Über 5000 Soldaten und mehr als 300 Panzer waren Teil der Verteidigungsübung «Pilum 22», die am vergangenen Dienstag zu Ende ging. Seit 1989 wurde in der Schweiz keine Bodentruppenübung mehr in dieser Grösse durchgeführt. Doch ausgerechnet Verteidigungsministerin Viola Amherd (Mitte) stattete den Armeeangehörigen während der Übung keinen Besuch ab.
Stattdessen diskutierte sie in diesen Tagen unter anderen mit den Zürcher Regierungsrätinnen über Sicherheitspolitik, traf sich mit den Höheren Stabsoffizieren der Armee und tauschte sich mit der Jungpartei der Mitte im Wallis aus.
Das Verhalten der Verteidigungsministerin sorgt in Armeekreisen für Diskussionen und Kopfschütteln. Einer, der in die Übung involviert war, hat fest damit gerechnet, dass Amherd auftaucht. Schliesslich seien die aus der Übung gewonnenen Erkenntnisse «durchaus relevant», sie sollen etwa in die Weiterentwicklung der Bodentruppen fliessen. Doch, so der Armeeangehörige: «Anscheinend interessiert sie sich nicht wirklich für die Armee. Anders kann ich mir das Fernbleiben nicht erklären.»
Amherds Kommunikationschef Renato Kalbermatten bestreitet die Vorwürfe auf Anfrage vehement: «Bundesrätin Amherd konnte leider aufgrund anderer wichtiger Verpflichtungen die Volltruppenübung nicht persönlich besuchen.» Die Departementschefin sei aber laufend über den aktuellen Stand «der erfolgreichen Volltruppenübung» informiert worden, so Kalbermatten weiter.
Was man dazu wissen muss: Die Übung wurde während zwei Jahren vorbereitet und dauerte acht Tage. Wäre es Amherd wichtig gewesen, die Truppen zu besuchen, dann hätte sich das bestimmt einplanen lassen. Unter Armeeangehörigen ist deshalb auch Kritik über mangelnde Wertschätzung zu hören.
Dass zwischen der Walliserin und Teilen des Armeekaders eine gewisse Distanz besteht, hat sich in der Vergangenheit schon mehrfach gezeigt. So äusserten beispielsweise im vergangenen Frühjahr höhere Offiziere hinter vorgehaltener Hand den Wunsch, Ueli Maurer möge zurücktreten, damit eine Departementsrochade in Gang komme. Daraus ist nun Realität geworden. Mit den Rücktritten von Ueli Maurer und Simonetta Sommaruga wird im Bundesrat kommende Woche neu über die Verteilung der Departemente verhandelt.
Doch mehrere Gründe sprechen dagegen, dass Amherd das Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) verlässt. So etwa der am Freitag bekanntgewordene Entschluss, dass das Nationale Zentrum für Cybersicherheit (NCSC) in ein Bundesamt im VBS überführt wird und nicht wie bis anhin Teil des Finanzdepartements bleibt. Amherd hätte kaum für das neue Bundesamt gekämpft, wenn sie das VBS in einigen Wochen verlassen würde. (aargauerzeitung.ch)
Sie wird wohl entsprechend unterrichtet werden.