Landsgemeinden in Appenzell sind normalerweise eine ziemlich langweilige Sache. Doch am vergangenen Sonntag ging es drunter und drüber.
Genug ist genug. Während der Debatte um den 41-Millionen-Kredit für das neue Spital platzt der 21-jährigen Jus-Studentin Adriana Hörler der Kragen.
Vor 5000 anwesenden Leuten steigt sie auf einen Stuhl, ergreift das Mikrofon und kritisiert offen die Informationspolitik von CVP-Landammann Daniel Fässler, wie SRF Regionaljournal berichtet. Mit einer einseitigen Informationsbroschüre habe die Regierung die freie Meinungsbildung zu beeinflussen versucht.
«Dies übersteigt meiner Meinung nach ihre Kompetenzen als neutrale Behörden bei Weitem». Für ihr Votum erhält Hörler Applaus, obschon dies an der Landsgemeinde nicht geboten ist.
Jus-Studentin Hörler wirft dem Landammann vor, die Landsgemeinde nicht korrekt geführt zu haben. So konterte Fässler praktisch jede Wortmeldung von Gegnern der umstrittenen Vorlage.
Hörler ist mit ihrer Kritik nicht alleine. Laut SRF wollen Grossräte die Informationspolitik der Regierung bei der nächsten Sitzung aufs Tapet bringen. Sie wollten demnach mit einem offenen Brief gegen das Verhalten von Fässler protestieren. «Die Landsgemeinde steht auf dem Spiel», titelt die «Appenzeller Zeitung» gar in einem Kommentar.
Aber warum legt sich die parteilose Studentin dermassen gegen die Regierung ins Zeug? Hörler studiert Jus im vierten Semester an der Uni Bern. Dort hat sie sich insbesondere mit dem Thema auseinandergesetzt, wie weit Behörden Einfluss auf die Willensbildung der Bürger nehmen dürfen. Sie habe die Zulässigkeit im Vorfeld mit ihrer Dozentin abgeklärt. «Ich finde, das Volk muss so was wissen», sagte sie.
Zu ihrem Auftritt sagte sie: «Es ist aber schon nicht ganz ohne gewesen, auf den Stuhl zu steigen und vor der Landsgemeinde zu sprechen.»
Im Gespräch mit dem Regionaljournal wehrt sich Landammann Daniel Fässler gegen die Vorwürfe. Er habe korrekt gehandelt, sagt er. «Es ist die Aufgabe des Landammanns, an der Landsgemeinde einzugreifen und Sachen richtigzustellen».
(amü)