Es rumpelt gewaltig bei Manor, der grössten Warenhauskette der Schweiz: In den vergangenen Tagen äusserten Angestellte scharfe Kritik an den Arbeitsbedingungen, Verkaufsgerüchte machten die Runde – und zuletzt musste Firmenchef Jérôme Gilg seinen Posten räumen und dem Deutschen Roland Armbruster Platz machen.
Aber damit nicht genug: Auch die im Frühjahr 2022 noch vollmundig angekündigten Kooperation mit dem französischen Buch- und Unterhaltungsriesen Fnac läuft alles andere als erfreulich. Jedenfalls wird die Zusammenarbeit gestutzt, wie Manor-Sprecherin Sandra Känzig auf Anfrage bestätigt. Man konzentriere sich künftig auf 17 Verkaufsstellen, in denen Fnac einen Shop-in-Shop betreibe. Das heisst: Von den 27 Standorten werden nun 10 geschlossen. Dies würde zwischen April und Ende Juni geschehen, berichtet Radio SRF.
Die Ende 2020 lancierte Fnac-Kooperation war ein Kernelement von Gilgs Strategie. Er überliess den Franzosen die Verkaufsfläche und die Gestaltung des Bücher-, Elektronik-, Film- und Büchersortiments. Fnac sollte dabei von der Manor-Laufkundschaft profitieren, die sich bereits im Geschäft aufhält. Gilg erhoffte sich im Gegenzug ein kleineres Risiko und mehr Qualität durch den Fachhändler. Fnac – zuvor nur in der Romandie präsent – wollte mit dieser Strategie seinen Umsatz von 100 Millionen Franken auf 200 Millionen verdoppeln. Doch diese Kooperation überzeugte in den Geschäftsbüchern offenbar zu wenig. Eine ähnliche Partnerschaft ging Gilg mit dem französischen Sporthändler Decathlon ein
Zum Abgang von Gilg nannte die Inhaberfirma Maus Frères keine Details. Ein Insider glaubt an eine einfache Erklärung für die Trennung zwischen der Maus-Gruppe und ihrem einstigen Zögling Gilg: «Die Performance war einfach nicht gut genug.» Gilg sei zwar immer linientreu gewesen, aber operativ erwarteten die Inhaber mehr. (bzbasel.ch)