Der plötzliche Rücktritt von Roger Federer hat weltweit Reaktionen ausgelöst. Seine Konkurrenz, die Politik, ja sogar Vereine ausserhalb des Tennissports ehrten den Basler Tennisstar mit würdigenden Worten. Am Freitag titelte beinahe die ganze Sport-Medienwelt mit Federers Rücktritt.
Überraschend still ist hingegen Federers grosser Kontrahent Novak Djokovic: Von ihm war auch am Morgen nach der historischen Meldung nichts zu hören. Kein Instagram-Post, kein Twitter-Beitrag. Nichts.
Aufgefallen ist das mittlerweile auch den Boulevardmedien in Serbien, die ansonsten kaum Kritik am Nationalhelden üben. Der «Kurir» stellte etwa fest: «Roger geht, Nole schweigt immer noch.» Auch die Sportausgabe des «Blic» titelte mit einem Zitat aus den sozialen Medien: «Nole, wo ist deine Stellungnahme zu Federer?»
Im letzteren Artikel wird zwar spekuliert, dass Djokovic sich allenfalls für einen «richtigen Abschied reservieren» wolle – sprich: dass er Federer auf dem Tennisplatz ehrt und sich nicht mit einer schnellen Erklärung begnügt. Die zwei Spielen in einer Woche gemeinsam beim Laver Cup.
Die Relativierung des Schweigens reiht sich ein in anderen – aus Schweizer Sicht – eigenartigen Abschiedsbekundungen. So konzentrierte sich das serbische Portal «Mondo» auf eine Auflistung Djokos Siege gegen Federer (begleitet durch die Schlagzeile: «Nole wurde sein Albtraum: SO BRACH DJOKOVIC FEDERER!»).
Derselbe Fokus auch bei «Novosti»: Dort erinnert man sich an das Halbfinale der US Open im Jahr 2011, welches als «grosses Drama» dargestellt wird, welches den «Tennissport in historischer Weise veränderte». Djokovic gewann, in Erinnerung blieb aber laut der Zeitung vor allem auch der Moment, nachdem das «voreingenommene» Publikum mehrfach «Roger, Roger!» rief: Djokovic wandte sich lächelnd an die Fans mit erhobenen Händen und forderte diese auf, ihm ebenfalls zuzujubeln.
(pit)