Je schwerer und zahlreicher die Koffer sind, desto nervöser sind ihre Besitzer. Als Pendlerin beobachte ich praktisch täglich Menschen, die sich mit ihrem Gepäck im Zug abrackern – und tat das auch schon selbst. Sei es, weil die Koffer im Zug nirgends Platz haben, andere Sitzplätze versperren oder die Leute beim Ein- und Aussteigen behindern, irgendwie scheint es für manche Koffer nirgends einen passenden Platz zu geben.
Insbesondere bei Strecken, die von vielen Touristen genutzt werden oder über einen Flughafen führen, kommt es zu einer hohen Koffer-Dichte. Erst kürzlich hatte beispielsweise die Zentralbahn, die zwischen Interlaken und Luzern verkehrt, Massnahmen ergriffen, weil der Platz für die Rollkoffer schlicht nicht mehr ausreichte, berichtete die Luzerner Zeitung. Nun gibt es mehr Platz, dafür wurden einige Sitze geopfert. Das soll verhindern, dass die Koffer auf der Bergstrecke ins Rollen geraten oder Durchgänge verstopfen.
Pendlerinnen und Pendler ärgern sich entsprechend über Koffer im Zug. Auch in SBB-Zügen gibt es regelmässig Durchsagen, die darauf hinweisen, dass Gepäck nicht auf die Sitze gehört. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass Pendlerinnen und Pendler praktisch täglich Zug fahren, viele Menschen mit Koffern jedoch eher selten. Nicht hinter jedem mit Taschen besetzten Sitzplatz steckt eine böse Absicht. Ein grundsätzliches Verständnis und die richtige Kommunikation auf beiden Seiten ist deshalb eine Bedingung für eine friedliche Zugfahrt.
Je mehr Gepäck man dabei hat, desto gestresster sind die Menschen. Damit sie dann auch ja ready sind zum Aussteigen, stellen sie sich meist schon zehn Minuten vor Ankunft vor die Zugtür. Und da liegt das erste Problem. Natürlich fühlt man sich viel gestresster, wenn hinter einem eine lange Schlange ungeduldiger Mitreisender steht, die möglichst schnell aussteigen wollen.
Lösung 1: Lass sie einfach zuerst aussteigen und schliesse dich an, sobald die vordersten, eiligen Menschen durch sind.
Lösung 2: Bitte um Hilfe. Wenn du mehr Taschen und Koffer als Hände hast, kannst du ruhig umstehende Personen bitten, dir beim Aussteigen zu helfen. Schliesslich geht es nur um ein paar Meter.
Je nach Strecke fahren unterschiedlich gebaute Züge. Manche haben ein grosses Gepäckfach, andere praktisch keines. Manche haben Stufen, andere sind barrierefrei. Im Fahrplan kannst du dich informieren, welches Zugmodell dich fahren wird, so kannst du dich schon einmal innerlich darauf einstellen. Wenn du rechtzeitig am Bahnhof bist, hast du auch genügend Zeit, um stressfrei einzusteigen und die Koffer zu verstauen. Apropos verstauen. Da kommen wir zum zweiten Problem. Verstauen bedeutet nicht, den Koffer auf vier Rädern einfach in eine Ecke zu stellen oder ein Viererabteil damit zu blockieren.
Lösung 1: Ist der Koffer nicht allzu gross, passt er meist zwischen zwei Doppelsitze. Das ist den meisten bekannt und wird oft genutzt, da die Gepäckablagen über den Fenstern oft eher klein und mühsam sind, wenn das Gepäck schwer ist. Am bequemsten sind jedoch noch immer die erwähnten Gepäckfächer am Anfang des Wagens.
Das führt uns zu Lösung 2: Manche Koffer sind nämlich zu gross, um zwischen die Sitzreihen zu passen. Auch sie sind in Gepäckfächern gut aufgehoben, wo sie nicht davonrollen können. Manche Züge haben jedoch kaum solchen Fächer und auch unter den Sitzen gibt es wenig Platz. In der Regel gibt es dann aber im Zug Abschnitte mit Klappsitzen, wo auch Menschen im Rollstuhl, mit Kinderwägen oder Velos Platz finden. Dort kannst du deinen Koffer ebenfalls deponieren. Achte dabei darauf, dass er liegt und nicht steht, weil er sonst während der Fahrt davonrollt und jemanden verletzen könnte.
Ohnehin solltest du überlegen, ob nicht Lösung 3 etwas für dich wäre. Um das Gepäck besser verstauen zu können, kann es auch Sinn ergeben, statt einen grossen Koffer mehrere kleinere Gepäckstücke zu benutzen. Die haben eher unter einem Sitz Platz.
So oder so ist das Reisen mit viel Gepäck stressig. Erst recht, wenn man aus den Ferien kommt, müde ist und einfach nur nach Hause will. Wie schön wäre es da, wenn die Koffer oder das Velo allein reisen könnten. Das kann es natürlich nicht, das ist das dritte Problem.
Lösung: Es gibt Serviceangebote, die genau das machen: Dein Gepäck von A nach B bringen. Bei den SBB kannst du dieses Angebot beispielsweise buchen und auswählen, ob du das Gepäck zu Hause abholen respektive nach Hause liefern lassen willst oder es einfach am Bahnhof abgibst.
Für einfache Koffer bis 23 Kilogramm ist das auch gar nicht mal so teuer innerhalb der Schweiz. Vom Bahnhof Zürich zum Bahnhof Bellinzona beispielsweise kostet ein Koffer 12 Franken. Auch Velos oder Skis kannst du bei der SBB aufgeben.
Ist die Zugfahrt einmal geschafft, ist es längst nicht vorbei. Gerade zu Stosszeiten sind Pendlerinnen und Pendler froh, wenn alles nach Plan verläuft. Und diesen kannst du durchkreuzen, wenn du Problem Nummer vier nicht löst. Bei vollen Zügen kann es sein, dass viele Menschen aussteigen und andere wieder einsteigen wollen. Deshalb solltest du dein Gepäck nicht direkt vor einer Zugtür deponieren, wo es andere Passagiere behindert.
Die Lösung dafür ist simpel: Mach einfach ein paar Schritte mehr und stelle deine Koffer auf dem Perron an einen Ort, wo keine Passagierströme durchgehen.