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The Residence: In der Netflix-Serie ist die Schweiz prominent vertreten

Netflix ist in einer neuen Serie von der Schweiz besessen

In «The Residence» wird das Weisse Haus zum Schauplatz eines Mordes. Einer der Verdächtigen ist der Schweizer Konditor des Präsidenten. Wir haben uns an Schweiz Tourismus, Glacier Express und das EDA gewandt, um ihre Reaktionen zu erhalten.
22.03.2025, 18:3822.03.2025, 18:38
Fred Valet
Fred Valet
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Eines Abends stirbt ein Mann im Weissen Haus. und der Zeitpunkt könnte nicht ungünstiger sein. Während der amerikanische Präsident ein Staatsdinner mit der aussergewöhnlichen Anwesenheit des australischen Premierministers veranstaltet, wird der Oberportier tot auf dem Teppich im dritten Stock gefunden.

Panik bricht aus.

Selbstmord oder Mord?

In «The Residence», der neuen Netflix-Serie, die am Donnerstag erschienen ist, wird die Ermittlerin Cordelia Cupp (gespielt von Uzo Aduba, bekannt aus «Orange Is the New Black») damit beauftragt, Licht in das zu bringen, was zunächst nur als «ein Vorfall» bezeichnet wird. Das Problem: Die Angehörigen des US-Präsidenten weigern sich, vollumfänglich mit den Ermittlungen zu kooperieren – und gleichzeitig gilt es, keine Verdachtsmomente bei den Gästen zu wecken, die gerade ausgelassen zu einem Konzert der (echten!) Kylie Minogue tanzen.

Kylie Minogue in The Residence (2025)
Kylie Minogue gibt in «The Residence» ein Privatkonzert.Bild: netflix

Eine Ermittlung ist nie einfach – doch sie wird noch komplizierter, wenn sie in der am strengsten bewachten Residenz der Welt stattfindet. Der Ausgangspunkt ist also simpel: ein Weisses Haus, 132 Räume, eine Leiche, 157 Verdächtige. Doch dann wird es erst richtig knifflig. Die exzentrische Detektivin muss nicht nur alle Verdächtigen befragen, sondern auch gleichzeitig einen Staatsskandal verhindern.

Der Chefkonditor des US-Präsidenten, Didier Gotthard, befindet sich auch unter den Verdächtigen.

Wer die Serie auf Deutsch schaut, bemerkt, dass sie in der synchronisierten Version Gotthard französisch gemacht haben.

Bronson Pinchot, Elliot Morgan, Barrett Foa, and Molly Griggs in The Residence (2025)
Links der Schweizer Konditor Didier Gotthard.Bild: netflix

Wie sein sehr klischeehafter Name schon sagt, ist Didier Gotthard Schweizer. Genauer gesagt Deutschschweizer. Und das ist nicht die einzige Erwähnung unseres Landes in diesem imposanten, humorvollen Thriller, der von der produktiven Shonda Rhimes produziert und von Paul William Davies inszeniert wird. Während der Konditor zu den zahlreichen Verdächtigen gehört, nutzt die Detektivin die Gelegenheit, um von einer ihrer Reisen in die Schweiz zu berichten, und zwar mit erstaunlicher Genauigkeit.

Die Befragung des Verdächtigen:

Didier Gotthard, der Konditor
Ich bin schockiert.
Cordelia Cupp, die Detektivin
Wirklich?
Didier
Ja.
Cordelia
Sie sehen nicht schockiert aus.
Didier
Das liegt daran, dass ich Deutscher bin.
Cordelia
Ich dachte, Sie sind Schweizer.
Didier
Deutschschweizer.
Bild
Bild: netflix

Die Reise der Detektivin in die Schweiz

«Ich bin einmal im Badrutt's Palace gewesen. Zwei Nächte.»
Saint Moritz, Switzerland, February 21, 2023 Building of the popular Badrutts palace hotel in the city center
Das Badrutt's Palace Hotel in St.Moritz.Bild: imago images
«Ich habe den Zug von St. Moritz nach Zermatt genommen.»
«Der Glacier Express»
«Der heisst zwar Express, doch schnell ist er nicht.»
«Aber der Ausblick ...»
«Der Zug hat diese riesigen Fenster.»
Giancarlo Esposito, Ken Marino, Isiah Whitlock Jr., Susan Kelechi Watson, and Uzo Aduba in The Residence (2025)
Cordelia Cupp (gespielt von Uzo Aduba).Bild: NETFLIX
«Während all die Passagiere im Zug die Aussicht genossen haben, haben Leute von ausserhalb zu uns reingesehen.»

Im Laufe der Episoden wird klar, dass die persönlichen Erfahrungen der Detektivin, wie beispielsweise ihre Reise in die Schweiz, ihr während ihrer Karriere stets bei der Aufklärung von Verbrechen geholfen haben. Doch dieses Mal macht ihr Didier Gotthard das Leben schwer. Am Ende ihres Verhörs teilt Cordelia Cupp ihre Eindrücke mit dem Kommandanten des MPD, der Polizei von Washington DC.

Cordelia Cupp:

«Ich glaube, es wird kompliziert mit ihm, denn er ist ein Schweizer, der nicht locker lässt.»

