Rapper Sean Combs wurde diese Woche in zwei von fünf Anklagepunkten schuldig gesprochen. Der Prozess erlangte wochenlang eine grosse mediale Aufmerksamkeit. Auch andere Gerichtsprozesse mit prominenten Beteiligten gingen in die Geschichte ein.
Wir haben fünf spektakuläre Fälle aufgelistet:
Der Strafprozess gegen Football-Star O. J. Simpson fand 1995 statt und wurde sogar als «Prozess des Jahrhunderts» bezeichnet. Ihm wurde vorgeworfen, seine Ex-Ehefrau Nicole Brown Simpson und deren Bekannten Ronald Goldman ermordet zu haben. Die zwei wurden 1994 erstochen in Browns Villa gefunden.
Gemäss den Beweisen gab es an Simpsons Schuld keinen Zweifel. Unter anderem fanden die Ermittler DNA-Spuren, es gab zudem Blutspuren im Garten. Schon während der Ehe gab es häusliche Gewalt. Simpson floh, es gab eine filmreife Verfolgungsjagd mit der Polizei, die live im US-Fernsehen übertragen wurde.
Im Gerichtsprozess konnte Simpsons Verteidigung, zu der übrigens Kim Kardashians Vater Robert Kardashian gehörte, die Jury damit überzeugen, dass O. J. Simpson aufgrund rassistischer Diskriminierung angeklagt wurde. Simpson wurde freigesprochen. Da die Jury mehrheitlich aus schwarzen Personen bestand, vermuteten viele, dass das Urteil dadurch zustande kam, schreibt die Welt.
In einem späteren Zivilprozess wurde den Opferfamilien jedoch eine Entschädigung von 33,5 Millionen US-Dollar zugesprochen. 2008 wurde Simpson dann trotzdem zu 33 Jahren Haft verurteilt, jedoch wegen eines bewaffneten Raubüberfalls. 2017 kam er auf Bewährung frei.
2006 bewarb er mittels eines Interviews sein Buch «If I Did It: Confessions of the Killer» («Wenn ich es getan hätte: Bekenntnisse des Mörders»). Rein hypothetisch sprach er dabei über den Doppelmord, anfangs noch im Konjunktiv, später dann nicht mehr. Er sagte auch mehrmals die Worte «Ich erinnere mich», was viele Menschen als Geständnis auffassten, schreibt die Aargauer Zeitung.
2024 starb er im Alter von 76 Jahren an den Folgen von Prostatakrebs.
Spektakuläre Gerichtsfälle gab es nicht nur in den USA. Auch in Deutschland sorgte ein Fall für Aufsehen. 1977 ging der Fall von Ingrid van Bergen in die Geschichte ein.
Ingrid van Bergen hatte ein bewegtes Leben. Sie wuchs im Krieg auf und engagierte sich bei der Hitlerjugend. Sie flüchtete, überlebte einen Bombenangriff und wurde laut eigener Aussage als Jugendliche von einem russischen Soldaten vergewaltigt. Nach dem Krieg zurück in Deutschland machte sie nach ihrem Abitur Karriere als Schauspielerin. Auch international war sie erfolgreich.
1977 erschoss die damals 46-Jährige mit einem Revolver ihren Geliebten Klaus Knaths in einer Villa am Starnberger See. Grund dafür war die Untreue des 33-Jährigen. Van Bergen soll dabei unter Einfluss von Alkohol und Valium gestanden haben. Knaths starb an den Folgen der Verletzungen.
Beim Gerichtsprozess wurden die intimsten Details der Beziehung vor aller Welt ausgebreitet. Auch die Verteidigung griff zu ungewöhnlichen Mitteln und gab neben dem Alkoholeinfluss die Wechseljahre als Grund für die schwierige psychische Verfassung an, schreibt Focus. Dies führte zu einer verminderten Schuldfähigkeit. Wegen Totschlags bekam van Bergen eine Freiheitsstrafe von sieben Jahren, von der sie nur fünf Jahre absitzen musste.
Nach ihrer Zeit im Gefängnis versuchte sie, wieder an die früheren Erfolge anzuknüpfen. Sie war ebenfalls Teil von diversen Realityformaten wie «Promi Shopping Queen» oder dem «Dschungelcamp», Letzteres gewann sie sogar. Seit 2020 lebt die heute 94-Jährige mit einer früheren Mitinhaftierten auf einem Bauernhof.
Dieser Rosenkrieg landete auch vor Gericht. Die Schauspieler Johnny Depp und Amber Heard lernten sich bei Dreharbeiten kennen und heirateten 2015. Schon ein Jahr später erfolgte die Scheidung. Heard warf Depp vor, sie unter Drogen- und Alkoholeinfluss körperlich misshandelt zu haben, der Schauspieler stritt die Vorwürfe ab. Nach einem von Heard veröffentlichten Artikel, in dem es mutmasslich um Depp ging, verklagte er sie unter anderem wegen Verleumdung.
