Leben
Gesundheit

Darum ist bitter essen so gesund für uns Menschen

grillierte endives chicoree grillen grillieren bbq barbecue grill salat vegetarisch gemüse http://www.foodandwine.com/recipes/charred-and-smoky-belgian-endives
Chicorée: Die Bitterstoffe regen unsere Verdauung an.Bild: foodandwine.com

Warum bitter essen so gesund ist

Süss, salzig, sauer: Diese Geschmacksrichtungen sind auf jedem Teller vorhanden. Was oft fehlt ist bitteres Essen. Dabei tut es unserer Gesundheit sehr gut.
10.10.2023, 05:0010.10.2023, 07:32
Ann-Kathrin Landzettel / t-online
Mehr «Leben»
Ein Artikel von
t-online

Was haben Chicorée, Grapefruit und Rosenkohl gemeinsam? In ihnen stecken Stoffe, die die Bitterrezeptoren unserer Zunge wahrnehmen – und die besonders gesund sind.

Welche Lebensmittel enthalten Bitterstoffe?

«Bitterstoffe zählen zu den sekundären Pflanzenstoffen, die eine Reihe von verdauungsfördernden und immunsystemstärkenden Eigenschaften haben», erklärt Diplom-Ökotrophologin Brigitte Neumann. Sich zu überwinden, lohnt sich also.

röselikohl brussel sprouts rosenkohl essen food kochen weihnachten gemüse vegi
Freust du dich schon auf den Rosenkohl heute Abend?Bild: shutterstock

Besonders Rucola, Artischocke oder Rosenkohl sollten Ernährungsbewusste immer wieder mal zubereiten ebenso wie Endivie, Löwenzahn und Radicchio. Auch Früchte wie Grapefruits oder Pomeranzen – das sind bittere Orangen – enthalten die positiven Wirkstoffe.

Was macht Bitterstoffe so gesund?

Laut der Ernährungsexpertin fördern die bitteren Komponenten die Produktion der Verdauungssäfte wie Magensaft, Gallenflüssigkeit und Bauchspeicheldrüsensekret, was die Verdauung anregt. Auch das Immunsystem wird durch die bitteren Geschmacksstoffe gestärkt. Und nicht nur das: «Bitterstoffe können sogar Krankheitserreger vernichten», erklärt Neumann.

Und noch einen weiteren Vorteil haben Bitterstoffe: Sie beugen Heisshungerattacken vor. Sobald die Zunge Bitteres schmeckt, wird nicht nur der Stoffwechsel aktiviert, sondern auch eine Sättigungsbremse in Gang gesetzt. «Der Körper möchte verhindern, dass man ein Zuviel der Stoffe aufnimmt», so die Erklärung. Dadurch isst man automatisch weniger – und spart mit der Zeit einiges an Kalorien ein.

Können Bitterstoffe mir auch schaden?

In einigen Fällen schon. Vorsicht ist zum Beispiel dann angesagt, wenn Zucchini, Gurke oder Kürbis bitter schmecken, wie die Deutsche Diabetes-Hilfe warnt. Diese Gemüsesorten sollten nämlich nicht bitter sein – sind sie es doch, stecken unerwünschte giftige Pflanzenstoffe drin. Dann entsorgt man das Gemüse besser.

Wer Grapefruit isst oder als Saft gepresst trinkt, sollte im Hinterkopf behalten, dass sich dadurch die Wirkung von Medikamenten abschwächen oder verstärken kann. Das gilt zum Beispiel für Cholesterinsenker oder Medikamente gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

grapefruit, hands, woman, ring, tabel, frau, hand
Aufgepasst bei Grapefruits!Bild: unsplash

Neumann rät, Bitterstoffe in Massen zu den Hauptmahlzeiten zu verzehren, etwa als Salat oder Gemüsebeilage zum Essen, dann seien keine Nebenwirkungen zu befürchten und die Stoffe unterstützen die Gesundheit. Kritisch wird es nur, wenn man es übertreibt. Dann droht nicht nur Übelkeit. «Im Falle einer Überdosierung können Nieren und Leber stark strapaziert werden», warnt Neumann.