Kommandant des MPD:

Ist er nicht Österreicher??

Cordelia Cupp:

«Nein, Schweizer»

Ist dieser seltsame Didier Gotthard der Mörder? Das bleibt ein Rätsel. Umso mehr, als die Detektivin ein Dutzend Verdächtige im Visier hat. Viele Angestellte des Weissen Hauses, von der Küchenchefin bis zum Elektriker, aber auch einer der australischen Minister auf diplomatischem Besuch. Es bleibt festzuhalten, dass «unser» Konditor eine wichtige Rolle in «The Residence» spielt.

Ausserdem wird die Schweiz für die Amerikaner immer ein grosses Geheimnis bleiben. Das beweist einen urkomischen Austausch zwischen Cordelia Cupp und einem Spezialagenten des FBI. Letzterer versteht nichts von unserer Mehrsprachigkeit.

FBI-Agent:

«Ich verstehe die Schweiz nicht.»
«Es gibt deutsche Schweizer, italienische und französische Schweizer.»
«Ist irgendetwas nur schweizerisch?»

Die Detektivin:

«Roger Federer»
Randall Park and Uzo Aduba in The Residence (2025)
Laut diesen beiden ist Roger Federer das einzig komplette Schweizerische.Bild: netflix

Ein guter Schachzug für die Schweiz?

Nicht unbedingt, wenn man Schweiz Tourismus glaubt, das von watson kontaktiert wurde und «nicht darüber informiert» war, dass unser Land in dieser neuen grossen Netflix-Produktion stark vertreten ist.

«Laut einer Studie sind die Vorteile gering. Nur 1,4 % der befragten Personen geben Kino, Fernsehen oder Radio als Informationsquelle an, um sich für eine Reise in die Schweiz zu entscheiden.»
François Germanier, Sprecher von Schweiz Tourismus, bezieht sich auf «Tourismus Monitor Schweiz», die grösste europäische Umfrage unter Reisenden.

Investiert Schweiz Tourismus manchmal Geld, um in einem Film oder einer Serie aufzutreten? «Nein, Schweiz Tourismus macht keine Werbung oder Produktplatzierung in internationalen Filmen», antwortet Sprecher François Germanier. Er ist jedoch der Meinung, dass solche Auftritte wie in «The Residence» zu einem «insgesamt sehr positiven Bild unseres Landes beitragen».

Was sagt die Regierungsagentur Präsenz Schweiz, die dem EDA angegliedert ist und das Image der Schweiz im Ausland fördern soll, dazu?

«Das zeigt, wie stark die Marke unseres Landes ist. Mit einem solchen Publikum wird diese Figur wahrscheinlich die Wahrnehmung bestimmter Aspekte unseres Landes, wie Diskretion und Willensstärke, verstärken.»
Alexandre Edelmann, Chef von Präsenz Schweiz

«Die damit verbundenen Werte sind eher positiv für die Schweiz, z. B. Vertrauen, die Schönheit unseres Landes und die Tatsache, dass wir nur dann reden, wenn wir etwas zu sagen haben», sagte uns Alexandre Edelmann.

Von Seiten Glacier Express versichert man uns, dass es keine Produktplatzierung gab, aber dass eine «gute Präsenz in einem Film Aufmerksamkeit erzeugen kann, insbesondere bei einem Publikum, das man mit den üblichen Marketingaktivitäten nicht erreicht», verrät Direktorin Annemarie Meyer.

«Aber es kann auch zu einer Übernachfrage und den damit verbundenen Herausforderungen führen, wie wir es in letzter Zeit bei anderen Touristenorten in der Schweiz gesehen haben.»
Annemarie Meyer, Geschäftsführerin Glacier Express

Wie dem auch sei, «The Residence» ist ein besonders gut geschriebener und vor Bosheit strotzender Thriller. In diesem politisch-absurden Hinterzimmer findet man ein wenig die Atmosphäre von «Glass Onion» wieder. Zwar ohne Daniel Craig, aber mit einem schwulen US-Präsidenten und einer Kylie Minogue, die es zu lieben scheint, sich selbst zu spielen.

«The Residence» besteht aus sieben Folgen und ist auf Netflix verfügbar.

Hier kannst du den Trailer schauen:

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25 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Kadurio
22.03.2025 20:25registriert April 2024
"Das liegt daran, dass ich Deutscher bin."
"Ich dachte, Sie sind Schweizer."
"Deutschschweizer."

Also der Dialog ist überhaupt nicht Schweizerisch. Welcher Schweizer bezeichnet sich selbst als Deutscher?
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Joe Smith
22.03.2025 19:15registriert November 2017
Kein Schweizer würde sagen: «Ich bin Deutscher». Auch kein Deutschschweizer. Soviel zur «erstaunlichen Genauigkeit».
734
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Zum Kommentar
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Schlaf
22.03.2025 19:20registriert Oktober 2019
«Wer die Serie auf Deutsch schaut, bemerkt, dass sie in der synchronisierten Version Gotthard französisch gemacht haben.»

Sie haben einen Deutschschweizer französisch gemacht🤯

Und Roger Federer soll den typischen Schweizer repräsentieren🤯

Wild…
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