Guy Bodenmann: Es gibt Paare, welche diesen Kick suchen und gemeinsam erleben wollen (z.B. Swinger). Bei den meisten bedeutet Sex ausserhalb der Beziehung hingegen Stress und ist eine Zerreissprobe, insbesondere wenn er heimlich und ohne gemeinsame Absprache erfolgt. Die Aufgabe ist, die eigene Sexualität lebendig und erfüllend zu erhalten. Das erfordert Zeit für Sex, Kreativität und gegenseitiges sich einlassen können. Dazu sollte das Paar gute Voraussetzungen schaffen.
Faire Kompromisse bedeuten, dass beide ihre Meinungen und Argumente einbringen können und man gemeinsam versucht, eine stimmige Lösung für beide zu finden. Gelingt das, geht ein Kompromiss nicht auf Kosten einer Person, die sich aufgeben muss, sondern erfordert von beiden ein Einlenken.
Ehrlichkeit stellt die Basis für Vertrauen dar. Sie steht jedoch nicht im Gegensatz zu Geheimnissen. Jede Person hat gewisse Geheimnisse und Schwachstellen, die man vor dem Partner, der Partnerin verbirgt, aus Scham oder Angst, sich zu blamieren oder verletzt zu werden. Ehrlichkeit in Beziehung heisst, es ehrlich mit dem Anderen zu meinen, ihm oder ihr nichts vorzumachen und zu seinen Worten und Taten zu stehen.
Es ist eine Frage von Abmachungen. Wie definiert man diese Phase, welche Rechte und Freiheiten stehen einem zu, welche Einschränkungen und Grenzen definiert man gemeinsam. Paare sollten sich darüber austauschen, was sie für Vorstellungen bezüglich des Experimentierens haben, wie und bis wohin beide solche Erfahrungen machen dürfen.
Es kommt auf die Intensität, Dauer und Häufigkeit solcher Crushs an. Spannungen und Konflikte gehören zu jeder Partnerschaft. Sie sind wichtig, weil man durch sie realisiert, dass Handlungsbedarf besteht: Die Wünsche, Ziele und Bedürfnisse von zwei Menschen stimmen nicht immer überein, dies führt zu Reibungen. Es gilt, sie wahrzunehmen, anzusprechen und versuchen, sie gemeinsam zu lösen. Konflikte erlauben es dem Paar, die Differenzen anzusprechen und tragfähige Lösungen zu suchen.
Es ist wie bei einem Feuer: Wenn es erloschen ist, ist es vorbei. Man muss darauf achten, dass die Glut nie ganz erkaltet und der Funke immer ein wenig sprüht. Dasselbe gilt bei der Liebe. Gewohnheit ist zwar Bestandteil jeder längerfristigen Beziehung, aber man kann ihr durch Achtsamkeit und Kreativität entgegenwirken – und vor allem durch tägliche Pflege.
Das hängt von deren aktuellen und insbesondere deren früheren Qualität ab. Die Substanz einer Partnerschaft kann im Augenblick als unbefriedigend wahrgenommen werden und anderes mag verlockender sein. Doch was man an einem Menschen mal hatte, sollte nicht vergessen werden. Dieses Potenzial zuerst wiederzuentdecken, lohnt sich vor einem vorschnellen Wegwerfen. Wenn die Substanz nie ganz gestimmt hat und man weiterhin grosse Zweifel hat, dann ist es Zeit zu gehen.
Wir alle brauchen Verlässlichkeit, Geborgenheit und Liebe. Es ist ein elementares Bedürfnis. Daher kann es gerade für Menschen, welche Bindungsängste haben oder die in früheren Beziehungen verletzt wurden, wichtig sein, auf einen Menschen zu treffen, der dieselben Erfahrungen kennt und daher bereit ist, behutsam miteinander umzugehen. Beziehungen haben ein wunderbares Heilungspotential, das es zu nutzen gilt. Damit es einem aber zur Verfügung steht, braucht es Investitionen in diesen Menschen. Wenn wir nichts hineingeben, kommt längerfristig auch nichts zurück.
