Die Republikanerin und Trump-Anhängerin Mary Bentley vom US-Bundesstaat Arkansas sorgte mit einer bizarren Gesetzesinitiative für Schlagzeilen. Demnach könnten «nicht-geschlechtskonforme» Frisuren wie der Kurzhaarschnitt für Mädchen verboten werden.
Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass die Kopf- und Gesichtsbehaarung schon öfters politisch wurde. Wir haben die historischen Ereignisse und Bewegungen aufgelistet.
Nordkorea ist nun wirklich nicht für Freiheit und Selbstbestimmung bekannt. Machthaber Kim Jong Un ging, wie 2014 bekannt wurde, noch einen Schritt weiter und erlaubte nur noch 28 Frisuren – 10 für Männer und 18 für Frauen. Grundsätzlich galt aber die Regel, dass nur verheiratete Frauen die Haare in längeren Locken tragen dürfen, ledige Frauen sollen ihre Haare dagegen kurz tragen.
Bei den jungen Männern durften die Haare nicht länger als fünf Zentimeter sein. Nur ältere Männer durften die Haare bis zu sieben Zentimetern tragen.
Später wurde dann offenbar ein weiteres Haar-Gesetz eingeführt. Demnach mussten nordkoreanische Studenten dieselbe Frisur wie Kim Jong Un tragen. Dies kam bei der Bevölkerung aber so semigut an. Ein Bürger sagte zu Radio Free Asia: «Die Frisur unseres Führers ist sehr speziell, wenn man so sagen will». Kim Jong Un trägt oben lang, Seiten kurz. Anders als hierzulande ist dieser Schnitt bei den Nordkoreanern eher unbeliebt.
Neben der Haarlänge wurde auch die Farbe und das Styling vorgeschrieben. Gegelte Haarspitzen und auffällig gefärbte Haare waren Kim Jong Un ein Dorn im Auge, da sie Symbole des kapitalistischen Lifestyles seien.
Der ganze Frisuren-Zwang hat demnach 2005 mit einer Sendung im nordkoreanischen Fernsehen namens «Lasst uns unsere Haare gemäss sozialistischer Lebensart schneiden» angefangen. «Rebellen», die sich gegen die Frisuren-Regeln verweigerten, wurden mit versteckter Kamera erwischt und namentlich im Fernsehen vorgeführt.
Nicht nur das Kopfhaar sorgte in der Geschichte für Unruhen. Auch der Bart wurde politisch. Der russische Zar Peter der Grosse verhängte 1698 ein Bartverbot. Grund dafür war seine Europareise, welche ihn dazu inspirierte, mehrere an Europa orientierte Modernisierungsmassnahmen vorzunehmen. Dazu gehörte auch das Verbot des Barts, welchen er als unmodern ansah. Ausgenommen waren Geistliche und Bauern.
Sein Gesetz kam aber nicht bei allen gut an, weswegen er eine Bartsteuer einführte. Für die Durchsetzung nahm er sogar selber das Messer in die Hand. Bei einem Empfang schnitt er den Besuchern die langen Bärte eigenhändig ab. Ab da war am Hof immer ein Bediensteter vor Ort, um allfälligen Bartträgern ihr Gesichtshaar zu stutzen.
Als Beweis dafür, dass die Bartsteuer bezahlt wurde, musste der Bartträger ein dafür erhaltenes Kupferstück mit geprägtem bärtigem Gesicht jederzeit bei sich tragen. Wer die sogenannte Bartmarke nicht dabeihatte, riskierte eine Zwangsrasur auf offener Strasse.
Nicht jeder musste gleich viel berappen. Reiche Kaufleute zahlten 100 Rubel, Bedienstete am Hof 60 Rubel und Städter 30 Rubel. Ab 1715 betrug die nun einheitliche Steuer 50 Rubel.
Das Abschneiden des Bartes war für die Gläubigen eine «Verhöhnung des Gottesbildes im Menschen». Einige liessen ihren abrasierten Bart aufbewahren, damit dieser bei ihrem Tod im Sarg dazugelegt werden konnte. Andere wanderten gar aus.
Zarin Katharina II. führte die Bartsteuer ab 1772 nicht mehr fort.
In den 1920er-Jahren standen die kurzen Frisuren der Frauen für den sozio-ökonomischen Wandel der Zeit. Besonders beliebt war der Bubikopf. Das Haar wurde kinnlang und glatt, mit Pony oder Seitenscheitel getragen. Die Frisur war ein Symbol für das neue Selbstbewusstsein der Frauen, die immer eigenständiger wurden. Zudem war die Frisur zeitsparend und praktisch.
Bis dahin waren lange Haare für Frauen üblich, welche meistens nicht offen getragen wurden. Lange Haare standen für Weiblichkeit. Dass Frauen in den 1920er vermehrt die Haare kurz trugen, war ein Skandal. Da die Männer über das Aussehen bestimmten, gingen sogar Strafanzeigen von Vätern gegen Friseure ein, die ohne ihre Erlaubnis ihren Töchtern Kurzhaarfrisuren verpassten. Auch die Kirche war über die «unweiblichen» Frisuren empört und drohte den Frauen mit dem Ausschluss von den Heiligen Sakramenten.
In der Zeit des Nationalsozialismus war der Bubikopf ebenfalls verpönt und als «undeutsch» verschrien. Mit dem Slogan «Arisch ist der Zopf – Jüdisch ist der Bubikopf» wurden Frauen mit der Frisur aus Turngemeinden ausgeschlossen.
Ähnliche Bewegungen wie in den Goldenen Zwanzigern gab es in den 60ern. Durch die unkomplizierten Bobs konnten sich die Frauen von langen und wöchentlichen Friseur-Besuchen lösen und ihre Freizeit anders gestalten.
Die in den 60ern entstandene Hippiebewegung bezeichnet eine Jugendbewegung, die für die Naturverbundenheit, Konsumkritik und den Bruch mit den zu dieser Zeit gängigen Moralvorstellungen steht. Charakteristisch dabei: die langen Haare. Auch Dreadlocks oder bunt gefärbte Haare waren beliebt. Die Frisuren waren nicht nur das Gegenstück zu den akkuraten Haarschnitten der Eltern, die Hippies rebellierten und protestierten auch gegen den Vietnamkrieg und die militärischen Frisuren zu dieser Zeit.
Aus der Bewegung entstanden weitere Subkulturen wie die Goa- oder die Punk-Szene.
Die Hippiebewegung hatte grossen Einfluss auf das gesellschaftliche Denken und Handeln. Durch die sexuelle Revolution wurden bis dahin tabuisierte Themen sowie andere sexuelle Orientierungen zunehmend toleriert und gesellschaftlich thematisiert. Auch der Schutz der Umwelt oder der Kampf gegen Rassismus sind wichtige Themen der Hippiebewegung.