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Züri West lebt: So tönt der neue Song «Loch dür Zyt»

Züri West lebt: So tönt der neue Song «Loch dür Zyt»

Die MS-Erkrankung von Sänger und Frontmann Kuno Lauener hat die Zukunft der Berner Band in Frage gestellt. Doch jetzt gibt die Band erste musikalische Lebenszeichen. Es geht also weiter, Livekonzerte wird es aber wohl keine geben.
24.11.2023, 06:2424.11.2023, 08:24
Stefan Künzli / ch media
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Lange Zeit war es unklar, wie es mit Züri West weiter gehen soll. Denn im Juli 2017 ist bei Sänger und Frontmann Kuno Lauener Multiple Sklerose (MS) diagnostiziert worden. Den Krankheitsbefund hatte er am Tag erhalten, als die Band am Gurtenfestival spielte. Das Konzert wurde zum Horrortrip. Lauener vergass Texte und sah alles doppelt.

Züri West 2023: Manuel Häfliger, Florian Senn, Kevin Chesham, Kuno Lauener, Küse Fehlmann und Oli Kuster (von links).
Züri West 2023: Manuel Häfliger, Florian Senn, Kevin Chesham, Kuno Lauener, Küse Fehlmann und Oli Kuster (von links).Bild: Caspar Martig

Seither hat er schwierige Jahre erlebt. Persönlich und beruflich. Neben der Krankheitsdiagnose verlor er seine Mutter und seinen Vater. Dazu kam die Trennung von seiner Partnerin, der Mutter seiner Kinder. Es war lange still um die Band. Das letzte Album «Love» ist vor sechs Jahren erschienen und das letzte Konzert liegt auch schon über fünf Jahre zurück.

«Loch dür Zyt» ist ein Remake des ersten Züri-West-Songs «Z.W.»

Jetzt gibt es ein erstes Lebenszeichen der Band. Der Song «Loch dür Zyt» ist das Titelstück und der erste musikalische Vorbote eines neuen Albums, das am 7. Dezember beim Label Sound Service erscheinen wird. Der Titelsong ist ein Remake des Songs «Z.W.» aus dem ersten Album «Sport und Musik». Überhaupt ist es der absolut erste Song, den die Band vor bald 40 Jahren schrieb.

Der Kreis schliesst sich für die Band, die vor 40 Jahren mit aufmüpfigen Liedern wie «Flachgleit», «Schwinigers» und «Hansdampf» den Soundtrack zu den Berner Jugendunruhen um das Zaffaraya-Areal lieferte und einen kulturpolitischen Kampf für das Kulturzentrum Reithalle austrug. Die Band verkörperte die Protesthaltung der damaligen Bewegten.

Doch seither ist viel passiert. Im Laufe der Jahre hat sich die Band von ihren harten, aggressiven Sound entfernt und zählt heute zu den erfolgreichsten und bedeutendsten Bands der Schweiz. Von der damaligen Besetzung sind nur noch Kuno Lauener und Küse Fehlmann dabei. Die beiden bilden auch heute noch den harten Kern der Band.

«Loch dür Zyt», diese neue, aktualisierte Version von «Z.W.» soll diesen Wandel auch deutlich machen. Der neue Song ist denn auch nicht mehr hektisch und schnell. Das Tempo ist stark reduziert, fast etwas schleppend, der Song groovt gemächlich und souverän. Hm ... dem Alter angepasst.

Ist die Zeit des Rock'n'Roll vorbei?

Die Veränderungen, die beim Song vorgenommen wurden, scheinen die neue Lebenssituation zu symbolisieren. Die Textpassage «un'es zieht mi schwär zu dir nach Züri» wurde ersetzt durch «mis einsame Härz, wo chlopfet u chlopfet». Und in den Lyrics ganz gestrichen wurde «u fasch jede Aabe, bau jede Aabe Rock'n'Roll».

Ist die Zeit des Rock'n'Rolls für Züri West vorbei? Vielleicht. Es geht weiter mit Züri West, aber wohl schon etwas anders als bisher. Dem 62-jährigen Kuno Lauener geht es den Umständen entsprechend gut. Die Krankheit ist stabil. Die Autoimmunerkrankung MS, die das zentrale Nervensystem betrifft, gilt aber als unheilbar. Damit sein Zustand stabil bleibt, muss er jeden Stress vermeiden. An Livekonzerte mit der Band ist deshalb nicht zu denken. Fertig Rock'n'Roll!

Züri West
Loch dür Zyt (Sound Service). Erscheint am 7. Dezember.
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36 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Mein Senf
24.11.2023 07:48registriert Februar 2020
Züri West schlicht the best!
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Einstürzende_Altbauten *
24.11.2023 08:14registriert Dezember 2014
Ich wünsche Kuno viele gute Zeiten. Ich war an so vielen Konzerten von ZW, die Musik wird mich auch begleiten ohne weitere Konzerte. Ich freu mich aufs neue Album.
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Dame vom Land
24.11.2023 08:47registriert Januar 2015
Irgendeinisch fingt ds Glück eim
Mein Lebensmotto!
Und ja, das Glück hat mich immer wieder gefunden.
Und ich glaube weiter dran und zieh mir ZW rein.
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Der Faschismus in Portugal – und wie mein Vater deswegen in ständiger Angst lebte
Die Nelkenrevolution am 25. April 1974 in Portugal ist 50 Jahre her. Sie war das Ende der faschistischen Ära unter António de Oliveira Salazar. Ein Mann, der das westlichste Land Europas mit eiserner Faust regierte. Dieser Artikel ist die persönliche Geschichte meiner Familie.

Es ist der 25. April 1974, kurz nach Mitternacht. Im Radio erklingt zweimal das Lied «Grândola, Vila Morena» (deutsch: Grândola, braungebrannte Stadt). Es ist das zweite Signal des Militärputsches gegen das faschistische Regime von António de Oliveira Salazar in Portugal, der eine ganze Nation befreien wird. Es ist die sogenannte Nelkenrevolution oder in Portugal auch einfach «der 25. April», welche das Ende des faschistischen Regimes in Portugal einläutete und die autoritäre Diktatur des «Estado Novo» (deutsch: Neuer Staat) stürzte.

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