Was ist Liebe wert? 200'000 Dollar im Jahr? 300'000? Für die Partnervermittlerin Lucy (Dakota Johnson) ist Dating reine Mathematik. Jeder hat eine Liste mit Dingen, die man bei einem Partner nicht missen will. Und Lucy weiss genau, wie sie diese Vorstellungen in Gold umwandelt.
Klug und selbstbewusst navigiert sie durch die Singles von New York City, während ihr eigenes Liebesleben auf der Strecke bleibt. Doch das ändert sich schlagartig, als sie auf einer Hochzeit nicht nur auf ihren Ex-Freund (Christ Evans), sondern auch auf den charmanten Harry (Pedro Pascal) trifft.
Harry bietet Lucy das, worüber sie sich mit ihrem Ex immer stritt: Geld. Ein angenehmes und sorgloses Leben in einer teuren Wohnung, fancy Restaurantbesuche und Rosensträusse so gross, dass sie sie fast nicht halten kann.
Lucy weiss, sie hat sich ein sogenanntes Einhorn geschnappt – charmant, gut aussehend, 1,80 Meter gross und reich. Und einen solchen Mann lässt du in der heutigen Datingwelt nicht wieder los.
Wer eine seichte Rom Com sucht – als solche wird der Film auch vermarktet –, ist hier aber fehl am Platz. Die Regisseurin Celine Song, die übrigens auch für «Past Lives» (laut unserer Autorin «der schönste Liebesfilm von 2023») verantwortlich ist, greift das Thema Dating im Jahr 2025 mit dem nötigen Zynismus auf.
Nicht nur für Lucy, sondern auch für ihre Kunden und Kundinnen zählen bei der Partnerwahl nur das Aussehen, Alter und Einkommen. Männer wollen dünne, hübsche Frauen, die nicht über 30 sind, Frauen wollen reiche Männer, die noch Haare haben und mindestens 1,80 Meter gross sind.
Ein sehr oberflächliches Geschäft also. Was auch dazu führt, dass die meisten Konversationen in «Materialists» oberflächlich gehalten sind. In die Tiefe geht der Film kaum.
Auch die drei Hauptcharaktere werden auf ihre «gesellschaftlichen Klassen» reduziert, als Zuschauerin erfährt man sonst kaum etwas über dieses Trio.
Celine Song, die bei «Materialists» nicht nur als Regisseurin fungiert, sondern auch das Drehbuch geschrieben hat, hat selbst Erfahrung im Verkuppeln. In den 2010er-Jahren hat sie ein halbes Jahr bei einer Dating-Agentur gearbeitet. Ihr zweiter Film basiert also auf ihren persönlichen Erlebnissen während dieser Zeit.
Song beschreibt ihre Arbeit dort als faszinierend. Sie beobachtete, wie Menschen über Dating gesprochen haben, als würden sie eher in einer Versicherung arbeiten – mit kalten und trockenen Ausdrücken. Und damit wurde «die Person beschrieben, die die Liebe deines Lebens sein soll».
Diesen Punkt bringt Song auch immer und immer wieder klipp und klar im Film rüber. Potenzielle Lebenspartner werden auf Äusserlichkeiten und ihr Bankkonto reduziert, alles andere ist nicht wichtig. Obwohl unser Hauptcharakter Lucy auf einer Wellenlänge mit ihren Klienten zu sein scheint, bleibt doch unklar, was sie sich für ihren Partner wünscht. Ausser natürlich dem Fakt, dass er genügend Geld hat.
Es ist auch das Thema Geld im Zusammenhang mit dem brutal ehrlichen Ton des Filmes, worüber die Geschichte am Ende stolpert. Denn damit Lucy schlussendlich ihr Happy End bekommt, muss ein wenig geschummelt werden – und alle Probleme sind dann doch ein wenig zu schnell aus dem Weg geräumt.
«Materialists» ist ein kritischer Kommentar an der Datingszene, in der Menschen wie Ware gehandelt werden, und bietet schonungslose Wahrheiten, die man von anderen Liebesfilmen so bisher nicht kennt. Trotzdem: Wenn du das Kino verlässt und mit deiner Freundin darüber diskutierst, für welchen Mann du dich schlussendlich entschieden hättest, fällt auf, dass dann doch der nötige Tiefgang gefehlt hat.
«Materialists» läuft im Kino.
Da wird offenbar "nur" die Realität von Heute gezeigt (wenigstens bei ca. 70% der Suchenden)
Reichtum KANN das Leben vereinfachen, muss aber nicht zwingend 🥳
Und sich auf das Fahrzeug und das Konto reduzieren zulassen?
Nein, danke 😂
Hab' mal versehentlich ein "Pärchen" belauscht: sie zu ihm " ich habe keinen Bock darauf, Dich im Alter zu Pflegen" und er "wenn ich alt bin, hole ich mir eine 18-jährige Asiatin und Dich schicke ich dann in die Wüste".
Nette Unterhaltung mit viel Anstand und Würde 😂🥳😂
Ist denn die Realität so anders? Ich finde es ja süss, wenn Frauen sagen, auf Status, Einkommen und die soziale Klasse komme es nicht an. Wenn man dann bei diesen Frauen nachhakt, wie viele Müllmänner, Kanalreiniger oder Asylanten sie schon als Partner in Betracht gezogen oder gedatet haben, ist die Antwort meist 0, bei Akademikerinnen sowieso. Die paar Männer, die dem hohen Anforderungsprofil der modernen Frau entsprechen, erwarten zurecht etwas (jung und hübsch) im Gegenzug.
Wollen die bequem im Stehen prüfen ob er die Nasenhaare geschnitten hat, oder gehts darum dass sie im späteren Beziehungsstadium die beginnende Glatze nicht sehen?
Oder stehen die darauf dass er ihnen das Bierglas bequem auf den Kopf stellen kann beim Apero?