Wieso man in der Schweiz «postet» und nicht «einkauft»
Das Wort Post (f.) ist entlehnt aus italienisch posta, und dieses geht zurück auf spätlateinisch posita (weibl. Partizip von ponere, legen). Dieses post(a) bezeichnete ursprünglich eine offiziell festgelegte Stelle, nämlich den Ort, von wo Boten weggeschickt und wo Pferde ausgewechselt wurden.
Auch der Posten (m., Standort einer Wache) beruht auf diesem ponere; die Fügung posito (loco), am festgelegten Ort, wurde verkürzt zu italienisch posto, deutsch Poste. Das -n im Hochdeutschen ist nur durch die Flexion dazugekommen. Es muss nicht immer ein Polizei- oder Kommandoposten sein; wer mit seinem Arbeitsplatz zufrieden ist, hat e gäbige Poste oder es guets Pösteli.
Mit der Zeit hat Post dann weitere Bedeutungen angenommen: Es ist abstrakt gesehen die Beförderungseinrichtung, dann aber auch das Gebäude, in welchem sie untergebracht ist, das einzelne Fahrzeug (Pferdekutsche) und schliesslich das Beförderte selbst, zwar nicht die Insassen der Postkutsche, aber das, was der Pöstler im Briefkasten deponiert.
Das abgeleitete Verb posten kommt fast nur in der Schweiz und Vorarlberg vor. Ursprünglich bedeutet es «Botendienste leisten». Oft waren es Schulkinder, die für Erwachsene etwas zu besorgen hatten. Im Lauf der letzten hundert Jahre entstand dann noch die Bedeutung «einkaufen». Allerdings gibt es dafür weitere Ausdrücke wie lä(ä)dele, im Westen auch Komissioone mache oder in einem Wort kumissieenle (Basel-Stadt) bzw. kömerle (Bern). Im Einkaufszentrum (Shopping Center) geht man schicklicherweise go schoppe.
Das englische Verb post bedeutet «etwas bekanntmachen, anschlagen» (vgl. poster, Plakat). Und weil sich dieses Verb auch auf das Abschicken von Bei- trägen in einem Online- Forum im Internet beziehen kann, hat die deutsche Sprache nun noch ein posten, das «versenden, hochladen» bedeutet. Ist aber eigentlich mehr denglisch als deutsch – und gehört etymologisch zu post (Pfosten). (bzbasel.ch)
