Andreas Glarner ist wütend. «Ich habe kein Problem damit, wenn jemand eine andere Meinung vertritt und gegen eine SVP-Versammlung demonstriert», sagt der Nationalrat und Asylchef der Volkspartei.
Glarner verurteilt aber Sprayereien wie jene von Vandalen am Restaurant Bijou und an einem Brückenpfeiler in Bremgarten letzte Woche. Kurz vor der Generalversammlung der SVP des Bezirks, wo Glarner zur Asylpolitik des Bundes sprach, hatten Unbekannte dort Parolen gegen Glarner gesprayt.
«Das ist ein direkter Angriff auf die Meinungsfreiheit, denn solche Aktionen zielen darauf ab, dass Restaurantbesitzer oder Saalvermieter ihre Räume nicht mehr für SVP-Anlässe zur Verfügung stellen, weil sie dann Angst vor Vandalenakten haben müssen», sagt Glarner. Roger Nauer, Wirt im Restaurant Bijou, sagte gegenüber Tele M1 zu den Sprayereien an seinem Lokal: «Wenn man heute in der Schweiz nicht offen zu einer Partei stehen kann, ohne dafür angegriffen zu werden, habe ich mit dem gesamten System Mühe.»
Belohnung brachte nichtsGlarner setzte nach den Sprayereien eine Belohnung von 2000 Franken für Hinweise auf die unbekannten Täter aus. «Wir müssen dieses linke Gesindel stoppen», schrieb er dazu auf Facebook. Bisher hat das Kopfgeld allerdings nicht dazu geführt, dass die Urheber der Parolen gefasst wurden. «Ich habe allerdings Hinweise erhalten, dass es im Umfeld des Kulturzentrums Bremgarten vom Stil her ähnliche Schmierereien gibt», sagt der SVP-Hardliner.
Es sei zwar nicht bewiesen, dass die Sprayer tatsächlich aus dem «Kuzeb» stammten, wie das linksautonome Zentrum in Bremgarten kurz genannt wird. «Der Verdacht liegt allerdings nahe», sagt Glarner, dem das Kulturzentrum seit Langem ein Dorn im Auge ist.
Nach den Sprayereien letzte Woche wurde auch eine Anzeige gegen unbekannt eingereicht. Glarner hofft immer noch, dass die Täter ermittelt und bestraft werden, will aber auch auf anderem Weg gegen das «Kuzeb» vorgehen. «Ich überlege mir, zusammen mit anderen Investoren die Liegenschaft zu kaufen», sagt der SVP-Politiker. Mit den Besitzern, einem Brüderpaar, wolle er nächstens in Kontakt treten.
«Ich habe gehört, dass die Stadt Bremgarten die Gebäude einst kaufen wollte, mit den Besitzern aber keine Einigung zustande kam», sagt Glarner. Er hofft nun, die zentral gelegene ehemalige Kleiderfabrik selber erwerben zu können. «Die heutige Situation, die ein bisschen an die Berner Reitschule erinnert, ist eine Schande für die Stadt», findet Glarner.
Sandro Covo, Co-Präsident der Juso Aargau und Vorstandsmitglied der SP des Bezirks Bremgarten, wehrt sich entschieden gegen Glarners Vorwürfe. «Wir haben mit den Sprayereien nichts zu tun und wissen nicht, wer dafür verantwortlich ist», sagt Covo, der keine Mutmassungen zur Täterschaft anstellen will. Covo, der in Jonen wohnt, kritisiert Glarner massiv: «Ohne konkrete Hinweise Organisationen zu beschuldigen und ihnen Sprayereien vorzuwerfen, ist reine Stimmungsmache auf Kosten der grundlos Beschuldigten.»
Covo regt sich über Glarners Aussage auf, dass die Sprayereien die Meinungsfreiheit torpedieren würden. «Das ist ein Hohn gegenüber allen Menschen, die in Staaten leben, die tatsächlich die Meinungsfreiheit aufs Brutalste unterdrücken», sagt der Jungsozialist und nennt als Beispiel alle Journalistinnen und Journalisten, «die in der Türkei und anderen Ländern im Gefängnis sitzen, weil sie kritisch berichteten».
Dass die SVP sich in der Opferrolle sehe, ist für Covo typisch. «Mit ihren Kampagnen trägt sie aber selber einen grossen Teil dazu bei, dass sich der Ton in unserer Gesellschaft verschärft und rechtsextreme Parolen wieder salonfähig werden.» Aus diesem Grund sei er kein Fan von solchen Spray-Aktionen, «da sie der SVP die Möglichkeit geben, sich als Opfer darzustellen».