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Eklat im Appenzell: Diese Jus-Studentin liest dem Landammann die Leviten, und zwar richtig

«Es war nicht ganz ohne»: Adriana Hörler bei ihrem Auftritt vor der Landsgemeinde.
«Es war nicht ganz ohne»: Adriana Hörler bei ihrem Auftritt vor der Landsgemeinde.bild: Rolf rechsteiner/appenzeller volksfreund

Eklat im Appenzell: Diese Jus-Studentin liest dem Landammann die Leviten, und zwar richtig

Die 21-jährige Adriana Hörler legte sich vor 5000 Leuten mit dem Innerrhoder Landammann Daniel Fässler an. Der Auftritt hat Folgen: Steht nun gar die Landsgemeinde auf dem Spiel?
01.05.2018, 14:5402.05.2018, 11:56
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Landsgemeinden in Appenzell sind normalerweise eine ziemlich langweilige Sache. Doch am vergangenen Sonntag ging es drunter und drüber. 

Ueberblick ueber den Versammlungsort der Appenzeller Landsgemeinde, vom Sonntag, 29. April 2018, in Appenzell. (KEYSTONE/Patrick Huerlimann)
5000 Leute waren an der Landsgemeinde in Appenzell. Bild: KEYSTONE

Der Eklat

Genug ist genug. Während der Debatte um den 41-Millionen-Kredit für das neue Spital platzt der 21-jährigen Jus-Studentin Adriana Hörler der Kragen. 

Vor 5000 anwesenden Leuten steigt sie auf einen Stuhl, ergreift das Mikrofon und kritisiert offen die Informationspolitik von CVP-Landammann Daniel Fässler, wie SRF Regionaljournal berichtet. Mit einer einseitigen Informationsbroschüre habe die Regierung die freie Meinungsbildung zu beeinflussen versucht.

«Dies übersteigt meiner Meinung nach ihre Kompetenzen als neutrale Behörden bei Weitem». Für ihr Votum erhält Hörler Applaus, obschon dies an der Landsgemeinde nicht geboten ist. 

Der Auslöser

Jus-Studentin Hörler wirft dem Landammann vor, die Landsgemeinde nicht korrekt geführt zu haben. So konterte Fässler praktisch jede Wortmeldung von Gegnern der umstrittenen Vorlage.

Hörler ist mit ihrer Kritik nicht alleine. Laut SRF wollen Grossräte die Informationspolitik der Regierung bei der nächsten Sitzung aufs Tapet bringen. Sie wollten demnach mit einem offenen Brief gegen das Verhalten von Fässler protestieren. «Die Landsgemeinde steht auf dem Spiel», titelt die «Appenzeller Zeitung» gar in einem Kommentar. 

Stimmende, vorne, Zuschauer, hinten, an der Appenzeller Landsgemeinde, vom Sonntag, 29. April 2018, in Appenzell. (KEYSTONE/Patrick Huerlimann)
Stimmende bei der Landsgemeinde.Bild: KEYSTONE
«Die Landsgemeinde steht auf dem Spiel.»
«Appenzeller Zeitung»

Aber warum legt sich die parteilose Studentin dermassen gegen die Regierung ins Zeug? Hörler studiert Jus im vierten Semester an der Uni Bern. Dort hat sie sich insbesondere mit dem Thema auseinandergesetzt, wie weit Behörden Einfluss auf die Willensbildung der Bürger nehmen dürfen. Sie habe die Zulässigkeit im Vorfeld mit ihrer Dozentin abgeklärt. «Ich finde, das Volk muss so was wissen», sagte sie. 

Zu ihrem Auftritt sagte sie: «Es ist aber schon nicht ganz ohne gewesen, auf den Stuhl zu steigen und vor der Landsgemeinde zu sprechen.» 

Das sagt der Landammann

Der stillstehende Landamman Daniel Faessler auf dem Weg zur Landsgemeinde, am Sonntag, 24. April 2016, in Appenzell. Am letzten Sonntag im April versammeln sich jeweils alle Stimmberechtigen des Kanto ...
Daniel Fässler.Bild: KEYSTONE

Im Gespräch mit dem Regionaljournal wehrt sich Landammann Daniel Fässler gegen die Vorwürfe. Er habe korrekt gehandelt, sagt er. «Es ist die Aufgabe des Landammanns, an der Landsgemeinde einzugreifen und Sachen richtigzustellen».

(amü)

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58 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Madison Pierce
01.05.2018 15:10registriert September 2015
Mutige Frau, Respekt!

Die direkte Demokratie lebt von Leuten, die sich informieren und im entscheidenden Moment den Mut haben, ans Mikrofon zu treten.
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Herr Kules
01.05.2018 15:10registriert Januar 2018
So einen Mumm muss man auch erst mal haben! Respekt!
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Gar Ma Nar Nar
01.05.2018 15:10registriert Oktober 2017
Finde das absolut genial, was sie gemacht hat. Es braucht mehr solche Leute.
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