Die Erwachsenen-Website Pornhub veröffentlicht jährlich Statistiken zu ihren Nutzern. Sie legen offen, wonach die User suchten, wo sie hängen geblieben sind und in welche Richtung die Trends gehen. Wegen der schieren Fülle an Daten gehen die interessantesten Punkte oft unter. Deshalb haben wir hier sieben Punkte herausgesucht:
Beginnen wir mit dem scheinbar unlogischen Punkt: nämlich den Zeiten, in denen wir eben keine Pornos schauen. So scheint es, dass wir Menschen gewisse Zeiten und Tage bevorzugen, um zu Pornografie zu masturbieren. Der Sonntag blieb auch 2021 der beliebteste Tag dafür. Am Freitag hingegen werden am wenigsten Pornos geschaut.
«Die Leute denken oft, dass Sex und Pornos ein biologisch bedingter Lebensbereich sind, aber ich behaupte, dass es viel mehr mit anderen Aspekten des sozialen Lebens zu tun hat, als die Leute vielleicht vermuten würden», sagt die Soziologie-Professorin und US-Sexologin Jessie Ford zur Statistik auf Pornhub. Deshalb würden viele eben genau dann Pornos schauen, wenn sie «nichts anderes zu tun» haben.
So sinken die Nutzerzahlen von Pornoseiten an Feiertagen wie Weihnachten oder Silvester zum Beispiel massiv. Aber auch Events wie der Eurovision Song Contest haben einen starken Einfluss auf die Nutzerzahlen. So ging der Traffic auf Pornhub während des ESC-Finales ebenfalls stark zurück – besonders in jenen Ländern, die im Finale noch vertreten waren.
Umgekehrt stiegen die Video-Views dramatisch während des Ausfalls von Facebook und Instagram im Oktober. Weltweit schauten während dieser Zeitspanne 10 Prozent mehr Menschen Pornos wie sonst zu dieser Zeit.
«Ich betrachte Pornos also gerne als etwas, das mit anderen Aspekten und anderen Rhythmen in unserem gesellschaftlichen Leben zusammenhängt», schliesst Professorin Ford.
Die Suche nach «romantischen» Pornos hat sich im zweiten Jahr der Corona-Pandemie nochmals mehr als verdoppelt. «Zwischenmenschliche Beziehungen sind im vergangenen Pandemiejahr sehr viel wichtiger geworden. Viele Menschen haben Einsamkeit und Isolation erlebt und sehnen sich nach Liebe, Intimität und Romantik. Die nächstbeste Alternative zu einem Partner scheinen die Fantasien von Romantik zu sein», sagt die US-Psychologin und Sex-Therapeutin Dr. Laurie Betito dazu.
Doch nicht nur die Suche nach Romantik nahm an Fahrt auf, auch der Wunsch nach einem Ausbruch aus der Zweisamkeit hat im letzten Jahr deutlich zugenommen. Die Suche nach «Dreier» hat um über 60 Prozent zugenommen und befindet sich mittlerweile bei Frauen auf dem vierten Platz der beliebtesten Suchanfragen auf Pornhub. «Swapping» (gemeint ist der Partnertausch) hat ebenfalls um 127 Prozent zugelegt.
«In diesem Jahr könnte es mehr Suchanfragen für Dreier geben, weil so viele Paare mit ihrem Partner allein waren. Wenn Paare so viel Zeit miteinander verbringen, ist es nur logisch, dass sie darüber nachdenken, wie sie ihre Beziehung aufregender gestalten können», stellt Sex-Coach Niki Davis-Fainbloom fest.
Geht es um Sex, interessieren uns besonders die Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Im Jahr 2021 wurden laut Pornhub 35 Prozent aller Videos von Frauen geschaut. Das entspricht einem Wachstum von einem Prozentpunkt. Fast die Hälfte der Frauen weltweit schauten Pornos dabei mit ihren Partnerinnen oder Partnern. In den Philippinen wurden in diesem Jahr sogar mehr weibliche Besucher verzeichnet als männliche.
Dabei zeigen Frauen im Vergleich zu den Männern eine besondere Vorliebe für «Scissoring» (+170 Prozent), «Solo Male» (+131 Prozent), «Pussy Licking» (+118 Prozent), «Fingering» (+110 Prozent) und «Lesbian» (+104 Prozent). Für die Sex-Beraterin Niki Davis-Fainbloom ist dies besonders Ausdruck davon, dass sich Frauen lieber auf die weibliche Lust fokussieren:
Während in der männlichen Lust bisher der Fokus viel stärker auf der Penetration lag, verschiebt sich besonders der weibliche Blick sehr viel stärker auf das Vorspiel. Wobei das Vorspiel eben zum Hauptteil wird. Dieser Trend schwappe aber auch auf die Männer über: «Wir sind auf dem Weg, die weibliche Sexualität zu akzeptieren, und die Frauen haben das Gefühl, dass sie mehr Lust verdienen», so Davis-Fainbloom.