Es ist schon toll, dass Sie das Muster erkannt haben. Sie merken, dass Sie etwas stört. Das ist ein wichtiger erster Schritt. Nun gilt es, das Störende früher anzusprechen. Sie können hier verschiedene Zwischenschritte ausprobieren. Machen Sie sich zuerst klar, dass eine Beziehung nur funktionieren kann, wenn Ihr Partner oder Ihre Partnerin auf Ihre Bedürfnisse eingehen kann. Die Angst vor einer negativen Reaktion, wenn Sie «schwierig» tun und Bedürfnisse äussern, ist unberechtigt. So werden Sie nie glücklich. Wenn die andere Person so reagiert, dann sind sie in der falschen Partnerschaft.
Üben Sie es, Dinge anzusprechen, welche Sie stören mit einer Person, bei der Sie dies können. Alternativ können Sie (vorübergehend) mit dem Partner, der Partnerin einen Bedürfnis- oder Beschwerde-Briefkasten in der Wohnung aufstellen, wo beide schriftlich deponieren können, was einen stört. Am Ende führt aber kein Weg daran vorbei, dass Sie lernen, Konfliktthemen direkt anzusprechen. Wie Sie das tun können, lernen Sie beispielsweise in einem «Paarlife»-Training.
Monogamie ist kein menschliches Bedürfnis, aber die Treue wird von 90 Prozent als eine Grundvoraussetzung für das Gelingen einer Paarbeziehung gesehen. Die Meisten suchen emotionale und sexuelle Exklusivität bei einem Menschen und möchten sich bei diesem geborgen und sicher fühlen. Diese Sicherheit hat viel mit Treuevorstellungen zu tun.
Auf Dauer brauchen Beziehungen ausreichend Zeit und Raum. Wenn jedoch das Bedürfnis beider Partner oder Partnerinnen mit dem Modell einmal pro Woche befriedigt ist, kann das gut funktionieren. Wenn sich jemand mehr Zeit und Nähe wünscht, dann müssen Sie diskutieren, wie dies umgesetzt werden kann.
Ja, einmal muss man sich entscheiden. Beide Formate sind nicht deckungsgleich. Commitment in einer Freundschaft hat nicht dieselbe Bedeutung wie in einer Paarbeziehung.
Sprechen Sie es mit Ihrem Partner an und finden Sie gemeinsam einen Kompromiss. Der kann so aussehen, dass Sie nicht viel Berührungspunkte mit diesem Freund oder dieser Freundin suchen und im Gegenzug auch bereit sind, bei Personen, welche Ihr Partner nicht besonders mag, ein ähnliches Modell zu leben.
Das sind paarexistentielle Fragen, welche nicht mit Kompromissen gelöst werden können. Wenn diese Art von Diskrepanz bei Bedürfnissen vorliegt, gilt es grundsätzlich zu überlegen, ob diese Beziehung weitergeführt werden soll und kann. Um dies zu klären, kann eine Paartherapie hilfreich sein.
Die meisten Konflikte entstehen wegen des Gefühls, zu wenig wertgeschätzt zu werden. Oft sind es kleine, unbedeutende Verhaltensweisen oder Situationen, welche zum Streit führen, die selber kaum der Rede wert wären, doch dahinter steht diese Problematik. Die kann man nur lösen, indem man das Unbehagen anspricht, die Gefühle benennt, welche man in diesen Situationen empfindet und warum man enttäuscht oder traurig ist. Letztlich geht es immer um diese Gefühle, nicht um Ärger und Wut.
Ohne gegenseitige Wertschätzung hat eine Paarbeziehung keine längerfristige Grundlage. Es gilt daher, dafür zu kämpfen. Ob die Wertschätzung dann authentisch erfolgt, ist der Gradmesser, ob der oder die Andere die Botschaft ernst nimmt. Es gilt aber auch bei sich hinzuschauen, ob man selbst wertschätzend unterwegs ist.
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