Wir treffen Pedro Lenz im Hotel Meilenstein in Langenthal. In seiner Heimat also.
Sie waren doch früher eher ein Rebell. Heute sind Sie Familienvater. Hat diese neue Rolle bei Ihnen etwas verändert?
Pedro Lenz: Die hat viel verändert. Früher lebte ich viel mehr aus dem Bauch heraus, hatte ein Bohème-Leben und genoss dies auch. Heute bin ich viel strukturierter und muss jede Minute planen. Wenn ich nach einer Lesung nicht schnell nach Hause gehe, wird es hart. Morgens um sechs Uhr ist bereits wieder Tagwache.
Sind Sie trotzdem noch der Pedro Lenz, den wir als Poet so lieben?
Es ist wie beim Rauchen. Damit habe ich aufgehört. Aber ich wüsste trotzdem noch, wie es geht. Literarisch hat sich sicher nichts verändert. Ich schreibe wie vorher. Dass ich das Bohème-Leben hinter mir gelassen habe, bedeutet nicht, dass ich nicht mehr weiss, wie dieses Leben geht und wie schön es wäre.
Wie war das mit dem Rauchen?
Damit habe ich aufgehört, als das erste Kind unterwegs war. Und eigentlich fiel es mir leicht. Ich konnte doch unmöglich mit dem Kind auf dem Arm rauchen.
Mit der Familie kommt Struktur ins Leben. Fällt es Ihnen nicht schwer, nun zu Zeiten zu schreiben, die dafür vorgesehen sind, nachdem Sie so lang einfach schreiben konnten, wann Sie wollten und wann Ihnen etwas einfiel.
Ich muss mir heute mehr Notizen machen. Ich habe deshalb immer ein Notizbuch dabei, schreibe mir aber auch mal eine Notiz ins Handy. Wie kürzlich, als ich im Bus zwei etwa vierzehnjährigen Mädchen zuhörte, die sich gegenseitig immer mit «Alte» ansprachen. So etwas interessiert mich. Darüber möchte ich dann mehr wissen und das notiere ich mir. Das Gleiche gilt natürlich auch, wenn ich eine Idee habe.
Kommt Ihnen manchmal auch in der Nacht etwas in den Sinn?
Nein, eher weniger. Wenn ich nachts aufwache, kommt mir höchstens in den Sinn, dass es jetzt Zeit wäre, dem Jüngsten den Schoppen zu geben.
Können wir demnächst mal ein Buch mit dem Titel «Dr Familievater bin ig» lesen?
Warum nicht? Das Leben als Familienvater ist durchaus beschreibenswert. Allerdings gibt es bereits Literatur darüber.
Damit würden Sie Jeremias Gotthelf noch etwas näherkommen.
Gotthelf ist unerreicht. Schon oft habe ich mich gefragt, weshalb Gotthelf diese Kraft und diese Langlebigkeit hat, dass wir ihn heute noch verstehen und uns von ihm berühren lassen.
Sind Sie, wie er, auch manchmal ein Moralist?
Wer ist das nicht? Bei mir sind es vielleicht etwas andere Themen.
Sind Sie eher der Ideenmensch oder der Beobachter?
Ich habe nur selten Ideen und für einen Schriftsteller eher wenig Fantasie. Wenn ich manchmal einen amerikanischen Thriller lese, staune ich, was dem Verfasser alles in den Sinn gekommen ist. Das ist gar nicht meine Welt. Ich komme ja schon nicht nach, alles zu beschreiben, was ich sehe. Was soll ich da noch erfinden? Das Leben bietet doch schon so viel.
Auch Gotthelf war ja ein Beobachter.
So ist es. Und als Pfarrer hatte er noch mehr Einblick in das Leben der Menschen als ich. Das Interesse an anderen Menschen ist uns bis heute geblieben. Wenn wir mitbekommen, was Prinz Harry gerade wieder gemacht hat, und es uns daraufhin wundernimmt, was sein Bruder dazu sagt, dann interessiert uns dies doch deswegen, weil wir uns sagen können, aha, die haben auch Lämpe in ihrer Familie. Das ist ja wie bei uns.
