«What I eat in a day», Fitnessroutinen und Gym-Programme: Das ist das Fitness-Influencer-Starterpack. Diesem Klischee entspricht auch Christian Wolf. Er wirbt mit Psychologie-Tipps hinter Gewichtsverlust und seinem Protein-Fasten-Programm. Seit letztem November ist der Influencer mit Romina Palm zusammen. Das Model leidet seit mehreren Jahren öffentlich unter einer Essstörung. Diese wird nun auch immer mehr zum Thema – und zwar nicht im positiven Sinne.
Romina Palm wurde durch ihre Teilnahme an der Castingshow «Germany's Next Topmodel» bekannt, wo sie es 2021 bis ins Finale schaffte. Schon damals sprach sie von ihrem Hang dazu, ihren Körper stark verändern zu wollen. So spritze sie sich eine Zeit lang die Lippen und trainierte sich einen dicken Po an. Nur um diesen für GNTM wieder abzunehmen. Vor zwei Jahren sprach sie dann auch in einem YouTube-Video über ihre Binge-Essstörung.
Während GNTM war Romina mit dem Influencer-Koch Stefano Zarrella zusammen. Die beiden verlobten sich kurz nach der Sendung. Im letzten Frühling trennten sie sich jedoch und wenige Monate später war die 24-Jährige mit Christian Wolf zusammen. Dieser hatte sich ebenfalls kurz vorher von seiner schwangeren Freundin getrennt.
Seit dem Partnerwechsel scheint es – zumindest online –, dass Romina vor allem eins möchte: abnehmen. Denn während auf Stefanos Kanal der Fokus auf leckerem Essen liegt, scheinen bei Christian vor allem die wenigen Kalorien und der Proteinwerte eine Rolle zu spielen.
@stefano_zarrella ONE POT MAC & CHEESE 🍝🧀 #zarrellaskitchen#unglaublichlecker #teamzarrellaskitchen @rominajosefinepalm ♬ Classical Music - Classical Music
@christian.wolf Diese 2 sushi Rollen haben so viele Kalorien wie alles in der mcdonalds tüte. Das heißt natürlich dass man das niemals essen darf und nur wenn man krank ist 🙃 natürlich heisst es rein gar nichts. Sondern einfach nur, dass man ein Gefühl für Lebensmittel entwickeln kann, um sich niemals etwas verbieten zu müssen sondern verantwortungsvoll mit der eigenen Ernährung umgehen kann.
♬ Originalton - Christian Wolf
So bewirbt Christian unter anderem «Wolfs Protein-Fasten» – kurz WPF. Dabei geht es darum, dass man täglich zwei proteinreiche Mahlzeiten und zwei Proteinshakes zu sich nimmt. Eine der Mahlzeiten soll Low Carb, also nur (sehr) wenig Kalorien enthalten. Es sollen 10'000 Schritte gemacht werden und Zucker soll durch Produkte wie «Zeroup» und «Chunky Flavor» ersetzt werden. Das sind synthetische Zuckeralternativen.
Zudem zeigten sich Christian und Romina bereits mehrmals, wie sie in Restaurants Essen ohne Saucen bestellten, um diese dann durch eigenen Zero-Kalorien-Saucen zu ersetzen. Durch WPF hat Christian laut eigenen Angaben über 15 Kilo verloren und Romina über 10 – und das ganz ohne Fressattacken.
Bereits bei der Erwähnung von Zuckerersatzprodukten und dem Mitbringen von eigenen Saucen in Restaurants läuten bei Sarah Stidwill von der Arbeitsgemeinschaft Ess-Störungen AES die Alarmglocken. Denn: Dies sind bereits Anzeichen für ein essgestörtes Verhalten. «Wer sein Leben so sehr durchs Essen einschränkt, dass er oder sie nicht mehr normal in einem Restaurant oder in den Ferien essen gehen kann, gefährdet sich in eine Essstörung zu rutschen», so die Expertin.
Zudem ist auch zu viel Protein für den Körper nicht nur gesund: «Protein hat momentan einen riesigen Hype. Zu viel Eiweiss kann jedoch zu Nierenschäden führen und muss ebenfalls in Massen gegessen werden.» Während hier einige Studien dies belegen, gibt es auch Fachseiten, die nicht von einer Gefahr bei zu viel Proteinen ausgehen.
Romina selbst sagt, dass sie durch WPF erstmals seit vier Monaten keine Fressattacken mehr hatte. Während dies durchaus sein kann, bedeutet das aber, nicht, dass ihre Essstörung überwunden ist. So hat laut Martina Papadellis von AES eine Essstörung zwei Seiten: eine körperliche und eine psychische.
Fressanfälle kommen meist von längerem Hungern, wenn also Romina nun genug isst durch WPF, ist das durchaus gesünder, als sich abzuhungern oder vollzustopfen. Die psychische Seite der Essstörung ist jedoch damit noch nicht überwunden. Dafür braucht es laut den Expertinnen (psycho-)therapeutische Unterstützung.