Der darauffolgende Zivilprozess 2018 konnte weltweit auf einem YouTube-Stream mitverfolgt werden und wurde medial ausgeschlachtet. Es kamen unschöne Details ans Licht, wie verlorene Teile des Mittelfingers von Depp, verwüstete Zimmer und menschliche Fäkalien im Schlafzimmer. Vor Gericht wurde auch eine Tonaufnahme einer Therapiesitzung vorgespielt.
Amber Heard verlor den Prozess. Sie wurde dazu verdonnert, 10,35 Millionen Dollar an Depp zu zahlen. Er musste hingegen zwei Millionen Dollar an seine Ex-Frau zahlen.
Schlussendlich hatte Depp mehr Sympathiepunkte als Heard und sie zog sich weitestgehend aus der Öffentlichkeit zurück. Heard lebt mittlerweile mit ihren drei Kindern in Spanien.
Der Skandal um Filmproduzent Harvey Weinstein begann 2017 und löste die «Me too»-Debatte aus. Nach und nach wurde die jahrzehntelange sexuelle Belästigung, sexuelle Nötigung und Vergewaltigung dutzender Frauen aus der Filmindustrie aufgedeckt.
Grosse Namen wie Gwyneth Paltrow oder Courtney Love deuteten ähnliche Vorkommnisse auf seiner «Besetzungscouch» schon Jahre davor an. Ins Rollen brachte das Ganze aber ein Artikel in der «New York Times», welche über Weinsteins Machenschaften während über 30 Jahren berichtete und darüber, wie er seine Macht dafür ausnutzte. Es meldeten sich danach immer mehr betroffene Frauen, die als junge Schauspielerinnen oder Models von Weinstein sexuell missbraucht oder belästigt und von ihm unter Druck gesetzt wurden.
2020 wurde er wegen Vergewaltigung und schwerer sexueller Nötigung in mehreren Fällen zu einer Freiheitsstrafe von 23 Jahren verurteilt. Dagegen legte er erfolgreich Berufung ein. Grund waren Verfahrensfehler. Der Prozess wurde neu aufgerollt und Weinstein wurde teilweise schuldig gesprochen. Es könnte deswegen zu einem neuen Prozess kommen.
Er blieb dabei die ganze Zeit in Haft, da er in einem zweiten Prozess 2023 wegen sexueller Übergriffe für schuldig befunden wurde. Seine Haftstrafe beträgt 16 Jahre.
Die Folge von Weinsteins Straftaten war, dass sich nicht nur beruflich die Leute von ihm abwendeten, sondern dass sich auch seine Frau Georgina Chapman von ihm scheiden liess. Chapman, die mit der Modemarke Marchesa erfolgreich wurde, ist heute mit Schauspieler Adrien Brody liiert.
Über Sänger R. Kelly, der mit dem Song «I Believe I Can Fly» weltberühmt wurde, gab es schon in den 90ern Vorwürfe wegen Kindesmissbrauchs. 1994 heiratete im Alter von 27 die erst 15-jährige Sängerin Aaliyah. Die illegale Heirat wurde später annulliert. 2001 starb die Sängerin bei einem Flugzeugabsturz
Im Gerichtsprozess Mitte der 90er musste sich Kelly wegen des Vorwurfs der Herstellung von Kinderpornografie verantworten. Es ging dabei um ein pornografisches Video, in dem der Musiker angeblich mit einer 13-Jährigen zu sehen war. Er wurde freigesprochen.
2019 machte der US-Fernsehsender Lifetime mit der Serie «Surviving R. Kelly» die Machenschaften des Musikers publik. Es wurde ihm darin vorgeworfen, Frauen sexuell missbraucht zu haben. Auch seine Ex-Frau Andrea Kelly kam zu Wort und sprach von den Missbräuchen. Durch die Ausstrahlung wurden die Strafverfolgungsbehörden auf Kelly aufmerksam und riefen mögliche Zeugen und Opfer auf, sich bei ihnen zu melden.
2019 erfolgte der Haftbefehl. Kelly wurde des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger in neun Fällen beschuldigt. Zu den Beweisen gehörten auch Videoaufnahmen Kellys mit Opfern. Später kamen weitere Anschuldigungen dazu wie Kidnapping, Ausbeutung Minderjähriger und Bestechung.
2021 begann der Gerichtsprozess. Kelly selbst plädierte auf nicht schuldig. Der Sänger wurde von der Jury in neun Anklagepunkten schuldig gesprochen, auch in dem Punkt, eine kriminelle Organisation betrieben zu haben, die dazu genutzt wurde, Menschen sexuell auszubeuten. Seine Haftstrafe beträgt 30 Jahre. In einem weiteren Prozess wurde er wegen des Missbrauchs Minderjähriger zu einer Gefängnisstrafe von 20 Jahren verurteilt, wovon 19 Jahre der zuvor verhängten 30-jährigen Haftstrafe angerechnet werden. Kellys Gesamthaftstrafe beträgt somit 31 Jahre.
2024 veröffentlichte Kellys Tochter, er habe auch sie sexuell missbraucht.