Stefan Raabs TV-Comeback war ein Quoten-Hit. Rund 5,9 Millionen Menschen verfolgten die Live-Show am Samstagabend. Fairerweise muss man sagen: Viele Alternativen bietet das lineare Fernsehprogramm am Samstagabend nicht mehr. Ein leichtes Spiel für Raab.
Der erfahrene Entertainer hatte für das TV-Publikum eine Mega-Show geplant. Raab inszenierte sich, wie er sich schon vor neun Jahren inszenierte. Damit zeigte der 57-Jährige vor allem eines: Er ist immer noch derselbe.
In der Sendung sollte es eigentlich um den Boxkampf gegen Regina Halmich gehen. Eigentlich. Im Mittelpunkt stand aber nur einer: Raab selbst. Neben ihm gab es nicht viel Platz. Während Elton, der ehemalige Show-Praktikant von «TV total», auf der grossen Bühne moderierte, durfte Sidekick Laura Wontorra in die Kabine von Regina Halmich gucken und Promis im Publikum interviewen. Aufgaben, die Raab in seinen Sendungen schon immer gerne Frauen übertrug.
Dann begann die Show mit einer Reihe von Einspielern. Zu sehen waren die besten Momente aus Raabs Karriere. Und wer Stefan Raab kennt, weiss: Davon gibt es viele. Neben Helge Schneider, Markus Lanz, Campino und vielen weiteren erfolgreichen Männern durften auch Anne Will und Judith Rakers als einzige Frauen die Highlights kommentieren. Alle fanden – kaum überraschend – nur bewundernde Worte für Raab.
Eigentlich ging es in der Sendung aber nicht nur um ihn, sondern auch um Regina Halmich. Die 48-Jährige beendete vor 17 Jahren ihre Karriere als Boxerin. Sie stand zum ersten Mal wieder im Ring und feierte wie Raab ihr Comeback. Von diesem Fakt bekam man jedoch nicht viel mit.
Die ehemalige Leistungssportlerin betrat den Ring und musste dort vor allem eines: auf Stefan Raab warten. Der liess sich Zeit. Langsam kam er eine riesige Treppe vom Dach der Halle herunter. Gekleidet ganz in Weiss liess er sich feiern wie ein Gott.
Während dieser Raab-Huldigung musste sich Halmich 30 Minuten lang im Boxring aufgewärmt und konzentriert halten. Schon im Vorfeld kritisierte die Ex-Profiboxerin die Wettkampfbedingungen. Der Vorwurf: Sie kämpfe gegen ein Phantom. Halmich wusste nicht, in welcher Kondition Raab war und hatte vor dem Kampf keinen Kontakt zu ihrem Kontrahenten.
Als Raab dann im Ring stand, ging alles ganz schnell. Nach nur zwölf Minuten war der Kampf zu Ende. Die Siegerin: Regina Halmich. Eine Umarmung mit Raab, Konfetti, dann ein kurzes Interview mit Elton. Schon stellte sich Raab wieder dazu und unterbrach sie. Obwohl er den Kampf verloren hatte, übernahm er schon wieder die Show.
Halmichs Siegesfeier fand ein abruptes Ende. Die ehemalige Box-Weltmeisterin wurde von den beiden Herren immer mehr zur Seite gedrängt, bis sie für den Rest des Abends ganz aus dem Bild verschwand.
Richtig unangenehm wurde es aber erst an der Pressekonferenz im Anschluss an den Kampf. Raab übernahm nun vollständig das Kommando. Er konnte kaum mehr aufhören, sich selbst zu feiern, befahl der Band, wie sie zu spielen hatte und versuchte die Journalistinnen und Journalisten im Publikum blosszustellen. Das bekam besonders eine junge Influencerin zu spüren:
Diese Inszenierung hatte etwas Befremdendes, etwas Unangenehmes. Stefan Raabs Witze waren noch die gleichen wie vor neun Jahren. Das Publikum schien jetzt aber ein anderes. Es lachte nur verhalten.
Die Welt hatte sich weitergedreht, die Gesellschaft sich weiterentwickelt. Wo hat Stefan Raab die letzten Jahre bloss verbracht?