Dakota Johnson geniesst Zürich – trotz Lebensmittelvergiftung
Den Namen Dakota Johnson hört man schon lange nicht mehr nur hinter vorgehaltener Hand von Teenagern, die gerade «Fifty Shades of Grey» geschaut haben. In den vergangenen zehn Jahren hat sie bewiesen, dass sie noch mehr kann.
Aktuell läuft «The Materialists» mit ihr, Chris Evans und Pedro Pascal im Kino. Und am Zurich Film Festival präsentiert Johnson bereits ihren nächsten Film «Splitsville» – und wieder dreht sich die Geschichte darum, wie wir Beziehungen führen. Und wieder spielt sie eine erfolgreiche Frau mit perfekten Haaren, die zwischen zwei Männern steht.
Jetzt ist sie in Zürich. 40 Minuten zu spät, mit einer Lebensmittelvergiftung, die sie sich nicht in Zürich eingefangen hatte, und mit Killerabsätzen.
Johnson spielt in «Splitsville» nicht nur eine der Hauptrollen, sie fungierte auch als Produzentin. Denn der Film wurde von ihrer eigenen Produktionsfirma umgesetzt – dazu später mehr.
In einem Kinosaal im Sihlcity erzählt Johnson von ihrer Kindheit und ihrer Familie. Ein Thema, das sich bei ihr nicht umgehen lässt. Dakota ist praktisch auf dem Filmset geboren: Ihre Eltern sind keine Geringeren als Don Johnson und Melanie Griffith. Tippi Hedren ist ihre Grossmutter, Antonio Banderas ihr Stiefvater.
Für sie war schon immer klar, dass sie auch in der Filmbranche arbeiten möchte, ihre Eltern haben sie aber so lange wie möglich davon ferngehalten. «Ich habe mich danach gesehnt, zu arbeiten», erzählt sie über ihre Kindheit, «ich bin am Set von Filmemachern und kreativen Leuten umgeben aufgewachsen.»
Doch aus einer solchen prestigeträchtigen Hollywood-Familie zu kommen hat auch Nachteile: «Viele haben mich anfangs nicht ernst genommen und mir gesagt, ich kann nicht einfach schauspielern, nur weil meine Eltern das machen.» Doch davon hat sie sich – glücklicherweise – nicht aufhalten lassen.
Ihr Vorteil: Sie kennt die Branche in- und auswendig – kennt die guten Seiten (Partys mit Jason Momoa am Filmfestival in Venedig), aber auch die Schattenseiten und den ganzen «Bullshit», wie sie es nennt.
Um diesem «Bullshit» zumindest ein bisschen aus dem Weg zu gehen, gründete sie gemeinsam mit ihrer besten Freundin Ro Donnelly vor fünf Jahren die Produktionsfirma Teatime. «Es ist schwierig, authentische Geschichten zu erzählen», sagt Johnson über die aktuelle Lage der Filmindustrie. Sie und Donnelly handhaben das anders: Sie möchten so nahe wie möglich an die Menschen und deren Erlebnisse heran. Authentisch, roh und direkt.
Als Zuschauerin an diesem Freitagmittag merkt man, wie passioniert Dakota für Teatime ist. Ihre Mimik ändert sich und ihr Gesicht hellt auf, als sie über ihre gemeinsame Arbeit mit Donnelly spricht. «Sie ist alles für mich», so Johnson über ihre «Lebenspartnerin», wie sie ihre beste Freundin liebevoll nennt.
Mit Teatime übernehmen Johnson und Donnelly aber nicht nur Kontrolle über die Geschichten, die sie auf die Leinwand bringen, sondern auch über ihr Privatleben. Für sie ist es wichtig, dass die Firma – in der praktisch ausschliesslich Frauen arbeiten – ihren Angestellten erlaubt, Leben und Arbeit derart zu vereinen, dass nichts zu kurz kommt. «Wir gestalten den Job so, dass er um unsere Leben herum passt, nicht andersrum», erzählt Johnson. Dazu gehört auch, dass sich Schwangere und Eltern so viel oder so wenig Zeit für ihre Kinder nehmen, wie sie möchten.
Und weil das so ist, wurde der Dreh von «Splitsville» im vergangenen Jahr auf weniger als einen Monat beschränkt. Es ist ein erfrischend ehrlicher und etwas verrückter Film darüber, wie chaotisch Liebe ist. Amüsant genug, dass das Kinopublikum kichert und laut loslacht. Gut genug, dass er am Filmfestival in Cannes eine achtminütige Standing-Ovation erhielt.
Dakota möchte aber sicherstellen, ob «Splitsville» denn wirklich unterhaltsam genug ist. «Haben die Leute gestern Abend (bei der Gala-Premiere am ZFF) gelacht?», fragt sie die anwesenden Gäste und Journalistinnen. Alle bejahen einstimmig, und Dakota ist fast zufrieden. Fast. Denn als Nächstes erzählt sie, dass ihre Mutter, Melanie Griffith, bei der Premiere in Los Angeles war. Sie fragt ihre anwesende Arbeitskollegin, ob Melanie denn auch gelacht habe. Als diese bejaht, nickt Johnson zufrieden.
Dakota Johnson wirkt trotz ihrer berühmten Familie sehr bodenständig und authentisch. Und lustig. Und wie eine Person, die ihre Arbeit über alles liebt – und auch noch Spass dabei hat.
«Splitsville» wird am ZFF noch an diesen Terminen gezeigt.