Die sexuelle Revolution wird gerne mit der 68er-Bewegung verknüpft. Was dabei oft verloren geht: Die Auffassung von und der Umgang mit Sex hat sich seither weiterhin verändert und tut es noch immer. Dies äussert sich in der Pornhub-Auswertung besonders in zwei Teilen.
Einerseits rückt die weibliche Lust immer stärker in den Fokus. Dabei darf zwar nicht vergessen werden, dass die Penetration und damit die vorwiegend männliche Lust in den Suchanfragen immer noch eine deutliche Mehrheit stellt. Trotzdem haben Kategorien wie «Female Orgasm» (+92 Prozent, neu Top 13 der meistgesuchten Kategorien) und «Popular With Women» (+41 Prozent, neu Top 9) massiv zugelegt – bei beiden Geschlechtern.
Andererseits verzeichnet besonders die Kategorie Transgender (2021 auf Platz 12) seit Jahren einigen Zuwachs (+23 Prozent dieses Jahr). Die Sex-Therapeutin Luna Matatas sieht als Hintergrund dieser Daten besonders die grössere Sichtbarkeit von Trans-Menschen: «Die Trans-Gemeinschaft hat sich für ihre Rechte und ihre Vertretung in der ganzen Welt stark gemacht und taucht auch in den Mainstream-Medien immer häufiger auf.»
Der durchschnittliche Pornhub-User war 37 Jahre alt und damit ein Jahr älter als noch 2020. Besonders interessant: im jüngeren Segment (18 bis 35 Jahre) schrumpfte die Userschaft um 3 Prozentpunkte. Kommen wir aber zu den Unterschieden zwischen den Generationen:
Gen Z (18 bis 24 Jahre): Personen aus dieser Generation suchen mit über 75 Prozent Wahrscheinlichkeit häufiger nach den Kategorien «Lesbian» und «Hentai» als ältere Generationen. Ebenfalls hoch im Kurs: «Cosplay» und «Fussfetisch».
Gen Y (25 bis 34 Jahre): Diese Generation sieht lieber asiatischen Menschen beim Sex zu. Ausserdem suchen Menschen in dieser Altersstufe verstärkt nach «POV» (Point-of-View, also aus der Sicht eines Darstellers oder einer Darstellerin) und «Creampie» (Samenerguss in die Vagina).
Gen X (35 bis 54 Jahre): Hier kommen die Cartoons ins Spiel. Menschen dieses Alters schauen gezeichnete oder animierte Pornos 58 Prozent häufiger als andere Altersgruppen. Ausserdem wird hier häufiger nach «Interracial» gesucht.
Boomers (älter als 55): Diese Personen suchen zu 59 Prozent häufiger nach «Handjob». Zudem interessieren sich unsere älteren Mitmenschen auch für ältere Darsteller. «Mature» und «Vintage» erhalten hier mehr Aufmerksamkeit als sonst.
Mit Kurzarbeit und Lockdown wandten sich viele Menschen dem Selbststudium zu. Ob Töpfern, Backen oder Kochen – überall wurden neue Fertigkeiten trainiert. Dazu gehört auch die Fertigkeit beim Liebesspiel. Die Suche nach «How to»-Videos habe sich mehr als verdreifacht (+244 Prozent). Mittlerweile sind auf der Plattform über 200'000 solcher Instruktionsvideos aufgeschaltet.
Zu den beliebtesten Anleitungen gehören «How to»-Videos aus dem Oralbereich, zu Safer Sex («how to put on a condom») und zur sexuellen Befriedigung der Frau. «Die Menschen fühlen sich endlich wohler dabei, ihr Sexualleben zu verbessern. Da die Diskussion über Sex so lange ein Tabu war, haben die Beziehungen darunter gelitten, weil es nicht viele Orte gibt, an denen man etwas über Sex lernen kann. Die Menschen wollen wissen, wie sie ihre Sexualität besser geniessen können», sagt Sexologin Dr. Stacy Friedman zu Pornhub.
Es ist ein Trend, der bereits vor Jahren begonnen hat. Nun hat der Suchbegriff Hentai weltweit den ersten Platz erobert. Dabei geht es um eine sexualisierte Form des asiatischen Animations-Genres. Auch sind Suchanfragen wie «Cartoon» weltweit im Trend.
Dazu meint Psychologin Dr. Laurie Betito: «Zeichentrickfilme sind fantasievoller als normale Pornos. Sie bieten mehr visuelle Stimulation in Form von Bewegungen, Winkeln, Farben und Gesichtsausdrücken. Da sie nicht real sind, können sie weiter gehen und unterliegen weniger Beschränkungen als die Realität. Hentai-Pornos haben in der Regel auch eine längere Handlung, und die Menschen scheinen sich immer mehr von den Zusammenhängen angezogen zu fühlen.» (leo)
Funfact: Ich bin auch ein Jahr älter als noch im 2020….Sachen gibts.