Laut mehreren Kommentaren zu Rominas Zustand hat das Model vor einigen Monaten bestätigt, dass es die Therapie angebrochen hat, weil «sie ihr nichts brachte».
Auch die Expertin ging anhand vom Onlineauftritt von Romna Palm nicht davon aus, dass das Model ganz von der Krankheit geheilt ist. «Ich kann aber natürlich keine Ferndiagnose stellen», so Papadellis. Gegenüber watson meinte Romina Palm jedoch, dass sie sich konstant positiv weiterentwickle. So sei Teil des Heilungsprozesses, regelmässig mit einer Psychologin Rücksprache zu nehmen. Daher wisse sie, dass sie ihre Essstörung überwunden habe.
Auch wenn Romina laut eigenen Angaben bereits aus der Essstörung draussen ist, hinterlässt auch eine überwundene Essstörung ihre Spuren: «Wer einmal eine Essstörung hatte, wird meist ein ganzes Leben lang sensibilisiert sein auf das Thema», meint Papadellis. Dass Christian Wolf dabei keine Hilfe ist, zeigen seine regelmässigen Posts.
Erst vor einigen Tagen ging eine Instagram-Story viral, in der er einen Teller mit Sushi zeigte und diese als «unterschätzte Kalorienbomben» bezeichnete. Er meinte, dass sie sich nun Sushi gönnen würden, da sie krank waren und Durchfall hatten. Gesund sei Sushi aber wegen des Reiszuckers überhaupt nicht.
Daraufhin hagelte es nur so Kritik. Auf TikTok ging der Sound des Videos viral und Creator filmten sich dazu beim Sushi-Essen.
@lorena.martinovic Lecker sushiiii😋🍱💓💓 #fyp #christianwolf #sushi ♬ Originalton - tiefschwarz
Andere sprachen Christian direkt an und warfen ihm vor, Romina in ihre Essstörung zurückzutreiben: «Christian Wolf muss einfach krasser Narzisst sein, wenn ihm Romina so egal ist. Der hat doch selbst eine Essstörung», schreibt etwa ein Fan, während eine Creatorin meinte: «Stell dir vor, dein Freund, der von deiner Essstörung weiss, kommentiert alles, was du isst.»
@lisa.hitzinger Nur eine Bitte: Schreibt keine boshaften Kommentare/Nachrichten - weder an Romina, noch an Christian, denn das hilft auch keinem (hab unter Beiträgen echt miese Sachen gelesen) 🫶🏻 Ich möchte hier einfach nur auf die Gefahren dahinter hinweisen und diese Vorgehensweise kritisch betrachten - als Person mit einer ES und etwas Reichweite sehe ich mich dazu auch verpflichtet und ich war unfassbar schockiert, als ich das zugesendet bekommen habe ❤️ Ich glaub den Begriff Sushi Gate hab ich bei Schirin aufgegriffen 🥹 #christianwolf #sushi #essstörungrecovery #essstörungskampf #depressionenbekämpfen #depressionensindkeinspass #psychischeerkrankung #psychischeerkrankungen #psychischeprobleme #psychischegesundheit #mentalegesundheit #mentalhealth #mentalhealthawareness ♬ Originalton - Lisa | mentale Gesundheit 🦋
Es ist nämlich keine Seltenheit, dass Christian Rominas Essverhalten zum Thema macht. Immer wieder kommentiert er, was sie isst, wie viel sie schon abgenommen hat und verbreitet zudem gefährliches Halbwissen darüber, was gesund und was ungesund ist. Sushi zum Beispiel ist eine sehr ausgewogene Mahlzeit: «Es hat alles, was der Körper benötigt. Kohlenhydrate, Fette, Eiweiss und Gemüse», so Papadellis.
Der grösste Kritikpunkt von der Community ist aber, dass Christian und Romina ihre Essstörung auch als Verkaufsfaktor für das WPF-Programm benutzen. Dass sie mit Produkten im Zusammenhang mit einer Essstörung werben.
Christian Wolf war nämlich Mitgründer von einer der bekanntesten deutschen Fitness-Supplement-Marken, More Nutrition. Dort hat er die oben erwähnten Ersatzprodukte und Protein-Pulver angeboten. Kundinnen und Kunden klagten jedoch immer mehr über gesundheitliche Probleme nach dem Verzehr der More-Produkte. Aufgrund irreführender Werbung hat sich auch die Verbraucherzentrale NRW eingeschaltet. Daraufhin hat sich Wolf als Co-CEO zurückgezogen.
Seither hat sich Christian Wolf aber vom Shitstorm wieder erholt und predigt seinen über 500'000 Followerinnen und Followern weiterhin von seinem Programm. Rominas Followerschaft ist ebenfalls mit über 900'000 Abos ein Account mit grossem Einfluss.