Schon klar, die Lebensmittelindustrie trickst häufig, wo sie nur kann, um uns zum Kauf zu verführen. So weit, so bekannt. Doch selbst wenn man auf der Hut ist, ist es schwierig, allen Marketing-Fallen aus dem Weg zu gehen. Fünf Beispiele, wie und wo bei Produkten überall beschönigt wird.
Wer kennt sie nicht, die berühmte Piemontkirsche, die in jedem einzelnen Mon Chéri zu finden ist? Die Werbung suggeriert, dass nur die auserlesensten Kirschen aus der italienischen Piemont-Region verwendet werden.
Nur doof, dass es so etwas wie die Piemont-Kirsche überhaupt nicht gibt. Weder ist das eine Kirschsorte noch eine Bezeichnung für Kirschen aus dieser Region. Tatsächlich ist die Piemont-Region für vieles bekannt, nur nicht für den Kirschanbau. So kommen die auserlesenen Kirschen in den Mon-Chéri-Pralinen aus den unterschiedlichsten Ländern – unter anderem auch Chile. Ferrero kauft das Steinobst schlicht dort ein, wo es gerade am günstigsten ist.
Ein weiterer Marketing-Trick dürfte sein, dass Ferrero Mon Chéri in den Sommermonaten offiziell nicht verkauft. Auf ihrer Website begründet die Firma dies mit Qualitätsmassnahmen. In den heissen Sommermonaten könnten die Pralinen sonst einen Wärmeschaden davontragen.
Diese Begründung erscheint im ersten Moment plausibel, allerdings ist es in der heutigen Zeit kein Problem mehr, Waren auch während des Transports vor Hitze zu schützen. Ansonsten würde wohl auch die Konkurrenz den Verkauf ihrer Schokoladenprodukte einstellen. Viel mehr ist es so, dass im Sommer weit weniger Schokolade konsumiert wird und Ferrero diesen Umstand wohl schlicht geschickt nutzt. Ist Mon Chéri dann nach der Sommerpause wieder in grossen Mengen erhältlich, steigt der Absatz sprunghaft an.
Wohl alle unter euch, die gerne Fisch essen, haben in irgendeiner Form schon einmal Alaska Seelachs gegessen. Sei es in Form von Fischstäbchen, als Backfisch oder Schlemmerfilet. Es gibt ihn selbst roh als Alaska Seelachs Filet zu kaufen.
Sucht man auf Wikipedia nach Alaska Seelachs, stösst man aber auf keinen Eintrag dazu. Stattdessen leitet Wikipedia einen stur auf die Seite eines gewissen Pazifischen Pollacks weiter.
Tatsächlich handelt es sich beim Alaska Seelachs in Wahrheit um den Pazifischen Pollack. Sowas wie einen Seelachs gibt es nämlich nicht. Vielmehr haben findige Marketing-Menschen sich diesen Namen ausgedacht, weil er sich anscheinend besser vermarkten liess als Pollack.
Ovomaltine ist seit Jahrzehnten unser warmes Nationalgetränk. Und in kantiger Riegelform gehört Ovo Sport zur Grundausstattung jedes Schulreiseproviants. Wander hat es verstanden, Ovomaltine zu einem Schweizer Kulturgut aufzubauen. Wer Ovomaltine trinkt, kann nicht nur länger, sondern hat auch das Gefühl, etwas Gesundes zu konsumieren.
Sicherlich sind die zugesetzten Vitamine und Mineralien nicht ungesund und dass Ovomaltine kurzfristig Energie liefert, stimmt auch. Tatsächlich stammt diese Energie hauptsächlich aus Zucker, der in der Ovomaltine reichlich zu finden ist.
Dass dieser nicht immer gleich erkannt wird, liegt daran, dass der süsse Dickmacher in unterschiedlichen Formen enthalten ist. So verstecken sich die verschiedenen Zuckerarten hinter Zutaten wie Fruktose, Milchserum und Gerstenmalzextrakt.
Auf der Verpackung werden zwei Tassen Ovomaltine pro Tag für einen gesunden Lebensstil empfohlen. Eine Tasse Ovomaltine (15 Gramm Pulver und 200 Milliliter fettarme Milch nach Portionenangabe von Wander) enthalten 16 Gramm Zucker. Bei zwei Tassen pro Tag nimmt man so etwas mehr als sieben Würfelzucker zu sich.
Damit ist Ovomaltine nach Ansicht von Konsumentenschützern ganz klar eine Süssigkeit und kein Lebensmittel für einen gesunden Lebensstil.
Eigentlich sollte man schon beim Namen Smartwater skeptisch werden. Denn was die Coca-Cola-Company da verkauft, ist vor allem ein Marketing-Produkt. Dafür hat der Konzern 2018 den Negativpreis «Goldener Windbeutel» für die dreisteste Werbelüge erhalten. Er wird jedes Jahr vom gemeinnützigen Verein Foodwatch vergeben.
Coca Cola verdiente sich die Auszeichnung dadurch, dass man dem Konsumenten ein besseres Mineralwasser versprach als die Konkurrenz. Das wurde durch ein spezielles Produktionsverfahren erreicht, bei dem das Mineralwasser dampfdestilliert wurde, um einen besseren Geschmack zu erreichen.
Wer in der Schule keinen Fensterplatz hatte, wird sich sicher noch daran erinnern, wie man Wasser destilliert: Man erhitzt es, bis es verdampft und kühlt es danach wieder herunter, bis es sich wieder verflüssigt. Coca Cola hat genau das gemacht. Und weil bei diesem Vorgang die Mineralien und Spurenelemente zurück blieben, mussten sie danach wieder künstlich hinzugefügt werden.
Schlussendlich hatte Coca Cola also einen – laut Foodwatch – unnötigen Schritt gemacht, um das Wasser bis zu sieben Mal teurer verkaufen zu können. Laut Foodwatch mache das Destillieren von Mineralwasser ernährungsphysiologisch überhaupt keinen Sinn, sondern sei ein unnützer Trick. Einen Vorteil gegenüber anderen Mineralwassern habe das Smartwater damit nicht.
Capri Sonne – oder wie es nun heisst: Capri Sun – wird als erfrischendes Fruchtsaftgetränk beworben. Bunte Aufdrucke von frischen Früchten suggerieren, dass man leckeren Fruchtsaft kauft und seinem Kind damit was Gutes tut.
Die Crux liegt aber im Detail. Denn Capri Sun ist eben kein Fruchtsaft, sondern ein Fruchtsaftgetränk. Schaut man sich die Zutatenliste an, tritt nämlich ziemlich schnell Ernüchterung ein: Gerade einmal 12 Prozent Fruchtgehalt haben beispielsweise die Geschmacksrichtungen Orange und Multivitamin.
Grundsätzlich sollte man beim Kauf immer ganz genau auf die Bezeichnung achten:
Somit kann man also sagen, dass Capri Sun immerhin zwei Prozent mehr Frucht enthält, als das Schweizer Gesetz vorschreibt. Dennoch sollte man lieber auf richtige Säfte ausweichen.
(pls)