Kommt es im Schweizer Detailhandel schon bald zu einem Mega-Deal? Laut einem Bericht der «Handelszeitung» vom Freitag ist dies offenbar realistisch. Demnach sucht die Genfer Firma Maus Frères nach einer Käuferin für seine Warenhaus-Kette Manor. Dies würden mehrere Quellen bestätigen.
Tatsächlich stehe Manor schon länger zum Verkauf, wie ein Branchenkenner zitiert wird: «Das Dossier lag vor der Pandemie schon einmal auf und kursiert seit einigen Monaten wieder.» Ein anderer Insider sagt, dass der Deal sogar in wenigen Tagen im Trockenen sein dürfte: «Gut möglich, dass wir schon nächste Woche davon hören werden.»
Gerüchten zufolge dürfte die Familienfirma nur das eigentliche Detailhandelsgeschäft verkaufen, an den teuren Immobilien, die oft an attraktiven Einkaufsstrassen liegen, jedoch festhalten. Zum Manor-Portfolio gehören 59 Warenhäuser, 27 Manor-Food-Supermärkte und 24 Manora-Restaurants.
In den vergangenen Jahren schrumpften die Umsätze jedoch zusehends. Die starke Online-Konkurrenz aus dem In- und Ausland setzte dem Warenhaus zu, das sich preislich in der Mitte bewegt. Lagen die Umsätze früher bei rund 2,5 Milliarden Franken pro Jahr, lagen sie gemäss Schätzungen zuletzt nur noch bei 1,7 Milliarden Franken. Die Firma selbst nennt allerdings seit einiger Zeit gar keine Zahlen mehr.
Sollte es tatsächlich soweit kommen, wäre es der Abschied von Maus Frères aus dem klassischen Schweizer Detailhandel. Denn zuletzt hat die Gruppe bereits ihre Sportkette Athelticum sowie die Baumarktkette Jumbo veräussert. Zuvor hatte das Familienunternehmen sich auch schon von ihren Geschäften City Disc, Electroplus und Jeans & Co., sowie von ihrer Beteiligung am Möbelgeschäft Fly getrennt.
Zudem setzt Manor-Chef Jérôme Gilg zunehmend auf externe Partner im Verkauf, wie auf den französischen Elektronikriesen Fnac und Decathlon, Frankreichs «Ikea der Sportartikel». Die Eigenständigkeit bei der Sortimentsgestaltung hat damit eingebüsst.
Stattdessen fokussiert die Manor-Muttergesellschaft, die vom Franzosen Thierry Guibert geführt wird, zunehmend auf teure Modemarken wie Lacoste, The Kooples und Gant. Derweil scheint das ursprüngliche Kerngeschäft vernachlässigt zu werden – das Personal äusserte zuletzt scharfe Kritik an den Arbeitsbedingungen und Sparmassnahmen, die sogar für unhygienische Zustände sorgen, wie CH Media berichtete.
Laut der Handelszeitung gilt ein bekannter Schweizer Detailhändler als potenzieller Käufer: Coop. Die Basler hatten 2007 bereits die zwölf Schweizer Carrefour-Supermärkte, an denen Carrefour und Maus Frères beteiligt waren, übernommen. Und 2021 schnappte sich Coop die Jumbo-Baumärkte. Zudem versteht der Migros-Konkurrent etwas vom Warenhausgeschäft, betreibt er doch 31 Coop-City-Filialen, die preislich ähnlich ausgerichtet sind wie Manor. Allerdings streitet Coop auf Anfrage der Zeitung Verhandlungen mit Manor ab.
Noch deutlicher ist Manor-Chef Jérôme Gilg: «Das kann ich kategorisch verneinen. Manor ist bei Maus Frères in guten Händen.» Die Firma stehe nicht zum Verkauf. Allerdings, so die «Handelszeitung», wäre höchst unüblich, solche Verhandlungen, so sie denn stattfinden, vor einem allfälligen Abschluss zu kommentieren.
Zudem würden sich bei einem Verkauf an den direkten Konkurrenten aus Basel kartellrechtliche Fragen stellen. Denn Coop würde dadurch seine Marktmacht deutlich verstärken. (aargauerzeitung.ch)