Spoilerwarnung: Achtung, dieser Artikel enthält Spoiler zum Anfang Januar erschienenen «Nosferatu».
«Nosferatu, eine Symphonie des Grauens» (1922) von Regisseur Friedrich Wilhelm Murnau ist ein Film-Klassiker und prägt das Bild von Vampiren in unserer Gesellschaft bis heute. Nun hat Robert Eggers den Fantasy-Horror-Film neu verfilmt – und nahm natürlich einige Änderungen vor. Änderungen, die die tiefen Abgründe der Menschheit erforschen und seinen Film zu ganz grossem Kino machen.
Sei das nun das Aussehen von Nosferatu oder die intime Dreiecksbeziehung, in der sich Ellen, Thomas und Orlok wiederfinden – hier kommen die acht wichtigsten Änderungen in Eggers Neuverfilmung.
In der neuen Adaption ruft Ellen als Mädchen Nosferatu zu sich. Seither sind ihre Schicksale miteinander verwoben und ihre Beziehung ist intimer als im Originalfilm. Es ist ein cleverer Twist, der die Besessenheit Orloks erklärt. Ellens Entscheidung, Graf Orlok herbeizurufen, stellt auch klar, dass sie nicht das hilflose Opfer ist, als welches sie in Murnaus Film dargestellt wird.
Die Art, wie Orlok Blut saugt, ist nicht etwa am Hals, wie in bisherigen Vampir-Streifen aus Hollywood. Nein, Orlok beisst in die Brust und trinkt direkt vom Herzen.
Diese Änderung soll die Brutalität von Nosferatu betonen. Eggers erklärte, dass dies die Vampir-Volksmärchen der Vergangenheit ehren soll, in denen die Vampire die Brust ihrer Opfer angriffen.
Weder spitzige Eckzähne noch spitzige, lange Ohren: Dieser Unterschied ist ziemlich offensichtlich, auch wenn Orloks Gesicht in der Neuverfilmung erst nach und nach enthüllt wird. Bill Skarsgårds Nosferatu wirkt eher grotesk und ähnelt einem verwesenden Leichnam.
In einem Interview mit «Vanity Fair» erzählte Eggers, dass er wollte, dass Nosferatu «wie ein toter transsilvanischer Adliger» aussieht. Daher auch der Schnauz, die Absatzschuhe und der Mantel.
Bevor sich Thomas auf seine Reise macht, gibt Ellen ihrem Frischvermählten ein Medaillon, das eine Locke von ihren Haaren enthält. Das Medaillon spielt im weiteren Verlauf der Handlung eine wichtige Rolle, indem es die Verbindung zwischen Orlok und Ellen noch einmal vertieft.
In «Nosferatu, eine Symphonie des Grauens» kommt das Medaillon nicht vor. Stattdessen trägt Thomas ein Foto von Ellen bei sich, das Orlok dazu veranlasst, von ihr besessen zu werden. Das Medaillon ist zwar nur eine kleine Abwandlung, aber es stärkt Ellens Rolle als aktive Teilnehmerin in der Dreiecksbeziehung.
In Eggers «Nosferatu» haben Ellen und Orlok eine komplizierte romantische und sexuelle Geschichte. Nach ihrer Hochzeit gerät Ellen mit Thomas und Count Orlok in ein Liebesdreieck.
Dies ist eine der offensichtlichsten Änderungen gegenüber der ursprünglichen Geschichte. Für Ellen ist ihre dunkle sexuelle Beziehung mit Orlok sowohl beschämend als auch aufregend. Diese tragische Beziehung macht Nosferatu zu mehr als einem Vampirfilm, nämlich zu einer Auseinandersetzung mit menschlichen Trieben.
Mit kleinen Details werden Orloks übernatürliche Fähigkeiten demonstriert. Ein Beispiel dafür ist die unbemannte Kutsche, die Thomas zu Nosferatus Schloss bringt. Im Originalfilm von 1922 nimmt Nosferatu ihn persönlich mit.
Ist dir aufgefallen, wie die Kutsche auf einer Kreuzung hält? In der Folklore stellen Kreuzungen einen Ort zwischen den Welten dar und es wird gesagt, dass man dort seine Seele an den Teufel verkauft.
Eine weitere kleine, aber bedeutsame Änderung in «Nosferatu» ist die Interaktion zwischen Thomas und Orlok im Schloss. Obwohl Thomas ursprünglich versucht zu fliehen, als er die Wahrheit über Orloks eigentliche Natur erfährt, versucht er, diesen zu töten, indem er ihm einen Pfahl ins Herz stösst. Allerdings nicht sehr erfolgreich.
Diese Tat verleiht der Figur von Thomas Mut und Tapferkeit. Sie zeigt ebenfalls, dass Thomas alles versucht, um Ellen zu beschützen. Denn zu diesem Zeitpunkt weiss er bereits, dass Orlok es auf seine Ehefrau abgesehen hat.
Eine weitere offensichtliche Veränderung in Eggers «Nosferatu» ist die Erschaffung der Figur des Professor Albin Eberhart von Franz, die von Willem Dafoe dargestellt wird. Dafoes Figur ist ein Vampirjäger und wissenschaftlicher Kenner der Welt des Okkulten. Er möchte Ellen und Thomas helfen, Nosferatus Fluch zu lüften.
Eggers Entscheidung, Dafoes Figur zu erschaffen, ermöglicht es dem Publikum, mehr über die paranormalen Elemente zu erfahren, die im Film eine Rolle spielen, wie Ellens Fähigkeit, mit der Geisterwelt in Verbindung zu treten.