13 ist ein fieses Alter. Ich weiss das, weil ich mit 13 immer das Mädchen war, das im Turnen übrig blieb. Und auf dem Pausenplatz. Das Mädchen, dessen beste Freundin sich immer in Rekordzeit einer anderen besten Freundin zuwandte. 13 ist sowas wie die Vorhut jenes Mädchen-Mainstreams, für den Amerika das Maskottchen des Cheerleaders erfunden hat. Cheerleader sind der Horror schlechthin: sportlich, gut gelaunt, laut und gern in Gruppen unterwegs. Meine Vorstellung von Hölle.
Stacy Friedman (Sunny Sandler) ist ebenfalls 13 und definitiv anschlussfähiger, als ich das jemals war, und Stacy hat – wie alle jüdischen Mädchen an ihrer Schule – einen einzigen Traum: Sie will die perfekte Party. Also die perfekte Bat Mizwa, das Fest ihrer religiösen Mündigkeit. Sie will ein pinkes Kleid, am liebsten Gastauftritte von Prominenten, und überhaupt soll alles werden wie eine pinke Discokugel oder Seifenblasen, in denen sich Einhörner spiegeln oder ... Okay, feiern 13-Jährige tatsächlich so in Amerika? Es scheint so.
Nun ist Stacy Friedman, die ihrer besten Freundin die Bat Mizwa verdirbt, weil es da plötzlich Probleme mit einem Jungen gibt, selbstverständlich keine Dokumentation, sondern eine Romanverfilmung. Eine Coming-of-Age-Fiktion. Und dann doch nicht ganz. Denn vor allem ist der neue Netflix-Filmhit «You Are So Not Invited to My Bat Mitzvah» ein Familienprojekt von Adam Sandler, in dem Adam Sandler zeigen kann, dass er ein ultracooler Dad ist, im Film wie im Leben, denn schliesslich spielen seine beiden Töchter Sunny und Sadie auch im Film seine Töchter. Und wow, alle Kritiker schreiben, was Adam Sandler doch nicht nur für ein lustiger, sondern auch phänomenal warmherziger Typ sei.
Man kann Adam Sandler sicherlich zugutehalten, dass seine Hollywood-Nepo-Babies angenehm bodenständig scheinen und nicht so realitätsfremd herausgekommen sind wie die Tochter von Sofia Coppola, die Hausarrest erhielt, weil sie versucht hatte, mit der Kreditkarte des Vaters einen Helikopter zu chartern, um mal schnell mit einer Freundin zum Essen zu fliegen.
«You Are So Not Invited to My Bat Mitzvah» ist definitiv ein enorm harmloser Kinderfilm. Man muss sich ganz fest in seine Frühpubertät zurückversetzen, um den Problemen von Stacy und ihren Freundinnen einen Funken von Grösse abzugewinnen – oder um sie so richtig zu hassen. Die Witze der Erwachsenen sind, wie es sich für eine jüdische Komödie gehört, sehr oft sehr lustig, bloss spielen die Erwachsenen halt keine grossen Rollen.
Dass komische Coming-of-Age-Unterhaltung definitiv tiefer gehen kann, zeigt etwa die Netflix-Serie «Sex Education», da werden bei allem Spass zerkratzte, schwierige, komplexe und damit lebensnahe junge Geschichten erzählt. «Sex Education» ist eine britische Serie. Das ist auch schon das ganze Geheimnis. Der von Adam Sandler produzierte Film hingegen ist eins jener hochglanzklischierten amerikanischen Gefälligkeits-Produkte, wie es sie gerade auf Netflix zuhauf gibt.
Nun ist dies natürlich Meckern aus Erwachsenenperspektive. Gut möglich, dass nicht-soziophobe 13-Jährige «You Are So Not Invited to My Bat Mitzvah» für den Gipfel der Filmfreuden halten. Die Sache ist nur: Man sollte sie nicht absichtlich unterschätzen. Schliesslich versucht man ihnen anderswo ja auch Besseres als Fastfood vorzusetzen. Aber vielleicht kann Adam Sandler auch nichts anderes. Er war schon immer eher platt statt glatt.
Uncut Gems mag objektiv auch gut sein, war aber gar nicht mein Fall. Kurz, so talentbefreit ist er dann doch nicht.