Sie wohnen jetzt in Olten. Sind Sie in Ihrem Herzen ein Langenthaler geblieben?
Ich war als Kind fast jeden Samstag in der Porzellanfabrik. Mein Vater war da Direktor. Es wurde ja damals auch an Samstagen gearbeitet und mein Vater schüttelte jedem, den er traf, die Hand und sprach kurz mit ihm. Hinterher sagte er mir jeweils, wer das war. Er wusste alles von allen.
Als echter Langenthaler muss es Ihnen ans Herz gehen, was jetzt mit dem SC Langenthal passiert.
Ich wohne in Olten nicht weit vom Stadion entfernt und schaue halt praktischerweise mit meinem Buben, – er mit einer Olten-Mütze, – die Spiele des EHC Olten an. Da werde ich oft angezündet, mit der Frage, weshalb ich denn im Stadion sei: «d’Bure spile gar nid». Und ob ich meine Kuh draussen gut angebunden habe.
Was sagt Ihr Sohn dazu?
Er ist jetzt fünf Jahre alt und hat mich auch schon gefragt, weshalb ich dies gefragt werde. Ich erkläre ihm dann, dass die Eishalle des SCL halt im Schoren oben steht und es dort auch noch Bauernhöfe hat. Aber mein Kleiner wendet dann ein: «Aber mir si doch Outner».
Hat man wirklich in Olten das Gefühl, die Langenthaler seien Bauern?
Sie singen an den Spielen gegen den SCL «Äs Burebüebli mani nid». Das ist halt, was Fans so machen. Ich sage dann zuweilen, dass Olten und Langenthal vergleichbar sind, auch in der Anzahl der Bauern. An beiden Orten habe es nämlich fast keine mehr. Auch die Einwohnerzahlen sind vergleichbar. Doch man spielt mit diesen Clichées.
Ist das tatsächlich immer noch so?
Als ich während des Umbaus des Stadions in Olten den damaligen EHCO-Präsidenten einmal fragte, wie es denn vorangehe mit dem Umbau und ob man noch im Budget sei, antwortete dieser mir: «Ja, weitgehend sei alles in Ordnung. Aber jetzt müsse noch eine zusätzliche Auflage des Verbandes erfüllt werden. Nämlich Chromstahlringe ausserhalb des Stadions. Das habe jetzt das Budget schon übel durcheinandergebracht.» Natürlich wollte ich dann wissen, was das mit den Chromstahlringen auf sich hat, und musste dann vernehmen, «dies sei, damit die Langenthaler jeweils ihre Kühe anbinden können.»
Aber schade ist es schon, dass sich der SCL aus der Swiss League zurückzieht und freiwillig in die höchste Amateurliga absteigt.
Stadtpräsident Reto Müller hat mir erklärt, dass ein solches Projekt halt die Zustimmung des Volkes benötige und wenn dies nicht gewollt sei, jemand einspringen müsste, der sagt, ich baue und bezahle euch das Stadion. Aber eine solche Person gebe es in Langenthal nicht. Und klar, dieser Rückzug tut auch mir weh. Ich war zwar immer mehr Fussballfan. Aber ich habe immer auch Eishockey geschaut.
Da gab es dann immer Geschichten zu erzählen.
So ist es. Wenn man ein Spiel gesehen hat, hat man darüber gesprochen. Zum Beispiel über den Buffeli Wernu, der jeweils bereits beim Einlaufen einen Gegner mit den Ellbogen gerammt hat. Dann wussten wir, dass er heiss ist und gut spielen wird. Oder der Hugi Bärnu, klein und schmächtig, aber schnell wie eine Rakete. Oder der Schneeberger, der Coiffeur, der später noch in Bern und Olten spielte. Damals war das noch furchtbar, ein Langenthaler bei Olten. Das ertrug man fast nicht.
Auch der Hugi spielte noch in Olten …
Stimmt. Und damals hatten wir noch den Teddy (Ted Snell, sieben Jahre bis 1983 SCL-Spielertrainer - die Red.). Ein Kanadier. Den sah man auch oft im Dorf. Er richtete Skibindungen beim Sportgeschäft von Rudolf Geiser. Man war damals wohl noch nicht Vollprofi.
