Warum die erste Papst-Weihnacht von Leo XIV. besonders wird
Die erste Weihnacht eines neuen Papstes ist immer etwas Besonderes – für den Betroffenen selber, aber auch für die Gläubigen. Das liegt zum einen daran, dass das Programm an Messen, Botschaften und Andachten ähnlich wie an Ostern ausserordentlich befrachtet ist; die Weihnachtsfeiern im Vatikan sind somit eine gute Gelegenheit, den neuen Pontifex ein wenig besser kennenzulernen.
Andererseits rührt das besondere Interesse auch daher, dass es sich bei den ersten Weihnachtsfeiern eines «Neuen» um ein relativ seltenes Ereignis handelt. Seit der Wahl und der Weihnachtspremiere von Johannes Paul II. im Jahr 1978, also vor fast fünfzig Jahren, kam es nur noch zweimal zu diesem Event, nämlich unter Benedikt XVI. und unter Franziskus.
Der erste Papst aus den USA und begeisterte Tennisspieler Robert Francis Prevost, wie Leo XIV. mit bürgerlichem Namen heisst, geht es bei seiner eigenen Papst-Weihnachtspremiere betont sportlich an: Er leitet an Heiligabend die Weihnachtsmesse im Petersdom, die wieder um 22 Uhr beginnen wird. Sein Vorgänger hatte die Messe zeitlich jeweils etwas vorverlegt.
Am 25. Dezember spendet Leo XIV. dann nicht nur den traditionellen Segen Urbi et Orbi auf dem Petersplatz, sondern er leitet zuvor auch persönlich die Messe am Weihnachtsmorgen. Das ist bemerkenswert, denn seine Vorgänger hatten dies meist an einen Kardinal delegiert, um zwischen der Christmette an Heiligabend und dem Urbi et Orbi eine etwas längere Erholungspause zu haben.
Weitere Verpflichtungen im Heiligen Jahr
Am zweiten Weihnachtstag (Stephanstag) leitet der Papst das traditionelle Mittagsgebet mit den Pilgern auf dem Petersplatz. Weil gleichzeitig zum ohnehin schon reich befrachteten Weihnachtsprogamm in diesem Jahr auch noch das von Papst Franziskus an Weihnachten 2024 eröffnete Heilige Jahr zu Ende geht, kommen auf Leo in diesen Tagen noch weitere Feierlichkeiten und Verpflichtungen zu.
Am 27. Dezember wird die Heilige Pforte der Basilika San Giovanni in Laterano, der Bischofskirche des Papstes, geschlossen, in den Tagen darauf jene der Basiliken Sankt Paul ausserhalb der Mauern und Santa Maria Maggiore, und schliesslich, als Höhepunkt und definitiver Schlusspunkt des Heiligen Jahres, erfolgt am 6. Januar die Schliessung der Heiligen Pforte am Petersdom.
Sozusagen zwischendurch wird Leo XIV. auch noch die Neujahrsmesse im Petersdom feiern, und am 7. Januar beginnt das mit einiger Spannung erwartete erste ausserordentliche Konsistorium, also die Versammlung der Kardinäle im Vatikan. Es wird erwartet, dass der Papst bei dieser Gelegenheit mit den aus der ganzen Welt anreisenden Kardinälen die drängenden Fragen der katholischen Weltkirche besprechen will und seinen wichtigsten Beratern dabei auch Hinweise geben wird, in welche Richtung sich sein Pontifikat bewegen wird.
Eine Ahnung davon erhielt man im Vatikan schon am Montag: Beim ersten Weihnachtsempfang seines Pontifikats hat Papst Leo XIV. die Leiter der Römischen Kurie auf einen neuen Stil eingeschworen: Er mahnte zu echter geschwisterlicher Freundschaft statt kleinlichem Streben nach Macht und persönlichen Vorteilen. Der Papst machte klar, wie er sich die Zukunft der kirchlichen Zentralverwaltung vorstellt: weniger bürokratisch, dafür missionarischer und menschlicher.
Und etwas provokativ stellte er die Frage: «Können wir in der Römischen Kurie Freunde sein? Können wir in eine Beziehung freundschaftlicher Brüderlichkeit treten?» Die Bedingung dafür wäre laut Leo XIV., dass «Masken und Heimlichtuereien abfallen, dass Menschen nicht ausgenutzt und übergangen werden, dass man den Wert und die Kompetenz jedes Einzelnen anerkennt».
Gegen den Konsumrausch zu Weihnachten
Mit seinen mahnenden Worten an die Kurienchefs bewegte sich Leo XIV. auf der Linie von Franziskus, der mit der Kirchenleitung gelegentlich ebenfalls hart ins Gericht gegangen war – auch wenn der neue Papst mildere Worte wählte.
Auch bei seinen Generalaudienzen, Ansprachen und Predigten während des Advents hatte Leo XIV. ähnliche Themen wie sein Vorgänger in den Vordergrund gerückt. So hatte er am vergangenen Samstag auf dem vollbesetzten Petersplatz anlässlich der letzten Jubiläumsaudienz in deutlichen Worten die ungerechte Verteilung des weltweiten Reichtums und die rücksichtslose Ausbeutung der Schöpfung, also der Natur, kritisiert.
«Der Reichtum der Erde liegt in den Händen einiger weniger, sehr weniger, und konzentriert sich ungerechtfertigterweise immer mehr in den Händen derer, die oft nicht auf das Stöhnen der Erde und der Armen hören wollen», betonte der Papst.
Zuvor hatte Leo XIV. wie schon sein Vorgänger (und auch sein Vor-Vorgänger Benedikt XVI.) die Gläubigen vor kurz vor Weihnachten vor «sinnlosem Konsum» und «Shopping-Betäubung» gewarnt. «Bemühen wir uns darum, dass den Weihnachtsgeschenken ein Sinn echter Schönheit innewohnt, ein Sinn, der uns an die Bedeutung der Geburt Jesu denken lässt, auch an seine Kleinheit, seine Demut und Solidarität», schrieb der Papst in einem Leserbrief an das von der vatikanischen Dombauhütte herausgegebene Magazin «Piazza San Pietro».
Statt in einen Geschenke-Kaufrausch zu verfallen, sollten die Gläubigen besser zur Beichte gehen. Im Grunde, fand der Papst, könne es doch kein schöneres Geschenk zum Weihnachtsfest geben, als Bedürftige oder Einsame zu sich nach Hause einzuladen. (aargauerzeitung.ch)
