«Wir werden Frau Gündel vor unserer Sitzung vom 18. Januar zu einem Gespräch einladen» – das sagt SVP-Gemeindeammann Andreas Glarner auf die Frage, wie der Gemeinderat Oberwil-Lieli im Konflikt mit der kritischen Studentin weiter vorgeht.
Die Behörde sei bei der letzten Sitzung am Montagabend zum Schluss gekommen, keine Anzeige wegen übler Nachrede oder Verleumdung gegen Gündel einzureichen.
Diese hatte vor gut drei Wochen gesagt, Reiche würden in Oberwil-Lieli bevorzugt, Gemeindeammann Andreas Glarner lese ihnen die Wünsche von den Augen ab und die Behörden nähmen es bei guten Steuerzahlern mit den Vorschriften nicht so genau.
Glarner und der Gemeinderat reagierten umgehend: In einem eingeschriebenen Brief forderten sie die Studentin auf, ihre Aussagen zu belegen oder zurückzunehmen. Für den Fall, dass sie dies nicht tue, drohte der SVP-Politiker ihr in der AZ mit einer Klage.
In der Sendung «TalkTäglich» auf Tele M1 gab sich Glarner vor einer Woche dann versöhnlicher. Man suche eine Lösung, um Gündel eine goldene Brücke zu bauen, «damit sie wieder aus dieser Sache herauskommt», sagte er. Sie habe sich wohl etwas weit aus dem Fenster gelehnt mit ihren Aussagen, das komme bei jungen Leuten vor.
Johanna Gündel krebste aber nicht zurück, sondern engagierte den früheren SP-Grossrat Markus Leimbacher als Rechtsanwalt. Dieser liess verlauten, seine Mandantin könne in mindestens drei Fällen ihre Vorwürfe gegen Glarner und den Gemeinderat belegen.
Die entsprechenden Beweise werde sie in einem allfälligen Gerichtsverfahren vorlegen – vorher nicht, um den Persönlichkeitsschutz der involvierten Einwohner zu gewährleisten.
So weit kommt es nun nicht, wie Glarner erklärt: «Wir möchten Frau Gündel treffen und mit ihr über ihre Aussagen sprechen.» Er hält an seiner Aussage fest, in Oberwil-Lieli gebe es keine gesetzeswidrige Bevorzugung von guten Steuerzahlern.
«Wer etwas anderes behauptet, müsste dies beweisen und zwar an ganz konkreten Fällen. Herr Leimbacher müsste also aufzeigen, dass ein besonders reicher Einwohner zum Beispiel näher an die Grenze zum Nachbarn bauen, einen illegalen Anbau erstellen oder eine zu hohe Mauer errichten durfte, während ein weniger Wohlhabender dies nicht durfte», sagt Glarner.
Ob die Studentin, die an der Gemeindeversammlung einen Antrag zur Aufnahme von Asylbewerbern durchgebracht hatte, das Gesprächsangebot annimmt, ist offen. Weder Johanna Gündel noch Markus Leimbacher waren für eine Stellungnahme erreichbar. Bereits letzte Woche hatte Leimbacher mitgeteilt, seine Mandantin sei – ebenso wie er selber – über die Festtage bis Anfang Januar in den Ferien.
"Man suche eine Lösung, um Gündel eine goldene Brücke zu bauen, damit sie wieder aus dieser Sache herauskommt, sagte er. Sie habe sich wohl etwas weit aus dem Fenster gelehnt mit ihren Aussagen"