Also war Eishockey in Langenthal schon Teil der Kultur, wenn man heute die Namen noch kennt und darüber spricht.
Das sehe ich auch so. Damals hatte es noch einen Kiosk am Schoren, der auch als Vorverkaufsstelle diente. Und dann die Derbys gegen den SCB, als die Berner noch im B waren! Ich weiss nicht, wie viele Zuschauer sie jeweils hereinliessen. Einmal haben wir den SCB sogar geschlagen. Da war uns dann alles andere völlig egal. Wenn wir Bern oder Olten geschlagen hatten, konnten sie in der darauffolgenden Woche gegen La Chaux-de-Fonds schmählich verlieren. Das interessierte dann niemanden.
Wäre zu dieser Zeit ein neues Stadion gebaut worden, wenn es eines gebraucht hätte?
Das weiss ich nicht. Aber als ich noch zur Schule ging, hiess es, dass es ein Dach brauche, weil in der Nati B nicht unter freiem Himmel gespielt werden dürfe. Dann hiess es, also, dann bauen wir eines. Und die Firma Hector Egger hat eines gebaut.
Oder wären Sie damals notfalls auch nach Huttwil gepilgert, um die Spiele des SCL dort zu schauen?
Ich glaube nicht. Wir sind halt Schweizer. In den USA wäre dies wohl kein Problem. Die kennen andere Distanzen.
Ist es denn für Sie als Langenthaler grundsätzlich schwierig, die paar Kilometer nach Huttwil, sozusagen über die Kulturgrenze zu gehen?
Ich kenne mich dort nicht so gut aus. Langenthal und Huttwil sind zwei Welten, ähnlich wie im Emmental Langnau und Burgdorf. Für uns Langenthaler sind möglicherweise die Huttwiler das, was wir für die Oltner sind: Bauern. Aber ich sage ganz ehrlich, ob ich in Langenthal, Olten, Burgdorf oder Huttwil lebe, ist mir eigentlich egal. Ich brauche jedoch den Komfort eines Kleinstädtchens. Ich möchte nicht in einem abgelegenen Dorf mit 100 Einwohnern und ohne Infrastruktur wohnen.
Und in einer Grossstadt?
Eine Grossstadt wäre wohl auf Dauer nichts für mich. Als ich für ein Stipendium ein halbes Jahr nach Glasgow zog, dachte ich zuerst, hier kann ich nicht bleiben. Hier halte ich es nicht ein halbes Jahr lang aus. Aber ich blickte mich dann im Quartier um, schaute, wo ich einkaufen und einkehren kann, und bereits kurze Zeit später hatte ich in meiner Umgebung «mein Langenthal». Man kannte mich, und wenn ich ins Wirtshaus kam, wurde ich mit meinem Namen begrüsst und Zigaretten und die Zeitung lagen schon für mich bereit. Aber wenn Sie mich fragen, ob ich mich in Glasgow auskenne, müsste ich passen. Ich kenne lediglich dieses Quartier.
Heute sind Sie ja selbst Gastwirt.
Das stimmt nicht. Mir gehört zusammen mit Werner de Schepper die Liegenschaft, in welcher die Beiz betrieben wird.
Schon speziell, dass der feinfühlige Poet zusammen mit einem Boulevard-Journalisten und ehemaligen Blick-Chefredaktor eine Beiz hat (das Flügelrad in Olten – die Red.).
Werner hat auch eine feinfühlige Seite. Aber natürlich haben Sie recht. Wir decken ein breites Spektrum ab. Als ehemaliger Theologiestudent mit belgischen Eltern hat er immer auch einen Aussenblick.
Als Schriftsteller interessiert Sie sicher auch die aktuelle Debatte über das Gendern und die politische Korrektheit. Ist das Gendern für Sie eine Vergewaltigung der Sprache oder ist es notwendig?
Es hat zwei Seiten: Wenn man es zu obrigkeitsgläubig tut, wirkt es unschön und künstlich. Aber es erinnert einen daran, dass es immer auch Frauen gibt, die das Gleiche tun.
