Mit der Wiederwahl Trumps ist die Frage um Zugang zu medizinischer Versorgung und sicheren Abtreibungen einmal mehr ins Zentrum gerückt.
Darum geht es auch in dem für einen Oscar nominierten Kurzfilm «Red, White and Blue» – auch wenn der Film in keinerlei Hinsicht die Politik anspricht. Rachel (gespielt von Brittany Snow) ist eine alleinerziehende Mutter zweier Kinder, die darum kämpft, mit ihrem Job in einem Restaurant genügend Geld zu verdienen. Als eine unerwartete Schwangerschaft ihre ohnehin schon prekäre Lage noch zu verschlimmern droht, ist sie gezwungen, für eine Abtreibung die Staatsgrenzen zu überqueren – Geld dafür hat sie kaum.
Für einen Film, der knapp 23 Minuten dauert, entfalten sich die Ereignisse ziemlich langsam. Als Zuschauer folgen wir Rachel sehr lange, wie sie versucht, das Geld für die Abtreibung zusammenzusuchen. Eine Abtreibung kostet laut der Organisation Planned Parenthood bis zu 2000 US-Dollar (Stand 2022) – es ist keine Summe, die Rachel einfach so auf dem Sparkonto liegen hat. Im Gegenteil: Sie muss jeden Cent in der Wohnung zusammensuchen (auch wenn das heisst, dass sie das Sparschwein ihres Sohnes plündern muss) und überlegt sich sogar, ihren Schmuck zu verkaufen.
«Red, White and Blue» zeigt die Realität vieler Frauen in den USA. Trotz Abtreibungsverbote in über einem Dutzend Staaten sagen Forschende, dass im Jahr 2023 1'026'700 Abtreibungen durchgeführt wurden. Das ist die höchste Zahl seit über einem Jahrzehnt.
Hier werden allerdings Schwangerschaftsabbrüche, die ausserhalb des formalen Gesundheitssystems stattfinden, nicht berücksichtigt. Also solche, bei denen sich jemand Abtreibungsmedikamente von Bekannten oder in einer Apotheke in Mexiko besorgt. Darüber, wie hoch die Dunkelziffer ist, kann nur spekuliert werden.
Auch wenn es ein politisches Thema ist, das der Film anspricht, dreht sich «Red, White and Blue» vor allem um die emotionale und menschliche Seite. Es ist einfach zu glauben, dass in den USA wirklich eine solche Mutter lebt, die mit genau den gleichen Problemen zu kämpfen hat. Und trotzdem ist die politische Botschaft sonnenklar.
In der zweiten Hälfte des Filmes wird es sehr dramatisch, und als Zuschauer wird einem die Schwere von Rachels Entscheidung bewusst. Es ist einer dieser Momente im Film, bei dem einem die Haare zu Berge stehen und die Hand vor den Mund geschlagen wird.
Von aussen betrachtet ist es schwer zu glauben, dass es Leute gibt, die Frauen und Mädchen das Recht auf sichere medizinische Schwangerschaftsabbrüche nehmen wollen. Kaum auszumalen, was passiert wäre, wenn Rachel den Zugang zu diesem Eingriff nicht gehabt hätte.
«Red, White and Blue» bietet einen kraftvollen, unerschrockenen und beunruhigenden Blick auf Menschen, die direkt von der aktuellen Gesetzgebung in Amerika betroffen sind.
Der ganze Kurzfilm ist momentan kostenfrei auf YouTube verfügbar.