Rückblickend weiss er: «Ich habe mir die ganze Zeit was vorgemacht.» Die jüngsten Ereignisse seien schliesslich der längst überfällige Wendepunkt in seinem Leben gewesen. «Ich habe erkannt, dass ich ein Problem habe, das ich nicht ohne Hilfe von aussen in den Griff bekommen kann.» Seit einigen Monaten sei er deshalb in Therapie, denn «ich werde bald 60. Ich will jetzt keine Zeit mehr verlieren, ich will ein besserer Mensch werden», betont Til Schweiger.

Seit einem halben Jahr trinke er höchstens zwei Gläser Alkohol am Stück, habe keinen Rausch mehr gehabt. «Wenn deine Kinder zu dir sagen: 'Papa, ich bin stolz auf dich' – das ist viel schöner, als wenn sie weinend vor dir sitzen, weil sie sich so unendlich grosse Sorgen machen.» Mit den Konsequenzen seines Handels muss er trotzdem leben. «Das ist die Strafe. Denn auch wenn man sich ehrlich entschuldigt, hat man einige Menschen tief verletzt», so Til Schweiger.

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45 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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jazzie
25.10.2023 09:22registriert Februar 2015
Auch wenn es ein halbes Jahr gedauert hat, finde ich es doch stark, dass er jetzt über dieses tabuisierte Thema redet und Reue zeigt. Und Hilfe geholt hat!
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Hiker
25.10.2023 12:06registriert Januar 2017
Jedem der hier offensichtlich kein Alkoholproblem hat möchte ich sagen: es gibt tatsächlich Menschendie schwer mit dieser Sucht zu kämpfen haben. Und es ist beileibe kein leichter Kampf. Schon nur sich selber einzugestehen dass es so ist, ist ein grosser Schritt. Damit an die Öffentlichkeit zu gehen, noch dazu als Promi, stelle ich mir extrem schwierig vor. So jemanden herunterzumachen hingegen fällt leicht. Ich wünsche Herrn Schweiger alles gute im Kanpf gegen seine Sucht.
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THEOne
25.10.2023 12:18registriert März 2019
immerhin zeigt er einsicht und es ist keine 0815 socialmedia entschuldigung, was ich doch sehr respektabel finde. hoffe er kriegt die kurve wieder
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