Aber das wissen wir doch …
Sie und ich haben das im Gefühl. Aber das ist nicht bei allen der Fall. Ich finde es jedoch komisch, wenn irgendein Gymnasiallehrer einem Verlag schreibt, ein Wort, das man heute nicht mehr verwende, müsse aus einem Werk von Dürrenmatt gestrichen werden, weil er dies mit seinen Schützlingen heutzutage nicht mehr lesen könne. So etwas finde ich einfach nur dumm. So jemand ist doch kein Lehrer. Dieses Wort steht in diesem Werk, weil man dies damals so gesagt und geschrieben hat. Dann muss man dies den Menschen halt erklären. Dann muss man erklären, was der Kolonialismus war und wie man damals mit Menschen anderer Hautfarbe umgegangen ist. Und dass man dies heute nicht mehr tut. Aber man kann doch nicht einfach so tun, als wäre immer alles in Ordnung gewesen. Es ist auch nicht so, dass wir heute alles richtig machen und früher alles falsch gewesen ist.
Ist das nicht der Eindruck, den man uns heute vermitteln will?
Das nützt niemandem etwas. Wenn ich beispielsweise in einem Kinderbuch wie Max und Moritz oder Strubelpeter den rassistischen Teil herausnehme, bei welchem sie das Mohrenbüblein auslachen und alle in die Tinte tunken, tue ich meinen Kindern keinen Gefallen. So lernen sie nichts aus der Geschichte. Aber so kann ich es ihnen erklären. Sie schauen mich dann staunend an, denn für sie ist es anders. Für sie ist die Hautfarbe kein Unterscheidungsmerkmal. Wenn ich zum Beispiel frage, welches denn der Johny sei, dann erhalte ich zur Antwort, der mit dem blauen T-Shirt. Für meinen Sohn ist also das Shirt das Merkmal und nicht die Hautfarbe.
Man soll also den Mut haben, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen.
Wir müssen dazu stehen. Wir können die Kinder nicht vor allem schützen. Es nützt ihnen nichts, wenn wir so tun, als wäre immer alles in Ordnung gewesen. Jetzt haben wir Krieg in der Ukraine. Wir können auch nicht so tun, als sei dies nicht wahr. Denn die Kinder bekommen das mit. Kürzlich fragte mich mein Sohn, was denn Zivilisten sind. Weil sie im Radio gesagt haben, es seien Zivilisten gestorben. Da kann ich doch nicht einfach sagen, er hätte etwas falsch verstanden und dann das Radio abschalten. Und natürlich kommen dann die unangenehmen Fragen, weshalb dies so sei und ob man nichts machen könne. Diese Ohnmacht muss man aushalten.
Erziehen Sie Ihre Kinder antiautoritär?
Nein, das nicht. Aber meine Frau würde sagen, ich sei ein wenig ein Laueri. Man sollte ja konsequent sein. Aber darin bin ich nicht so gut. Dann gibt es halt manchmal unvernünftigerweise die Glace kurz vor dem Mittagessen.
Zurück zum Gendern: Beeinflusst Sie das beim Schreiben?
Nein, überhaupt nicht. Ich lasse ja meine Figuren sprechen. Sie gendern nur selten. Das ist ähnlich, wie in meinem Roman «Dr Goali bin ig». Ich lasse den Goali sagen: «Mini Närve si agspannt gsi wines Zugseili vor Jungfroubahn.» Daraufhin reklamierte einer, dass der Lektor diese Aussage hätte korrigieren müssen. Die Jungfraubahn sei eine Zahnradbahn und habe keine Zugseile. Und als ich ihm dann antwortete, dass ich das wisse, monierte er, weshalb ich dies denn schreibe. Ich entgegnete ihm dann, dass das meine Figur, der Goali, so gesagt habe.
Werden Sie manchmal entsprechend redigiert?
Das ist auch schon geschehen. Beispielsweise bei meiner Kolumne für die WOZ. Einmal schrieb ich, Maradona gehöre zu den grössten Fussballern. Das hat man mir dann korrigiert auf FussballerInnen. Worauf ich sagte, dass man dies nicht tun solle, denn ich hätte ja explizit den Männerfussball gemeint.
