An dieser Stelle erst mal ein Shoutout an meinen Freund, der für jede Situation die passenden Worte hat: «Sieh's positiv: Du hältst seit über sechzehn Jahren dein Gewicht.» Okay, ich geb's zu, es ist relativ witzig. Und Humor hilft ja bekanntlich immer.
Dabei muss ich mir ernsthaft überlegen, wie ich mit dieser Situation umgehe. Natürlich war mir klar, dass ich zugenommen habe, und auch, wie viel: Zwei Kleidergrössen in zwei Jahren. Ich weiss auch, dass ich nur bedingt etwas dafür kann, denn ausser, dass ich mir keine so strengen Essensregeln mehr auferlege wie früher (je nach Gewicht keine Kohlenhydrate am Abend oder aber gar keine für eine gewisse Zeit), mache ich nichts anders. Ich ernähre mich relativ gesund und mache drei bis fünf mal Sport pro Woche, eine Kombination aus Krafttraining und Ausdauer, und bewege mich auch im Alltag relativ viel.
Die Verantwortlichen für meine Gewichtszunahme haben Namen: Sie heissen Alter und Wechseljahre. Im Alter schwindet die Muskelmasse, der Grundumsatz sinkt, das Fett verbrennt schlechter, der Stoffwechsel wird langsamer. Um nicht zuzunehmen, hätte ich also weniger Kalorien zu mir nehmen müssen als vorher.
Dank der Wechseljahre verbrenne ich weniger Energie – der Körper braucht viel Energie für das Heranreifen der Eizelle, fällt der Eisprung also regelmässig aus (was in den Wechseljahren normal ist), sinkt der Energieverbrauch. Dazu kommen gerade am Anfang Wassereinlagerungen, welche durch Östrogenüberschuss begünstigt werden. Tatsächlich gibt es Tage, an denen ich mich fühle, als wäre ich ein Ballon kurz vor dem Platzen.
Um den Schock zu verarbeiten, esse ich zuerst mal einen Schoggimuffin, den meine Tochter im Kühlschrank vergessen hat, obwohl ich Süsses eigentlich gar nicht so mag. Dann google ich «Abnehmen in den Wechseljahren». Ein Körpertyp-Quiz bescheinigt mir zwar einen normalen BMI, aber einen «endomorphen» Körpertypen mit höherem Fettanteil und langsamem Stoffwechsel (super, dafür hätte ich kein Quiz gebraucht). Weiter geht's damit, welche Diät wohl für meinen Körpertypen die passende ist.
Dabei habe ich mir mal geschworen, nie wieder nach Diäten zu googeln. Es gibt einen Grund, dass ich keine Waage besitze: Mein Verhältnis zu meinem Körper war nicht immer ganz unproblematisch. Ich habe seelische Nöte immer wieder mal damit kompensiert, meinen Body auf Modelmasse zu trimmen. Mittlerweile ist mir klar, dass es dabei um Kontrolle ging: Meinen Körper konnte ich kontrollieren und steuern, im Gegensatz zu meiner Psyche.
Seit ich den Diäten abgeschworen habe und mich einfach gesund und ausgewogen ernähre, fühle ich mich recht wohl in meinem Körper. Ich hatte lange die gleiche Kleidergrösse, eine Waage brauchte ich nicht. Und jetzt wird mein Körper, beziehungsweise sein Gewicht, plötzlich wieder zum Thema. Die gute Nachricht ist, dass sich zumindest das mit den Wassereinlagerungen lösen wird, da der Körper irgendwann auch aufhört, so viel Östrogen zu produzieren. Fragt sich nur, wann.
Für den Rest habe ich beschlossen, nicht wieder in alte Muster zu fallen und das Ganze entspannt anzugehen. Keine Diät, kein krasser Verzicht, dafür gesunder Menschenverstand beim Essen: Nicht essen, wenn ich keinen Hunger habe, und einigermassen ausgewogen. Und dann bin ich los und habe mir ein Hammer-Kleid in einer grösseren Grösse gekauft und habe an einem coolen Event meine neuen Kurven gefeiert.
Nun nimmt mich wunder, wie ihr so zu euren Körpern steht. Wie haltet ihr's mit Diäten? Wie wichtig ist euch die Zahl auf der Waage? Und was habt ihr für Erfahrungen mit Zunehmen im Alter oder in den Wechseljahren gemacht? Teilt es mit uns in den Kommentarspalten.