Vor Kurzem wurde bekannt, dass bei allen ESC-Veranstaltungen Taschen, Rucksäcke oder Bauchtaschen verboten sind. Benutzt werden können nur Jacken- und Hosentaschen. Doch Letzteres könnte vor allem für Frauen ein Problem darstellen. Denn die Taschen bei Frauenkleidung sind meistens kleiner oder gar nicht erst vorhanden, da sie nur aufgenäht werden.
Dieses Problem gibt es aber nicht erst seit Kurzem. Schon 2012 forderte die YouTuberin Hollishillis in einem eineinhalb minütigen Video anständige Hosentaschen. Und auch über ein Jahrzehnt später diskutieren die Leute auf TikTok, Instagram oder X die zu kleinen Hosentaschen bei Frauenkleidung, in denen oftmals nur ein Lippenstift Platz hat. Verknüpft wird dies beispielsweise mit dem Hashtag #WeWantPockets. Ein Kommentar dazu lautete: «Ich hasse es, dass Frauen-Hosen meistens Fake-Taschen haben, während in Männer-Hosentaschen zwei Kühlschränke und das ganze Rewe-Sortiment passen.»
Während Männer beispielsweise ihre Mobiltelefone gemütlich in ihren Hosentaschen verstauen können, müssen Frauen mit ihren oftmals halb so grossen Taschen das Handy an einer Kette oder in einer Handtasche mittragen. Und der Unterschied wurde sogar belegt.
In einer Untersuchung von 2018 des Online-Kulturmagazins The Pudding haben zwei US-amerikanische Journalistinnen 80 Hosenpaare der 20 beliebtesten Jeansmarken der USA auf die Ungleichheit der Hosentaschen bei den Geschlechtern getestet.
Das Ergebnis bestätigte die ungleichen Grössen: Der Grossteil der Hosentaschen für Frauen war durchschnittlich um 48 Prozent kürzer und 6,5 Prozent enger geschnitten als das männliche Pendant. Nur 40 Prozent der Frauentaschen boten genug Platz für ein iPhone X, bei den Männerhosen hatte das Smartphone in allen Taschen Platz. Eine Hand locker in die Hosentasche stecken war bei den Frauenmodellen zudem nur bei 10 Prozent möglich, bei den Männermodellen hingegen bei allen.
Die Vernachlässigung der Taschen bei Frauenkleidung zog sich schon durch die ganze Geschichte. Wo Männer schon in der Renaissance weite Pluderhosen mit taschenartigen Schlitzen trugen, gab es bei Frauen erst hundert Jahre danach etwas, das sich damit vergleichen lässt. Unter den Röcken trugen sie lange Beutel um die Hüften, in denen sie Nähzeug, Riechsalz oder Puder verstauten. Die Tasche verlagerte sich später nach aussen, wo sie in Form eines kleinen Beutels am Kleid hing.
Die Form der separaten Tasche blieb weitestgehend. Anders als die Männer, die jederzeit frei durch die Strassen laufen konnten, wurden die Frauen durch das Halten oder Tragen ihrer Habseligkeiten eingeschränkt.
Hosentaschen für Frauen kamen dann erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit den Sport- oder Arbeitshosen, in denen beispielsweise Arbeitsgeräte verstaut werden konnten. Doch auf die weibliche Silhouette wurde stets geachtet. Im Zweiten Weltkrieg trugen etwa die 150'000 Freiwilligen des Women's Army Corps (WAC), die in nicht kämpfenden Rollen dienten, als Teil ihrer Uniform vorgeschriebene Ledertaschen mit falschen Taschenklappen. Denn es wäre nicht angemessen gewesen, die Hand in eine Brusttasche zu stecken. Die Uniform sollte so feminin wie möglich sein.
Abgesehen von der Arbeitskleidung waren Taschen bei der Frauenkleidung eher rar. 1945 sagte schon der französische Designer Christian Dior: «Männer haben Taschen, um Dinge darin aufzubewahren, Frauen zur Dekoration.» An dieser (männlichen) Auffassung hat sich auch danach nicht viel geändert.
Ein anderer Grund für die spärliche Beschäftigung mit Hosentaschen bei Frauen ist die Industrie. Indem die Kleidungstaschen klein bleiben, kaufen die Frauen weiterhin teure Handtaschen, um ihr Hab und Gut darin zu verstauen. Denn dieser Markt ist äusserst lukrativ.
Auch die Fast-Fashion-Industrie trägt eine Mitschuld an den kleinen oder nicht vorhandenen Hosentaschen, denn indem Hersteller diese weglassen, sparen sie Produktionskosten. Bei preiswerteren Modellen werden zudem dünnere Stoffe genutzt, bei denen Hosentaschen sich unvorteilhaft am Körper abzeichnen würden. Deswegen werden sie vor allem bei engeren Modellen oftmals ganz weggelassen.
Weibliche Zuschauer müssen an den ESC-Veranstaltungen also wohl oder übel mit ihren Mini-Hosentaschen und Jackentaschen vorliebnehmen. Eine Ausnahme besteht aber glücklicherweise bei Hygieneprodukten, falls die Besucherin ihre Tage hat. In diesem Fall ist eine kleine Bauchtasche in Ordnung. Ausnahmen gibt es ebenfalls bei Medikamenten.
(kek)
👖👗🤔
Erst kam die blöde Einschränkung auf DinA4, dze schon Sehr nervig war, mit der man sich aber nicht irgendwie arrangieren konnte. Und jetzt noch nicht einmal mehr Bauchtauschen? Was für Nichtdenker*innen Kommen auf so einen Blödsinn? Vermutlich Menschen die sich immer nur in VIP-Logen aufhalten, für die solche Regeln sicher nicht gelten.
Und brauch man ein ärztliches Attest um nachzuweisen, dass man die Tage hat oder geht das auf Vertrauensbasis?