«Baywatch – die Rettungsschwimmer von Malibu» lief ab 1989 bis 2001, umfasst 243 Folgen in 11 Staffeln – und war die erfolgreichste TV–Serie des 20. Jahrhunderts. Zu Spitzenzeiten lockte «Baywatch» pro Woche eine Milliarde Menschen vor die TV-Geräte. Die Serie wurde in 155 Ländern ausgestrahlt.
Warum war Baywatch so erfolgreich? Weil die Geschichten so spannend waren? Die Schauspielerinnen so talentiert? Die Wendungen so dramatisch?
Nope.
Der Erfolg der Serie beruhte ausschliesslich darauf, dass eine Ansammlung von Menschen mit minimaler Abweichung vom Schönheitsideal, ausgestattet mit maximalem Brustumfang, ihre unrealistisch perfekt (um)gebauten Körper 45 Minuten lang mit möglichst wenig Stoff verhüllten. Oder wie es auf der Redaktion heute Morgen hiess: «Mehr Brüste als bei Baywatch gab es um 18.00 im Fernsehen sonst nirgends zu sehen.»
Und nun, 23 Jahre nach der letzten Folge, wurde bekannt: Der seriengewordene Pin-Up-Kalender kommt mit einer neuen Staffel zurück.
Doch die Zeiten haben sich geändert. Nicht, dass die Menschen nicht weiterhin «perfekte» Körper sehen wollen. Aber derart unverhohlener Sexismus – und auch der latente Rassismus der Serie (zu Beginn waren sämtliche Hauptfiguren weiss) – geht nicht mehr. Und auch in anderer Hinsicht bläst der Wind nun aus einer andere Ecke durchs perfekt frisierte Haar. Seit 2001 hat sich viel verändert.
Die Macher der Serie haben nun die heikle Aufgabe, die unique selling proposition, das Alleinstellungsmerkmal der Serie, in ein politisch korrektes Umfeld zu transportieren. Woken Sexismus zu erfinden quasi. Eine schwierige Aufgabe. Doch wie uns das geleakte Transkript eines ersten Sondierungsgesprächs von Larry (Produzent), Jack (Regisseur) und Bill (Drehbuchautor) zeigt, wird Hollywood das Kind schon schaukeln.
Larry: Herren! Reden wir über das Casting! Wir brauchen Latinos, Asiaten, Schwarze, Indigene, Weisse, Homosexuelle, Nonbinäre und Behinderte. Habe ich eine Minderheit mit unverdient viel Social-Media-Power vergessen?
Jack: Larry, ich glaube, heute sagt man nicht mehr behind …
Larry: Fresse Jack! Hilf mir lieber mit den Minderheiten!
Jack: Also Autisten braucht es noch, Kleinwüchsige, … und die, die keine Gluten vertragen.
Larry: Glutenunverträglichkeit ist super, Autismus auch. Bei beidem spricht nichts dagegen, dass Betroffene im Badeanzug geil aussehen. Was ist mit all den Religiösen?
Bill: Wir könnten eine Darstellerin in einen Burkini stecken.
Larry: Gibt es Tanga-Burkinis?
Jack: Die eigentliche Idee eines Burkinis ist ja, darin nicht verführerisch auszusehen.
Larry: Dann, so Gott will, verwerfen wir diese dumme Idee.
Bill: Aber wir könnten jemanden in einen Burkini stecken, der ohnehin nicht sexy ist …
Larry: Hä? Ich bezahle doch niemanden, der nicht sexy ist!
Bill: … vielleicht eine etwas fülligere Person?
Jack: Fülligere Personen können durchaus …
Larry: Dann haben wir die Fetten auch gleich im Boot! Siehst du Jack! So geht kreatives Denken! Ich sags euch Freunde, das ist Grammymaterial hier! Grammymaterial!
Jack: Emmys, Larry. Serien gewinnen Emm…
Larry: Egal, Jack. Sag mir lieber, wie wir das Behindertenproblem lösen!
Jack: Da es sich beim Rettungsschwimmen um eine körperliche Tätig …
Larry: Rollstuhl oder keine Arme! Was ist besser?
Bill: Keine Arme ist exrem. Die Leute lieben extrem. Und es ist unser Auftrag, den Leuten Hoffnung zu machen, zu zeigen, was alles möglich ist, wenn man nur will! Der Rettungsschwimmer ohne Arme, der Rettungsschwimmer, der rettet, indem er auf die Zähne beisst.
Larry: Und er hat riesige, schöne, weisse Zähne. Sexy Zähne … fucking Grammymaterial! Was brauchts noch?
Jack: Die Strandfahrzeuge müssen elektrisch sein, auch Frauen sollen mal die Rettungsboote steuern dürfen, die Rettungstürme, offensichtliche Phallussymbole, müssen weg, und beim Beatmen einer bewusstlosen Person muss diese natürlich zuerst die Zustimmung für die intime Berührung geben …
Larry: Scheiss die Wand an!
Bill: Wir könnten einfach jeweils wahnsinnig attraktive Personen total hässliche beatmen lassen. So merkt jeder, dass es kein sexueller Übergriff sein kann.
Larry: Du meinst eine 10 beatmet eine 2? Puäk!
Bill: Wir zoomen einfach auf die 10! Auf die Tränen, wie sie leidet.
Jack: Was ist mit den Badeanzügen? Wir dürfen heute junge Frauenkörper nicht mehr so schamlos ausbeuten.
Bill: Wir passen dafür einfach die Badehosen der Jungs an. Statt der langweiligen Shorts gibt es klitzekleine Speedos.
Larry: Dann beuten wir junge Frauen- und Männerkörper aus! Gerechtigkeit siegt! Und einmal ertrinkt jemand fast, weil sich die non-binäre Rettungsperson nicht entscheiden kann, ob sie heute eine Badehose oder einen Badeanzug tragen soll …
Bill und Jack: Nein, Larry ... genau so eben nicht.