Es ist eine wundersame Geldvermehrung – aber leider nicht zugunsten, sondern zuungunsten des Kunden. Abgehoben am Geldautomaten in Italien hat er 500 Euro, abgebucht wurden auf seinem Euro-Konto bei der Postfinance aber stolze 576.10 Euro, wie er später feststellt.
Immerhin ist da die vom Automaten angekündigte «Transaktionsgebühr» von 3.95 Euro schon inkludiert, nicht hingegen der «Preis für Bargeldbezug an Automaten im Ausland», welchen die Postfinance mit 5 Franken – oder in diesem Fall: 4.62 Euro – veranschlagt.
Die Erklärung für diesen überteuerten Euro-Bezug liegt in einer ungewollten, doppelten Umrechnung: von Euro zu Franken und dann wieder zurück zu Euro – und das zu höchst unattraktiven Wechselkursen. Umrechnungen, die eigentlich gar nicht hätten geschehen sollen, wurden doch Euros mit einer Euro-Karte von einem Euro-Konto abgehoben.
Das kümmert den in Genua benutzten Euronet-Geldautomat nicht. Er hat die zu bezahlenden 503.95 Euro zu einem Eurokurs umgerechnet, der das Herz der gesamten Schweizer Exportindustrie höher schlagen lassen würde, aber wenig mit der aktuellen Devisen-Realität zu tun hat: nämlich zu 1.22 Franken. In der Fachterminologie nennt sich das dann DDC, die Kurzform für «Dynamic Currency Conversion», wobei besagte «dynamische Währungsumrechnung» letztlich nur dazu dient, die vom Geldautomatenbetreiber Euronet geforderte Margen-Wünsche von 13 Prozent zu erfüllen.
Die Postfinance hat dann in einem zweiten Schritt den von Euronet geforderten Frankenbetrag von über 616 Franken wieder zurückgerechnet in Euros – immerhin zu einem doch akzeptablen Kurs von rund 1.07 Franken. Solche Fälle von doppelter Umrechnung seien «eher selten», heisst es bei der Post-Tochter. Wieso der Geldautomat die Karte nicht als Euro-Karte erkannt hat, kann sich die Postfinance auch nicht erklären. Insgesamt sind 111'000 solcher Euro-Postfinance-Karten im Umlauf. Das sind nicht viel im Vergleich zu den rund 2.8 Millionen Postfinance-Karten, die zu Franken-Konti gehören.
Auch bei Geldautomaten-Betreiber Euronet, der weltweit mehr als 46'000 Geldautomaten zählt und immer wieder mal in der Kritik steht für seine überrissenen Gebühren, weist man die Schuld von sich: «Wir können auf unserer Seite keinen Fehler feststellen.» Denn Karten würden in den Geldautomaten mittels der sogenannten BIN-Nummer identifiziert, die wiederum auf Angaben der Kartenorganisationen beruhen. Im oben beschriebenen Fall habe sich «die benutzte Karte an unserem Automaten also als Bankkarte aus der Schweiz mit Basiswährung Schweizer Franken ‹vorgestellt›», hält Euronet fest.
Wer ins Ausland verreise, sollte sich im Vorfeld informieren, was die jeweils günstigsten Zahlungs- und Geldbeschaffungsmodalitäten seien, sagt Benjamin Manz, der Geschäftsführer des Online-Vergleichdienstes Moneyland.ch. Oft gilt: Je exotischer die Destination, desto exotischer die Tipps. «Denn jedes Land funktioniert anders», betont Manz.
Doch der Moneyland-Experte hat auch drei grundsätzliche Ratschläge bereit: Erstens mahnt er zur Vorsicht bei Geldautomaten, die nicht zu einer Bank gehören. «Bei solchen Geldautomaten gibt es oft böse Wechselkurs-Überraschungen.» Das zeigt sich auch im oben beschriebenen Euronet-Fall. Zweitens sollten Reisende beim Zahlen mit der Karte immer die Option Lokalwährung wählen. «Die Option Schweizer Franken ist meistens teurer», sagt Manz.
Und drittens empfiehlt er, mehrere Karten mitzunehmen: Eine Debitkarte – oder eben Postkarte – für den Bargeldbezug am Automaten und die Kreditkarte fürs Begleichen von Rechnungen. Und wer hat: eine Karte einer Neo-Bank wie Revolut, Wise oder Neon, welche mit der Hypothekarbank Lenzburg zusammenarbeitet. «Das kann eine günstige Alternative sein.»