Lange Zeit war es unklar, wie es mit Züri West weiter gehen soll. Denn im Juli 2017 ist bei Sänger und Frontmann Kuno Lauener Multiple Sklerose (MS) diagnostiziert worden. Den Krankheitsbefund hatte er am Tag erhalten, als die Band am Gurtenfestival spielte. Das Konzert wurde zum Horrortrip. Lauener vergass Texte und sah alles doppelt.
Seither hat er schwierige Jahre erlebt. Persönlich und beruflich. Neben der Krankheitsdiagnose verlor er seine Mutter und seinen Vater. Dazu kam die Trennung von seiner Partnerin, der Mutter seiner Kinder. Es war lange still um die Band. Das letzte Album «Love» ist vor sechs Jahren erschienen und das letzte Konzert liegt auch schon über fünf Jahre zurück.
Jetzt gibt es ein erstes Lebenszeichen der Band. Der Song «Loch dür Zyt» ist das Titelstück und der erste musikalische Vorbote eines neuen Albums, das am 7. Dezember beim Label Sound Service erscheinen wird. Der Titelsong ist ein Remake des Songs «Z.W.» aus dem ersten Album «Sport und Musik». Überhaupt ist es der absolut erste Song, den die Band vor bald 40 Jahren schrieb.
Der Kreis schliesst sich für die Band, die vor 40 Jahren mit aufmüpfigen Liedern wie «Flachgleit», «Schwinigers» und «Hansdampf» den Soundtrack zu den Berner Jugendunruhen um das Zaffaraya-Areal lieferte und einen kulturpolitischen Kampf für das Kulturzentrum Reithalle austrug. Die Band verkörperte die Protesthaltung der damaligen Bewegten.
Doch seither ist viel passiert. Im Laufe der Jahre hat sich die Band von ihren harten, aggressiven Sound entfernt und zählt heute zu den erfolgreichsten und bedeutendsten Bands der Schweiz. Von der damaligen Besetzung sind nur noch Kuno Lauener und Küse Fehlmann dabei. Die beiden bilden auch heute noch den harten Kern der Band.
«Loch dür Zyt», diese neue, aktualisierte Version von «Z.W.» soll diesen Wandel auch deutlich machen. Der neue Song ist denn auch nicht mehr hektisch und schnell. Das Tempo ist stark reduziert, fast etwas schleppend, der Song groovt gemächlich und souverän. Hm ... dem Alter angepasst.
Die Veränderungen, die beim Song vorgenommen wurden, scheinen die neue Lebenssituation zu symbolisieren. Die Textpassage «un'es zieht mi schwär zu dir nach Züri» wurde ersetzt durch «mis einsame Härz, wo chlopfet u chlopfet». Und in den Lyrics ganz gestrichen wurde «u fasch jede Aabe, bau jede Aabe Rock'n'Roll».
Ist die Zeit des Rock'n'Rolls für Züri West vorbei? Vielleicht. Es geht weiter mit Züri West, aber wohl schon etwas anders als bisher. Dem 62-jährigen Kuno Lauener geht es den Umständen entsprechend gut. Die Krankheit ist stabil. Die Autoimmunerkrankung MS, die das zentrale Nervensystem betrifft, gilt aber als unheilbar. Damit sein Zustand stabil bleibt, muss er jeden Stress vermeiden. An Livekonzerte mit der Band ist deshalb nicht zu denken. Fertig Rock'n'Roll!
Mein Lebensmotto!
Und ja, das Glück hat mich immer wieder gefunden.
Und ich glaube weiter dran und zieh mir ZW rein.