So viele Milliarden dürften dieses Jahr in der Schweiz vererbt werden
Am 30. November stimmt die Schweizer Stimmbevölkerung über die Erbschaftssteuer ab.
Die Initiative kommt von den Jungsozialisten. Diese möchten schweizweit eine Erbschaftssteuer für Superreiche einführen. Sie fordern, dass, wer mehr als 50 Millionen Franken erbt, die Hälfte an den Staat abgeben soll. Mit diesem Geld soll der Staat den Klimawandel bekämpfen.
Wirtschaftsprofessor Marius Brülhart sagt gegenüber dem Tages Anzeiger, dass niemand so genau wisse, wie viel Geld in der Schweiz eigentlich vererbt werde.
Ein Grossteil der Erben müsse auch nicht versteuert werden. Dementsprechend fehlen die detaillierten Daten über die Geldflüsse.
Brülhart schätzt gegenüber dem «Tages Anzeiger», dass dieses Jahr rund 100 Milliarden vererbt werden. Das ist doppelt so viel, wie die AHV jährlich ausgibt.
Erbschaften haben zugenommen
Die Summe der Erben hat sich in den vergangenen 30 Jahren etwa vervierfacht. Sie ist also stärker gestiegen als das Lohneinkommen, was sich in derselben Zeit verdoppelt hat.
In erster Linie liege die Zunahme von Erbschaften an den Werten von Häusern und Aktien, die stark zugenommen haben. Dies lasse das Vermögen wachsen.
Wer erbt am meisten?
Brülhart sagt, dass nach dem Matthäus-Prinzip vererbt werde. Heisst: Wer hat, dem wird gegeben. Laut Daten aus dem Kanton Bern, die Brülhart auswerten konnte, gingen 30 Prozent der gesamten Erbsumme an das eine Prozent der Erben, die am meisten erhalten.
Die Top 10 teilen sich zwei Drittel der Erben. Und die restlichen 90 Prozent müssten sich mit einem Drittel glücklich schätzen.
Wann erben die meisten Leute?
Wegen der steigenden Lebenserwartung, die die Menschen haben, wird immer später geerbt. Heisst aber auch, dass sie das Erbe dann gar nicht mehr nötig haben, da etwa Kinder bereits erwachsen sind.
Auch ist das frühzeitige Vererben für die meisten kein Thema, da es mit einem Risiko verbunden sei. Den der eigene zukünftige Finanzbedarf ist schwer zu schätzen. Also behält man es lieber bei sich, um sicherzugehen, dass es reicht.
Wie wirkt sich Erbe auf den Arbeitsmarkt aus?
Brülhart sagt: «Je mehr man erbt, desto eher reduziert man das Arbeitsangebot». Im Alter zwischen 50 und 65 ermögliche ein Erbe auch eine frühzeitige Pensionierung.
Doch auch jüngere Erben würden nach dem Erhalten des Erbes weniger arbeiten. Somit tragen die Erben auch ein wenig zum Fachkräftemangel der Schweiz bei.
Wie das Schweizer Stimmvolk abstimmen wird und ob die Erbschaftssteuer angenommen oder abgeschmettert wird, zeigt sich am 30. November. (nib)