Schweiz
Arbeitswelt

Jede vierte Kontrolle zeigt Verstösse gegen Schweizer Arbeitsregeln

Ein Mann tippt auf sein Mobiltelefon in einem Grossraumbuero, fotografiert am Sonntag, 22. Oktober 2023 in Bern. (KEYSTONE/Christian Beutler)
Ein Mann tippt auf sein Mobiltelefon. (Symbolbild)Bild: KEYSTONE

Jede vierte Kontrolle zeigt Verstösse gegen Schweizer Arbeitsregeln

10.06.2025, 11:3710.06.2025, 12:42
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Über ein Viertel der Kontrollen von in die Schweiz entsandten Arbeitskräften hat Verstösse gegen hiesige Lohn- und Arbeitsbedingungen aufgedeckt. Die Vollzugsorgane kontrollierten 2024 fast 140'000 Personen in über 36'000 Unternehmen.

In Branchen mit allgemeinverbindlichen Arbeitsverträgen betrug die Verstossquote 28 Prozent, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft am Dienstag mitteilte. Bei Entsandten in Branchen ohne verbindliche Mindestlöhne wurden bei einem Fünftel der kontrollierten Unternehmen Lohnunterbietungen festgestellt. Bei den Schweizer Arbeitgebenden betrug die Lohnunterbietungsquote 10 Prozent.

Im Vergleich zum Vorjahr seien die Kontrollen leicht zurückgegangen, hiess es weiter. Es wurden 7 Prozent der Schweizer Arbeitgebenden, 25 Prozent der Entsandten und 27 Prozent der grenzüberschreitenden selbständigen Dienstleistungserbringenden kontrolliert. Die Vollzugsorgane fokussieren ihre Kontrollen auf Bereiche, in denen eher Verstösse oder Unterbietungen vermutet werden.

Schweizer Firmen passen Löhne nicht an

Knapp 1700 Verständigungsverfahren sind aufgrund der Unterbietung der üblichen Lohn- und Arbeitsbedingungen im Jahr 2024 eröffnet worden. 88 Prozent der Verfahren mit Entsendebetrieben konnten erfolgreich abgeschlossen werden und bei Verfahren mit Schweizer Arbeitgebenden lag die Quote bei 56 Prozent, so das Seco.

Die Hälfte der Schweizer Betriebe, die gegen die Lohnregeln verstossen haben, seien nicht bereit ihre Löhne im Nachhinein anzupassen, schrieb der Gewerkschaftsbund Travail Suisse ebenfalls am Dienstag. Der Lohnschutz bleibe in den Branchen ohne ave GAV weiterhin lückenhaft und in Teilen zahnlos.

Sie erachten es als zwingend notwendig, die hohen Toleranzschwellen, die verschiedene Kantone bei den Lohnkontrollen zulassen, deutlich zu reduzieren und Betriebe in der Schweiz, die Löhne unterbieten, zu sanktionieren. Instrumente zum Lohnschutz werden trotz wiederholt festgestellter Lohnunterbietungen kaum eingesetzt.

Insgesamt würden die Berichte zur Umsetzung der flankierenden Massnahmen aber die hohe Bedeutung des Lohnschutzes für viele Arbeitnehmende unterstreichen, hiess es weiter. Ohne dichte Kontrollen und wirksame Sanktionen würden inländische Löhne und Arbeitsbedingungen in verschiedenen Branchen stark unter Druck geraten.

Bekämpfung von Schwarzarbeit

Im Rahmen der Schwarzarbeitsbekämpfung haben die kantonalen Kontrollorgane ihre Kontrolltätigkeit in den letzten Jahren laufend intensiviert. Im Jahr 2024 haben sie die höchste Anzahl an Kontrollen seit der Einführung des Bundesgesetzes gegen die Schwarzarbeit (BGSA) 2008 erreicht mit rund 14'500 Betriebs- und über 48'000 Personenkontrollen. Die Kontrollschwerpunkte lagen im Berichtsjahr wiederum beim Baunebengewerbe, Gastgewerbe, Handel und Bauhauptgewerbe.

Die kantonalen Kontrollorgane haben etwa 14'200 Verdachtsmomente an die zuständigen Behörden zur weiteren Abklärung übermittelt, hiess es im BGSA-Bericht 2024. Spezialbehörden haben über 3200 Rückmeldungen über getroffene Massnahmen und verhängte Sanktionen gemacht.

Die meisten Verdachtsmomente bei Betrieben gab es laut Bericht in den Kantonen Basel-Stadt und Bern. Bei den Personenkontrollen lagen die Kantone Basel-Stadt und Wallis vorne. (nib/sda)

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32 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Weltbürger
10.06.2025 15:30registriert März 2019
Gerne möchte ich hier den Direktor des Schweizerischen Arbeitgeberverbandes, Roland A. Müller zitieren:
«Ein rein existenzsichernder Lohn ist nicht die Aufgabe der Arbeitgeber»

Es ist aufgabe der bevölkerung, die politiker so zu wählen, dass eine solche aussage nicht mehr gemacht wird....
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ich_habe_da_mal_eine_frage
10.06.2025 13:49registriert November 2024
Es könnte helfen, die Namen der Betriebe/Organisationen offenzulegen. Systematische Missstände ändern sich oft nur unter Druck.
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hauptberuflich unbequemer Furby
10.06.2025 12:33registriert Mai 2025
Aus eigener Erfshrung: In der Pflege wird diesbezüglich viel zu wenig kontrolliert.
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