Neuere Züchtungen sind weniger bitter

Doch dafür müsste man schon eine ordentliche Menge verzehren. Zumal die modernen Endivien- und Chicorée-Salate aufgrund neuer Züchtungen weit weniger bitter sind als die ursprünglichen Arten. «Aus diesem Grund braucht man den Endiviensalat auch nicht mehr zu wässern, um einen Teil der überreichlich vorhandenen Bitterstoffe zu entfernen», sagt die Expertin.

Warum mögen viele Menschen bittere Lebensmittel nicht gern?

«Das ist angeboren und wird als Sicherheitsgeschmack bezeichnet», erklärt Christina Esser, Dozentin an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG). Ein bitterer Geschmack signalisiert uns: Vorsicht, das hier könnte giftig sein. Viele Pflanzen produzieren diese Stoffe, um sich vor Fressfeinden zu schützen.

Aber an Bitterstoffe kann man sich gewöhnen. So lässt sich etwa erklären, dass uns der erste Schluck Kaffee im Leben meist nicht schmeckt – und dass viele Kinder Rosenkohl verabscheuen.

Wer mehr Bitterstoffe in die Ernährung einbauen will, tut das am besten Schritt für Schritt. Tricksen kann man, indem man bittere und süsse Komponenten kombiniert. «Feldsalat und Radicchio gemischt mit Granatapfelkernen, dazu ein leckeres, herzhaft-süsses Dressing könnte ein schmackhafter Start sein», rät Christina Esser.

Sind Nahrungsergänzungsmittel mit Bitterstoffen eine Option?

Einige Nahrungsergänzungsmittel basieren auf Extrakten von Pflanzen, die Bitterstoffe enthalten. So gibt es zum Beispiel Kapseln mit Artischocken-Extrakt. Die Ökotrophologin Astrid Tombek empfiehlt, lieber auf das frische Gemüse als auf Tropfen, Kapseln oder Tabletten zu setzen. «Das ist preislich günstiger, schmackhafter und aufgrund der weiteren enthaltenen gesunden Bestandteile besser.»

Und: Bei Nahrungsergänzungsmitteln kann es zu Überdosierungen kommen. Setzt man auf die natürlichen Bitterstoffe aus Gemüse, Kräutern und Salat ist das fast ausgeschlossen – allein wegen des bitteren Geschmacks, der uns irgendwann zu viel wird.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Restaurants, bei denen die Kreativität schon im Namen ist
1 / 25
Restaurants, bei denen die Kreativität schon im Namen ist
Hoffen wir mal, dass das Restaurant nicht auch so schnell untergeht.
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Ich habe wieder ein TikTok-Rezept getestet – aber diesmal war etwas anders
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
31 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Fox1Charlie
10.10.2023 08:00registriert April 2015
Heisst das, dass mein IPA, was ja auch mega bitter ist, eigentlich gesund ist?😁😁
324
Melden
Zum Kommentar
avatar
Pafeld
10.10.2023 07:14registriert August 2014
Bitterstoffe sind btw in den meisten Fällen "natürliche" Pestizide, also Giftstoffe, die Pflanzen produzieren, damit sie nur von den richtigen Organismen gefressen werden und für alle anderen unbekömmlich sind. Damit ist auch gleich geklärt, warum sie die Verdauungssäfte anregen und gegen Krankheitsereger aktiv sind.
271
Melden
Zum Kommentar
avatar
El_Chorche
10.10.2023 08:36registriert März 2021
Bitter ist gesund?

Dann hatte ich erst kürzlich eine gesunde Heizkostennachzahlung.
222
Melden
Zum Kommentar
31
Unterschiede bei ADHS-Diagnosen sind frappant – so sieht es in deinem Kanton aus
ADHS-Medikamente werden in der Schweiz immer häufiger auch Erwachsenen verschrieben. Doch die Unterschiede zwischen den Kantonen sind erstaunlich gross.
Kaum eine Diagnose wird derart kontrovers diskutiert wie die Aufmerksamkeits-Defizit-Störung, kurz ADHS. Für die einen ist eine Diagnose Erklärung und Erleichterung, für die anderen eine Modediagnose.
Zur Story