Kurz vor 17 Uhr war es gestern Abend vollbracht: «Mission complete», postete Russ Cook auf Instagram. Als erster Mensch der Geschichte rannte er von Süd nach Nord durch ganz Afrika. 16'294 Kilometer legte der 27-Jährige dabei zurück. Das entspricht im Schnitt täglich rund 46 Kilometern – also mehr als ein Marathon. Insgesamt absolvierte er während der letzten 352 Tage 386 Marathons.
Gestartet war der Brite am 22. April 2023 am Cape Aghulas, dem südlichsten Punkt Afrikas. Seither legte er über 19 Millionen Schritte zurück, um bis ans Kap Angela in Tunesien, dem nördlichsten Punkt Afrikas, zu gelangen. 16 Länder durchrannte er dabei. Geplant war das übrigens genau umgekehrt: Aber Visa-Probleme machten eine Last-Minute-Routenänderung nötig.
Als «hardest geezer» (härtester Kerl) teilte Cook in den sozialen Medien mit seinen mehr als einer Million Followern sein Abenteuer. Und dieses hatte es durchaus in sich. Eigentlich wollte er sein Ziel in 240 Tagen erreichen, musste aber einige Rückschläge verzeichnen. In Angola wurden er und sein Team nach rund 50 Tagen Opfer eines bewaffneten Überfalls; als sich Blut in seinen Urin mischte, musste er pausieren. Gabun musste umrundet werden, weil es dort politische Spannungen gab.
In der Demokratischen Republik Kongo wurde Cook im August von seinem Support-Team getrennt und war mehrere Tage in Gefangenschaft von Dorfbewohnern mit Macheten, von welchen er dann freigekauft wurde.
Rückenschmerzen zwangen ihn nach rund 200 Tagen in Nigeria zur Pause und er musste auf Anraten der Ärzte seine täglichen Kilometer reduzieren.
Kurz vor dem Ziel schien das verrückte Vorhaben doch noch zu scheitern: Cook bekam kein Visum für Algerien. Doch als sich nach seinem Hilferuf selbst britische Politiker einschalteten, wurde auch dieses Problem gelöst.
Zum Abschluss rannte er mehrheitlich in der Nacht durch die Sahara, um sich vor den extremen Temperaturen und Sandstürmen zu schützen. Im Ziel sagte Cook: «Es war super. Ich bin ein bisschen müde.»
Der Mann aus Worthing an der Küste Englands im Süden von London startete sein Projekt, weil er «einen Unterschied machen» wollte. Er kämpfte vor seinem Abenteuer mit mentalen Problemen sowie übermässigem Gambling und Alkoholkonsum. Früher erzählte er einmal gegenüber CNN, wie er Ausdauerläufe entdeckte: Er war mal angetrunken im Ausgang und joggte dann aus irgendeinem Grund heim. Daran fand er Gefallen und aus dem Couchpotato wurde der Ultraläufer. Wenn die Geschichte nicht wahr ist, dann ist sie zumindest gut erfunden.
Während seines Afrika-Projekts sammelte er deswegen Geld für die britische Running Charity, welche insbesondere Obdachlose bei der psychischen Gesundheit unterstützt, und für Sandblast, das den Wüstenbewohnern der Westsahara hilft. Bis jetzt kamen dabei rund 850'000 Franken zusammen.
Für Cook war es übrigens nicht das erste verrückte Projekt. Als 22-Jähriger rannte er schon von der Türkei nach England. Er machte aber auch ausgefallene Sachen – wie einen Marathon rennen, währenddessen er sich von Fast Food ernährte. Wir sind gespannt, was als nächstes Abenteuer ansteht.
"My name is Gump, Forrest Gump"
Schon ok, kein Grund sich deswegen zu schämen. Geht mir auch immer so, wenn ich ein paar Marathons gelaufen bin. 😂