Kommt auch die Zeit, in der Sie über das Altwerden schreiben?
Die kommt sicher. Aber ich schiebe das noch etwas vor mich hin. Ich habe ja noch kleine Kinder und ich möchte ihnen nicht vermitteln, dass sie einen alten Vater haben. Deshalb antworte ich, wenn meine Kinder mich zum Fussballspielen rufen: «I chume grad». Ich denke allerdings, dass das Alter auch Vorteile mit sich bringt.
Welche denn?
Zum Beispiel, dass man respektiert und vielleicht als Patriarch angesehen wird. Aber ganz bestimmt ist auch das Altern literarisch interessant. Unter anderem wegen der grossen Unterschiede.
Schreiben Sie über das Leben als Rentner?
Das wohl weniger. Ich werde nie ein Rentner sein. Dafür ist meine Pension zu klein. Also werde ich arbeiten, solange ich kann. So wie Peter Bichsel, der inzwischen 86 Jahre alt ist. Als ich ihn kürzlich fragte, wie es ihm gehe, antwortete er: Wenn man meinen Lebenswandel berücksichtigt, ausgezeichnet. Und auf die Frage, ob er immer noch Lesungen halte: Ja schon, wenn man mich zu Hause abholt und wieder zurückbringt.
Ob man Ihnen im Alter viel Respekt entgegenbringt, hängt doch auch davon ab, wie streitbar sie dann sein werden. Davon könnte beispielsweise Jean Ziegler ein Lied singen.
Wir kennen uns gut. Er ruft mich oft an, wenn ich etwas geschrieben habe, und rühmt oder kritisiert. Weil er mich gut mag, rühmt er etwas mehr.
Sind Sie politisch auf der gleichen Linie?
Ich bin nicht so stark links wie er. Aber ich weiss auch weniger als er. In Spanien ist er einer der bekanntesten Schweizer Schriftsteller. Seinen Namen und «Die Schweiz wäscht weisser» kennt man. Und inzwischen weiss man, dass ganz viel von dem stimmt, was er geschrieben hat. Ich hätte schon gar nicht die Power und die Energie, all das zu benennen, wie er es tut.
Ist es vielleicht so, dass Sie mehr derjenige sind, der die Menschen und das Leben beobachtet, während Jean Ziegler mit Ideen kommt, wie man es verbessern könnte?
Das kann schon sein. Jean, der von seiner Frau Hans gerufen wird und in Thun aufgewachsen ist, hat ein gewaltiges Netzwerk.
Auch Sie haben sicher ein beachtliches Netzwerk.
Mein Netzwerk erstreckt sich in sämtliche politische Richtungen. Mir geht es mehr um eine Grundhaltung. Und darum, ob ich jemand mag oder nicht. Zum Beispiel der Fuhrhalter und Ex Nationalrat Ulrich Giezendanner. Ihn mag ich sehr gut, obwohl er eine ganz andere politische Einstellung hat als ich. Weil er herzlich und direkt ist und nicht hinten herum schwätzt. Und mein Schwiegervater ist der ehemalige SVP- und BDP-Nationalrat Hans Grunder. Mit ihm habe ich immer wieder gute Gespräche. Ihn hätte ich auch jederzeit gewählt.
Sie sprechen ja auch mit allen.
Ja, die Schweiz ist mir zu klein, um sagen zu können, mit dem und dem spreche ich nicht. Das kann man allenfalls in Zürich oder Basel sagen. Wir bei uns in Olten oder Langenthal können das nicht.
Weshalb meinen Sie?
In den Grossstädten können Sie in einer Blase leben. Zum Beispiel unter lauter Ärzten, Sozialpädagogen oder Anwälten. Wir hier im Oberaargau können das nicht. In Zürich weiss kaum jemand etwas über Huttwil. Aber die Huttwiler wissen alle etwas über Zürich. Deshalb haben Menschen aus kleineren Ortschaften eine breitere Ahnung von der Schweiz. Denn hier gehen die Arbeiterkinder mit den Sprösslingen der Akademiker in die gleiche Schule. Und genau dies ist enorm wertvoll. Ich schätze an der Schweiz, dass dies bei uns möglich ist.