Amanda Knox war 20, als sie 2007 für ein Austauschjahr nach Italien flog. Die Amerikanerin lebte gemeinsam mit der Britin Meredith Kercher in einer Wohnung, und sie wurden schnell beste Freundinnen.
Doch Knox' Traum wurde zum Albtraum. Im November 2007 wurde Kercher tot in der gemeinsamen Wohnung in Perugia aufgefunden und Knox wurde trotz mangelnder Beweise von der Presse verurteilt und wegen Mordes verurteilt.
Seit ihrer Freilassung spricht Knox immer wieder öffentlich über ihren Fall und wie die Medien sie dämonisierten und das Justizsystem sie fast im Stich liess.
Nun erzählt sie in «The Twisted Tale of Amanda Knox», einer achtteiligen Serie, die auf ihren Memoiren basiert, ihre Geschichte aus ihrer Perspektive.
Bis heute zählt der Fall über die «sexbesessene» Amanda Knox zu einem der umstrittensten Kriminalfälle. Obwohl sie zweimal freigesprochen wurde, glauben Menschen immer noch daran, dass sie ihre Mitbewohnerin brutal ermordet hat.
Am 2. November 2007 wurde die britische Austauschstudentin Meredith Kercher tot in ihrem Schlafzimmer, in der Wohnung, die sie mit Knox und zwei Italienerinnen teilte, gefunden.
Die Polizei fand ihre Leiche gegen Mittag. Eine offene Eingangstür und ein zerbrochenes Fenster deuteten zuerst auf einen Einbruch hin, doch die Behörden stellten später fest, dass diese Details inszeniert waren.
Kerchers Schlafzimmertür war verschlossen, sie war halb nackt, ihr blutbefleckter BH war zerfetzt und beiseite geworfen worden. Die Autopsie ergab, dass sie an einem Schock aufgrund von Stichwunden am Hals gestorben war.
Es ist das Verhalten von Amanda Knox, das sie nach dem Mord an den Tag legte, das die Aufmerksamkeit der Presse auf sie zog. Sie und ihr Freund Raffaele Sollecito wurden küssend in einem Unterwäschegeschäft gefilmt. Nicht nur die Medien, auch der Staatsanwalt waren schnell darin, Knox als sexbesessene «Luciferina» abzustempeln.
2018 erzählte Knox in einem Interview gegenüber Newsweek: «Ich hätte die versauteste Person der Welt sein können und es hätte keine Rolle spielen dürfen, weil es nichts mit den Beweisen in diesem Fall zu tun hat. Die Tatsache, dass ich beschuldigt wurde, ein Vergewaltigungsspiel inszeniert zu haben – das war so absurd.»
Neben der Berichterstattung gibt es noch einen anderen Grund, weshalb manche Menschen nicht glauben, dass Knox unschuldig ist. Sie hat ihre Aussage mehrmals geändert und soll im Verhörraum ein Rad geschlagen und Yoga gemacht haben.
Der Staatsanwalt Giuliano Mignini, der auch die Untersuchungen leitete, war fest davon überzeugt, dass Knox, ihr Freund und Rudy Guede, der Mann, der den Mord tatsächlich getätigt hatte, Kercher gemeinsam getötet hatten. Seine Theorie lautete, dass die Gruppe an einem Sexspiel und satanistischen Ritualen teilgenommen hat.
Guede wurde 2008 wegen sexueller Nötigung und Mordes an Kercher in «gemeinsamer Handlung mit anderen» zu 30 Jahren Haft verurteilt, doch nach einer Einsprache wurde die Strafe auf 16 Jahre herabgesetzt. Wegen guter Führung wurde er Anfang 2021 vorzeitig entlassen.
Knox und Sollecito wurden im Dezember 2009 wegen Mordes und sexueller Gewalt verurteilt. Sie wurde zu 26 Jahren Gefängnis verurteilt, Sollecito zu 25 Jahren.
Beweise dafür, dass die beiden in den Mord involviert waren, gab es keine, es wurden nicht einmal DNA-Spuren von ihnen am Tatort gefunden.
Nach fast vier Jahren in einem italienischen Gefängnis haben Knox und Sollecito Berufung eingelegt und sind im Oktober 2011 für nicht schuldig befunden und entlassen worden.
Doch die italienischen Behörden gaben nicht auf. 2014 kam es zu einem zweiten Prozess und Knox (inzwischen wieder in den USA lebend) und Sollecito wurden erneut wegen Mordes verurteilt.
Ein Jahr später, im März 2015, hob jedoch Italiens oberstes Gericht die Verurteilung und Knox und Sollecito endgültig auf und sprach die beiden frei, nachdem es «erstaunliche Mängel» in den ursprünglichen Mordermittlungen festgestellt hatte.
Die Hauptdarstellerin der Serie, Grace Van Patten, erzählte in einem Interview gegenüber People, dass nicht nur die Geschichte, die die meisten bereits kennen, erzählt wird, sondern auch neue Details ans Licht gebracht werden:
Van Patten fordert Zuschauerinnen und Zuschauer auf, die Serie unvoreingenommen anzuschauen. «Die meisten Leute haben nur die Schlagzeilen gelesen, dass sie eine sexbesessene, mörderische und bösartige junge Frau ist, was nicht weiter weg von der Wahrheit sein könnte», fügt sie hinzu.
Die ersten beiden Folgen von «The Twisted Tale of Amanda Knox» sind jetzt auf Disney Plus verfügbar. Jede Woche wird eine neue Folge veröffentlicht. Die finale Folge kommt am 1. Oktober heraus.