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Lieferservice: Migros und Coop dominieren, aber die Konkurrenz rückt auf

Lebensmittellieferungen – Österreicher wollen Migros und Coop herausfordern

Coop und Migros dominieren den Markt mit Lebensmittel-Lieferungen: Sie halten gemeinsam einen Marktanteil von über 90 Prozent. Doch bei der Migros ging es zuletzt nur noch langsam voran – und ein neuer Dienst aus dem Ausland will den beiden Riesen nun Beine machen.
16.02.2024, 06:01
Stefan Ehrbar / ch media
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Für zwei Millionen Franken bestellen Menschen in der Schweiz online Lebensmittel – jeden Tag. Im vergangenen Jahr wurden laut neuen Zahlen des Beratungsunternehmens Carpathia im Markt der Lebensmittel-Lieferungen 724 Millionen Franken umgesetzt, ein neuer Rekord. Innerhalb von nur fünf Jahren hat sich das Volumen mehr als verdoppelt.

Vor fünf Jahren teilten sich Coop und Migros den Markt noch auf. In der Zwischenzeit sind neue Anbieter hinzugekommen – etwa der Hofladen-Lieferdienst Farmy, der Lieferdienst von Aldi oder die nur in Zürich und Luzern tätige Firma Stash.

Die Online-Dienste von Migros und Coop dominieren den Markt laut den Carpathia-Zahlen aber weiterhin mit einem kombinierten Marktanteil von 90,7 Prozent im Jahr 2023. Migros Online schrieb demnach 344 Millionen Franken Umsatz und kam auf einen Anteil von 47,5 Prozent, Coop mit 313 Millionen Franken auf einen Anteil von 43,2 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr legte Coop beim Marktanteil um 1,1 Prozentpunkte zu, während die Migros 0,5 Prozentpunkte nachgab.

Ein Paketbote der Schweizerischen Post belaedt ein Elektrofahrzeug in der Halle des Distributionszentrum, fotografiert am Dienstag, 15. August 2023 in Ostermundigen. Anlaesslich ihres 175. Geburtstags ...
Die Post liefert für die Migros die Lebensmittel aus. Coop macht es selber.Bild: KEYSTONE

Farmy, Stash und Co. in Not

Die Migros verlor aber noch stärker an Boden, weil sie im September 2023 ihren zweiten Lieferdienst My Migros einstellte, der von der Genossenschaft Migros Aare betrieben wurde. Er kam im Jahr 2022 noch auf einen Marktanteil von 5,4 Prozent, war aber nicht profitabel. Da Migros Online in Sachen Lieferfenster, Gebühren und Tempo weniger attraktiv ist als My Migros, dürften wohl nicht alle Kundinnen und Kunden bei der Migros verbleiben.

Die Konkurrenz profitiert davon noch nicht. Der Hofladen-Händler Farmy musste letztes Jahr wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten bei der Expansion und dem Marketing auf die Bremse treten und verlor deshalb 7 Millionen Franken Umsatz und kommt noch auf 24 Millionen Franken. Laut Carpathia erst im einstelligen Millionenbereich, Umsätze schreibt der Lieferdienst von Aldi, der zuletzt sein Liefergebiet verkleinerte und die Gebühren erhöhte. Allerdings sei Aldi-Now «auf kleinem Niveau schnell wachsend». Erstmals auf der Liste findet sich der Bio-Importeur Gebana, der 20 Millionen Franken umsetzte.

Nicht in die Top 5 schaffte es der Lieferdienst Stash, der in Zürich und Luzern mit Velos Lebensmittel innerhalb von wenigen Minuten vertreibt und im letzten Jahr ebenfalls aus wirtschaftlichen Gründen das Liefergebiet verkleinerte. Gemäss der «Handelszeitung» arbeitet Stash «im Kerngeschäft nun profitabel». Der Umsatz liege bei nahezu 5 Millionen Franken pro Jahr. Aus dem Markt zurückgezogen haben sich in den letzten beiden Jahren der Händler Valora und die Migros-Tochter Migrolino.

Neu hinzukommen dürfte hingegen der österreichische Supermarkt-Anbieter Alfies. Wie der «Blick» berichtete, will er in Kürze den Schweizer Markt beackern, zunächst mit Lieferungen im Grossraum Zürich. Diese sollen innert 60 bis 120 Minuten ausgeliefert werden. In Österreich werden Bestellungen ab einem Wert von 39 Euro gratis ausgeliefert, darunter werden 3.99 Euro fällig. In der Schweiz dürften die Gebühren ähnlich hoch sein, so die Zeitung.

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55 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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@Jeff
16.02.2024 08:15registriert Juli 2023
Nutze Migros und Coop regelmässig.

Der Mindestbestellwert macht nicht nur ökonomisch, sondern auch ökologisch Sinn.

Lieber eine grosse Lieferung alle 2 Wochen als mehrere kleine. Der Migros Einkaufswagen kam früher auch nur 1x pro Woche ins Dorf. Niemand ist deswegen verhungert.
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