Möglicherweise ist Meghan, Duchess of Sussex, der beste Mensch der Welt. Immerzu denkt sie an die anderen. An Mann, Kinder, Hunde. Aber vor allem an die Gäste. Meghan ist eine wahre Gäste-Streberin. Für Übernachtungsgäste etwa mixt sie stets frisches Badesalz und macht Bettmümpfeli. Fürs Badesalz nimmt sie rosa Himalaya-Salz wegen der hübschen Farbe, Arnikaöl, Lavendelessenz, Rosenblüten, Lavendelblüten ... Das Bettmümpfeli besteht aus getrüffeltem Popcorn, wobei sie nicht schnöde Maiskörner poppen lässt, sondern getrocknete Maiskolben. Ein Spitzeneffekt. Meghan ist bienenfleissig.
Weshalb sie wohl auch den Bienen zugetan ist. Zwar hat sie selbst selten Zeit, nur alle paar Monate, aber für den Rest des Jahres beschäftigt sie den netten Imker Branden, der haartechnisch wohl irgendwann in seinem Leben ein Fan des späten John Lennons geworden und geblieben ist.
Gast Daniel, den sie seit vielen Jahren kennt, weil er schon bei der Serie «Suits» ihr Make-up-Artist war, und der sich allein beim Anblick eines Messers in den Finger schneidet, kriegt sich nicht mehr ein vor Bewunderung: «Wieso präsentiert niemand Erbsen wie du! Sie sind grüne Perlen!», ruft er angesichts einer geöffneten Erbsenschote.
Apropos Perlen: Die goldene Uhr, die wir alle Folgen über an Meghans Handgelenk sehen, ist eine Cartier Tank Française und kostet neu wirklich lausige 21'000 Franken. Die Uhr von Meghan jedoch würde bei einer Versteigerung ein Vielfaches erreichen, sie gehörte einst Diana, ging dann an William, der sie Harry vermachte, der sie Meghan schenkte. Kann sie etwa als versöhnliches Brücken-Angebot an die Windsors gelten?
Nein, natürlich nicht. Meghan redet in ihrer Netflix-Show «With Love, Meghan» nur in Andeutungen von ihrer britischen Episode, Gast Daniel etwa «war vorher, während und danach in meinem Leben». Sonst hat sie einfach eine ganz normale Familie, einen Mann, der zur Arbeit geht (zu welcher eigentlich?), zwei Kinder, die «zur Schule gehen» (ehrlich? Lilibet ist gerade mal drei!).
In der Küche trägt Meghan am allerliebsten Weiss. Schneeweiss, Meringueweiss, Crèmeweiss, kein Schmutzpartikel wagt, sich auf die post-royalen Kleider zu schleichen, ihr kurzärmliges Oberteilchen von Loro Piana (wofür sie neben Zara und anderen Marken ganz ungeniert Werbung macht) kostet ca. 1200 Franken. Und dann dieser Kühlschrank! Ein obsessives Kleinod, jedes Kraut steht in einem Glas, Fleisch und Käse sind in schönes Papier mit akkuraten Kanten eingeschlagen und von Hand beschriftet, alles glänzt, man möchte diesen Kühlschrank im Museum ausstellen.
Alles ist licht, leicht und gelingt IMMER. So ganz anders als in der Wirklichkeit. Seit Meghan beschlossen hat, einen Luxus-Lifestyle-Brand in der Art von Gwyneth Paltrows höchst erfolgreichem Unternehmen Goop zu lancieren, hat sie Stress mit anderen Betrieben, die ihren Namen partout nicht mit ihr teilen wollen, oder mit spanischen Kleinstädten, die behaupten, Meghan habe ihr Wappen fürs Firmenlogo geklaut.
Dabei wäre «With Love, Meghan» so ein perfektes Sprungbrett für ihre Konfitüren und ihre Bienenwachskerzen aus dem Wachs von Brandens Bienen. Okay, Gwyneth Paltrow ist da mit ihrer Vaginal-Geruchs-Kerze natürlich spektakulär im öffentlichkeitswirksamen Vorteil.
In Meghans Welt – oder was sie uns davon zeigen mag – ist nichts spektakulär. In jeder Folge werden Blumen auf Essen gesprenkelt, in jeder Folge wird die Exzellenz ihrer Erdbeer- und Himbeer-Konfi zelebriert, und so viele Früchteteller (nach den Farben des Regenbogens angeordnet) wie hier sieht man sonst nur im «Bachelor».
Meghans Methode, «Sonnentee» zuzubereiten, ist etwa so ulkig wie einst Adolf Ogis Methode, Eier in Wasser zu kochen, das nicht mehr kocht. Also: Man fülle elend kompliziert hergestellte Teebeutel in ein grosses Einmachglas und stelle dieses in die Sonne. Nach drei bis vier Stunden findet sich darin vielleicht Tee.
Hübsch sind die Etiketten, die the Duchess of Sussex auf alles klebt, ihre Handschrift ist bemerkenswert: etwas schnörkelig, sehr romantisch, sehr ländlich. Bevor sie Schauspielerin wurde, hat sie sich ihr Geld als Kalligrafin verdient. Hat Hochzeitseinladungen gestaltet und Kundenkarten von Luxusläden. Schönheit kann sie.
Ob sie wirklich kochen kann, bleibe dahingestellt. Müsste man es von ihrer Art, Gemüse, insbesondere Zwiebeln, schmerzhaft grobschlächtig zu schnetzeln, ableiten, wohl eher nicht. Hauptsache fröhlich. Doch gelegentlich ist in ihrer angemieteten Serien-Küche ein echter Koch zu Gast. Etwa der Koreaner Roy Choi.
Mit ihm erleben wir auch den einzig erhellenden Moment jenseits von Dekoblümchen: Er erzählt, dass die Anti-Glutamat-Kampagne, die vor ein paar Jahren durch die Gastroszene geisterte, eine rassistische Kampagne gegen asiatische Food-Unternehmen gewesen sei. Alle grossen amerikanischen Fastfood-Firmen würden den Geschmacksverstärker Glutamat nämlich auch benutzen.
Da ist sie ganz kurz, die Realität, die so viel interessanter und unangenehmer ist als Meghans Flucht ins crèmefarbene Cocooning, dem unter den aktuellen Umständen so verdächtig der Ruch der Tradwives-Bewegung anhaftet.
Und dann kommt auch noch Meghans gute Freundin Delfina Blaquier zu Besuch, eine 44-Jährige, die aussieht wie höchstens 24 und ganz zufälligerweise nicht nur die Frau von Harrys gutem Freund, dem argentinischen Polospieler Nacho Figueras ist, sondern auch Tochter aus einer der reichsten Familien von Argentinien.
«The Real Housewives of Montecito» sollte die Serie ehrlicherweise heissen. Aber das wäre für Harry, der gerade seine Polo-Serie für Netflix vorbereitet (kann man sich etwas Aufregenderes vorstellen?), vielleicht doch etwas zu viel des amerikanischen Supertrashs gewesen.
«With Love, Meghan» läuft jetzt auf Netflix.
Wenn Tradwife für nervtötende Person steht, dann ja.
Gruss
Chorche, potentielle Tradwife
Ich finde Meghan und ihren Mann seit ihrer Privacy-Tournee wahnsinnig langweilig.
Vielleicht tut eines der Kinder in 15 Jahren mal was Berichtenswertes?