Mit diesen 3 Punkten will Armeechef Süssli die Verteidigung der Schweiz reformieren
Armeechef Thomas Süssli hat an einer Medienkonferenz am Donnerstag in Kloten ZH bekannt gegeben, in welche Richtung sich die Schweizer Armee in den kommenden Jahren entwickeln soll. «Wir werden uns wieder auf die Verteidigung ausrichten», stellte er klar.
Ein Bericht, den Süssli am Donnerstag vorstellte, zeigt drei zukünftige Schwerpunkte zum Ausbau der Verteidigungsfähigkeit auf.
Internationale Zusammenarbeit
Besonders der Angriff von Russland auf die Ukraine sei eine Zäsur und stehe für eine Rückkehr zur Machtpolitik. Dies wiederum führe zu einem vermehrten Aufrüsten in Europa. Die Schweizer Armee jedoch sei ein Produkt der Reform «Armee 21», mit der die Armee auf Schutzaufgaben ausgerichtet wurde.
Darum brauche es jetzt bei Ausbildung, Beschaffungen und Übungen eine internationale Kooperation mit der EU, der Nato und den Nachbarstaaten.
Im Rahmen der internationalen Zusammenarbeit könne die Schweiz auch einen Beitrag an die Sicherheit in Europa leisten.
Anpassung in kleinen Schritten
«Um die Schweizer im Notfall verteidigen zu können, beabsichtigt die Armee deshalb eine «adaptive Weiterentwicklung», erklärte Süssi vor den versammelten Medien.
Anders als in ruhigen Zeiten verzichtet die Armee in diesem Bericht auf Reformen, die auf ein bestimmtes Jahr abzielen. Diese hätten keine Wirkung, da sich die Umwelt und die Technologie ständig weiterentwickeln würden. Stattdessen will sie in den kommenden Jahren auf «adaptive Weiterentwicklung» setzen, also auf kleine Schritte, die rascher umgesetzt werden können.
Als Beispiele nannte Süssli etwa die Stärkung der Bodentruppen bis Anfang der 30er-Jahre. So sollen diese zum Beispiel für Häuserkampf trainiert werden. Denn «ein Kampf in der Schweiz würde notgedrungen auch in urbanen, überbauten Gebieten stattfinden», sagte der Armeechef dazu. Allerdings bilden die Waffenplätze im Inland eher eine ländliche Schweiz ab.
Aus diesem Grund will Süssli die Soldaten ins Ausland schicken, wo städtischere Übungsanlagen vorhanden seien. Allerdings müsste ein solches Training auf freiwilliger Basis durchgeführt werden, weil Schweizer Armeeangehörige gemäss heutigem Gesetz nicht zu Wiederholungskursen im Ausland verpflichtet werden können. Die Armee prüfe aber auch den Bau einer eigenen Anlage.
Weiter prüft die Armee, ob sie alte Systeme länger verwenden soll als vorgesehen. Beispiele sind Stinger-Raketen, Panzerfäuste, Festungsminenwerfer und Fahrzeuge. «Wir prüfen, was wir behalten sollen. Eine Erkenntnis aus dem Ukraine-Krieg», sagte Süssli.
Und auch die «Spionage werden wir ausbauen müssen», sagt Süssli.
Nutzung des technologischen Fortschrittes
«Es ist zwingend notwendig, unsere Verteidigung im Cyberraum zu stärken», sagt Divisionär Alain Vuitel vor den Medien. Er ist der Projektleiter des Projektes Kommando Cyber, das seit 2001 läuft.
Wichtig sei jetzt, dass die Schweizer Armee auch eine «digital-schlagfertige Armee» sei. Der Fokus liege dabei darauf, den Einsatz der Truppen 24 Stunden am Tag zu garantieren und die Führung mit Informationen zu versorgen.
Vuitel vergleicht diese Transformation der Armee im Cyberraum mit der Einführung der Luftwaffe Anfang der 1920er-Jahr.
13 Milliarden Franken – für den ersten Schritt
Politisch abgesegnet sind die Pläne für die bessere Verteidigungsfähigkeit noch nicht. Der Bericht soll jedoch die Grundlage für die Erarbeitung der Botschaft zur Armee 2024 bilden. Für Diskussionen sorgen dürfte das Preisschild: Die Armee will dafür in einem ersten Schritt für 2024 bis in die 2030-er Jahre 13 Milliarden Franken.
(yam/sda)