Kein Hollywood-Studio produziert so viele Serien und Filme wie Netflix. Bei Weitem nicht alles, was aus der Maschine fliesst, ist Edelware. Vieles geht unter im Strudel der Neuerscheinungen. Immer wieder aber trifft Netflix mit dieser Strategie ins Bullseye des Zeitgeistes.
Dann kann eine kleine britische Serie wie «Adolescence» nahezu aus dem Nichts zum popkulturellen Gesprächsthema Nummer eins werden, vielleicht sogar gesellschaftliche Relevanz erreichen.
Auch der britische Premierminister Keir Starmer äusserte sich zu der Serie, in der es um einen 13-jährigen Jungen geht, der seine Mitschülerin ermordet haben soll. Frauenfeindlichkeit und toxische Männlichkeit werden anhand der Geschichte thematisiert.
Seit seinem Start rangiert «Adolescence» in etlichen Ländern auf Platz eins der Netflix-Charts, darunter auch in der Schweiz. Nun knackte die Serie ihren ersten grossen Rekord.
Innerhalb der ersten vier Tage nach Veröffentlichung verzeichnete «Adolescence» 24,3 Millionen Aufrufe. Doch das war erst der Anfang: In der Woche vom 17. bis 23. März legte die Serie mit weiteren 42 Millionen Views nach.
Insgesamt kommt «Adolescence» damit auf 66,3 Millionen Abrufe innerhalb der ersten elf Tage – mehr als jede andere limitierte Serie auf Netflix in einem vergleichbaren Zeitraum, berichtet «Variety».
Grosse Fernseh- und Kultur-Preise sind den Beteiligten von «Adolescence» sicher. Owen Cooper wird für seine Leistung als gemobbter Schüler Jamie genauso gefeiert wie Stephen Graham als dessen Vater. Die Crew hinter der Kamera um Regisseur Philip Barantini erhält auch, aber nicht nur für die ambitionierte Umsetzung (die Folgen wurden ohne Schnitt gedreht) viel Lob.
Die Frage ist nun: Macht Netflix «Netflix-Sachen» und setzt die Serie fort?
Selbst Serien, bei denen sich eigentlich keine weiteren Staffeln aufdrängten, hatte der Streamingdienst in den vergangenen Jahren oft fortgeführt. Aus dem Erfolg um «Dahmer» entstand etwa ein Anthologie-Konzept und schliesslich die «Menendez»-Serie. Gerüchte um Gedankenspiele für einen Anthologie-Ansatz gibt es auch bei «Adolescence».
Autor Jack Thorne gab eine grundsätzliche Einschätzung für weitere Projekte ab: «Wir würden das One-Shot-Format gerne auf eine andere Art und Weise erkunden, wir würden gerne andere Geschichten auf andere Weise erzählen, aber ich glaube nicht, dass eine zweite Staffel von ‹Adolescence› das Richtige für uns ist.»
Ich könnte mir eine Miniserie aus der Sicht des Opfers noch spannend vorstellen.