«Sorry, d McFlurry-Maschine isch usser Betrieb»: Diesen Satz haben wahrscheinlich die meisten, die Fastfood konsumieren, bereits einmal gehört. Und natürlich immer dann, wenn das Glacé-Craving am schlimmsten ist, verschissen! Ja, die Softeismaschinen von McDonald's sind dafür berüchtigt, dass sie oft kaputtgehen. Der Grund dafür ist aber komplexer, als es auf den ersten Blick wirkt.
Um zu verstehen, wie gross das «Problem» der kaputten Softeismaschinen überhaupt ist, muss man einen Blick auf die Webseite Mcbroken werfen. Diese wurde 2020 von einem frustrierten Amerikaner gelauncht und dient dazu, zu sehen, in welchen Filialen die McFlurry-Maschinen kaputt sind und in welchen sie funktionieren.
Momentan sind gerade 14,72 Prozent aller Maschinen in Nordamerika kaputt. Besonders schlecht ist die Quote in New York, wo ganze 32 Prozent der Maschinen derzeit nicht funktionieren.
Das Problem um die Softeismaschinen ist so gross, dass man dazu im Internet Tausende von Memes findet, die zeigen, wie wir alle darunter leiden:
Sogar andere Fastfood-Ketten machen sich bereits über McDonald's lustig:
where the things that should be fresh are frozen, and the things that should be frozen are out of order. https://t.co/eO6UPCi5qr
— Wendy’s (@Wendys) October 4, 2021
Doch was ist der Grund für diese ständigen Probleme?
Alle Softeismaschinen von McDonald's sind das exakt selbe Modell, die Taylor C602. Diese werden nur von einer einzigen Firma hergestellt, nämlich Taylor. Weil Taylor ein Copyright auf die Maschinen hat, sind nur Angestellte ihrer Firma dazu befugt, sie zu reparieren. Das geht so weit, dass es für die McDonald's-Filiale illegal ist, zu versuchen, die Maschine selbst zu reparieren oder einen Handwerker damit zu beauftragen. Wenn also eine C602 kaputtgeht, ist Taylor alleine für die Reparatur verantwortlich.
Auf ihrer Webseite wirbt Taylor damit, dass «schneller, persönlicher Service immer gleich um die Ecke ist». Wie wir aber alle wahrscheinlich schon selber miterleben konnten, dauert so eine Reparatur immer einige Zeit.
Doch nicht nur das! Die Reparatur der Softeismaschinen kostet zudem ein kleines Vermögen. Das fand der Journalist und YouTuber Johnny Harris heraus, als er in einer Mini-Doku zum McFlurry-Maschinen-Problem recherchierte. Während seiner Nachforschungen bekam Harris Zugriff auf offizielle Dokumente, die zeigen, dass den McDonald's-Filialen pro 15 Minuten Reparatur durch Taylor bis zu 300 Dollar verrechnet werden.
The culprit: The Taylor C602 ice cream machine.
— Philosophy Sage (@philosophysage) August 22, 2024
Introduced in 2003, it's mandatory for ALL McDonald's franchises.
No other options allowed. Period. Taylor the provider makes machines for other chains too. And they work fine.
So why is McDonald's different? pic.twitter.com/tEtBl1ZO9O
Das Problem damit? Taylor hat durch die hohen Reparaturkosten keinen Grund, diese Maschinen vom Kaputtgehen zu bewahren. So stammen laut Harris 25 Prozent des Umsatzes von Taylor aus Reparaturen und Wartungen.
Zu all dem kommt hinzu, dass es scheint, als wäre das Modell C602 eines, das besonders viel Pflege braucht. Dieses hat nämlich einen sehr aufwendigen Reinigungsprozess. Laut mehreren US-Medien soll die Reinigung und Desinfektion der Taylor-Eismaschine ganze vier Stunden dauern – und die Maschine muss täglich gereinigt werden. Während dieser vier Stunden kann die Maschine kein Eis herstellen. Darum haben Burger King oder andere Fastfood-Ketten seltener Probleme mit ihren Maschinen – nur McDonald's verwendet die C602.
Um das Problem der kaputten Eismaschinen zu lösen, haben 2018 zwei Informatiker eine App namens Kytch entwickelt. Diese sollte Restaurantbesitzerinnen und -besitzern helfen, Störungen an ihren Maschinen zu beheben, ohne einen Techniker rufen zu müssen. Anfangs wurde die App rege genutzt. Laut der New York Times begann die Popularität von Kytch im Jahr 2021 nachzulassen, als McDonald’s Mitteilungen verschickte, in denen die Arbeitenden gewarnt wurden, dass die Technologie «nicht sicher» sei.
So blieb das Problem um die kaputten Maschinen also bestehen – und der Frust wurde grösser.
Um die Maschine besser zu verstehen, zerlegte iFixit im letzten Jahr einen der Übeltäter. Wie das Unternehmen schrieb, spuckte die Maschine mehrere «unsinnige, kontraintuitive und scheinbar zufällige» Fehlercodes aus. Es sei aber nicht möglich, sie zu reparieren. Auch hier war der Grund, dass die Maschine sich nur von Taylor-Mitarbeitenden reparieren liess.
Wegen dieses erneuten Flops beschlossen iFixit und die Organisation Public Knowledge, bei der US-Regierung eine Petition einzureichen. Darin forderten sie, dass sie Teile herstellen dürfen, um die Maschinen zu reparieren. Diese Petition sorgte für Aufsehen: So reichten im März dieses Jahres die FTC und die Kartellabteilung des US-Justizministeriums eine Stellungnahme beim amerikanischen Copyright Office ein. Darin baten sie um die Ausweitung von Reparaturrechten für bestimmte Geräte – darunter auch die Softeismaschinen.
Wenn das Copyright Office auf diese Forderungen hören würde, könnte es laut the verge dazu kommen, dass Maschinen schneller und einfacher repariert werden können.
Im Moment bleibt die Wahrscheinlichkeit, dass die Eismaschine bei unserem McDonald's des Vertrauens kaputt ist, aber weiterhin bestehen.