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Pilum 22: Heute beginnt die grösste Schweizer Militärübung seit 30 Jahren

«Pilum 22» – was du zur grössten Militärübung der Schweiz seit 30 Jahren wissen musst

«Pilum 22» ist die grösste Militärübung der Schweiz seit 33 Jahren: Acht Tage lang werden 5000 Armeeangehörige im Mittelland trainieren. 6 Fragen und Antworten.
22.11.2022, 09:3622.11.2022, 13:26
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Wo und wann findet die Übung statt?

«Pilum 22» findet im Mittelland statt. Konkret erstreckt sich die Übung über die Kantone Solothurn, Aargau, Luzern und Zürich. Die Übung findet in belebten Gegenden statt. Auf diese Weise müssten zivile Partner mit in die Übung einbezogen werden, so die Armee.

Soldaten bei der Faehnenuebergabe des Infateriebataillons 65 der Schweizer Armee, am Dienstag, 16. Juni 2020, in Walenstadt. Das Bataillon beendet heute als letztes der Schweizer Armee den Assistenzdi ...
5000 Armeeangehörige sind in die Übung involviert. (Archivbild)Bild: keystone

Die Übung dauert eine Woche und findet zwischen dem 22. und 29. November statt. Rund 5000 Armeeangehörige nehmen an der Übung teil.

Welches Szenario wird geübt?

Im Rahmen der Übung wird ein bewaffneter Konflikt in Europa erprobt, der die Schweiz vorerst nur indirekt betrifft. Im Szenario nimmt der politische Druck auf die Schweiz zu, auch von Akteuren in unmittelbarer Nähe der Landesgrenze, beschreibt die Schweizer Armee das sogenannte Drehbuch. Vor diesem Hintergrund hat der Bundesrat im Szenario eine Mobilmachung beschlossen. Die Truppen sollen sich auf einen möglichen Einsatz vorbereiten. Zentral bei der Übung sind Führung und Koordination aller Elemente im Gelände mit militärischen Mitteln.

Was ist der Hintergrund?

Die Militärübung «Pilum 22» wurde über zwei Jahre lang geplant. Ihr Szenario steht daher nicht in einem direkten Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg. Sie wird nun aber in einer sicherheitspolitisch angespannten Zeit durchgeführt, wie die Armee schreibt:

«Der Krieg als Fortsetzung der Politik ist auch in Europa wieder eine Realität.»

Die Armee habe sich in den vergangenen Jahren intensiv damit auseinandergesetzt, wie sie sich entwickeln müsse, um ihre Aufgaben auch künftig wirksam zu erfüllen. Dabei seien Berichte zur Sicherheit im Luftraum, am Boden und im Cyberraum entstanden. Mit «Pilum 22» möchte die Armee insbesondere die Erkenntnisse aus dem Bericht «Zukunft der Bodentruppen» überprüfen.

Was wird konkret geübt?

Bei der Übung gehe es darum, Land und Leute in einem bewaffneten Konflikt auch am Boden verteidigen zu können, teilte das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) im Vorfeld mit. Die Schweizer Armee trainiere mit der Mechanisierten Brigade 11 das Zusammenwirken der verschiedenen Truppenelemente im Hinblick auf die weitere Entwicklung der Bodentruppen.

Die Übungsanlage von «Pilum 22» sieht vor, dass die Verbände Standardverfahren einüben und Einsätze gegen bewaffnete Gruppen trainieren. Beteiligt sind vier mechanisierte Bataillone, dazu ein Logistikbataillon sowie eine Gebirgsinfanteriekompanie.

An der Durchführung der Übung und der Darstellung des Gegners werden auch eine auf die elektronische Kriegsführung spezialisierte Abteilung und ein Detachement des Kommandos Spezialkräfte beteiligt sein.

Wann gab es zuletzt eine vergleichbare Übung?

Die letzte grosse Übung der Schweizer Armee fand 1989 statt. Dabei handelte es sich um das zweite Dreizackmanöver, bei dem 20'000 Armeeangehörige im Einsatz waren. Dem vorausgegangen war laut einer Broschüre der Schweizer Armee «das gewaltigste aller Manöver»: das «Dreizack 1986». Bei diesem Manöver waren 40'000 Menschen aus Armee und Zivilschutz beteiligt.

Insbesondere zwischen den 1960er und 1980er Jahren, als der Kalte Krieg die Welt noch in Atem hielt, war es üblich, dass in grossen Manövern geübt wurde. Nach dem zweiten Dreizackmanöver 1989 war allerdings Schluss. Aufgrund der veränderten strategischen Lage beschloss die Regierung, vorerst keine Korpsmanöver mehr durchzuführen.

Wo gibt es weitere Informationen?

Für die Bevölkerung stehen für die Dauer der Übung vom 22. bis 29. November eine Hotline (0800 0800 85) und eine E-Mail-Adresse (pilum11@vtg.admin.ch) zur Verfügung. Über grössere Verschiebungen gepanzerter Fahrzeuge wird über die regionalen Medien und den Verkehrsinformationsdienst Viasuisse informiert. Landschäden werden laut VBS «grundsätzlich entschädigt».

Die Armee bittet die Bevölkerung um Verständnis, falls die Kampfpanzer Lärm und Behinderungen im Strassenverkehr verursachen. Es sei jedoch auch Teil der Herausforderung der Truppen, die Belastung in den betroffenen Regionen so tief wie möglich zu halten. (saw, mit Material der Nachrichtenagentur sda)

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Küsche = Küchenchef/Koch
Arschloch-Barriere = Armeeschokolade

bild: watson/keystone
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132 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Rodu
22.11.2022 09:15registriert Oktober 2020
Danke! Schön zu wissen, dass andere für die Sicherheit von uns arbeiten und auch risiken in kauf nehmen. Danke Sanität, Polizei und in diesem Falle auch allen Armeeangehörigen! 👍👏👏
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Ohniznachtisbett
22.11.2022 08:09registriert August 2016
Schon gut, dass auch unsere Armee dem erstgenannten ihrer Aufträge wieder etwas Gewicht gibt. Eine der letzten grossen Übungen war AEROPORTO 10, das war noch reine Sicherung gegen Terrorismus, also subsidiär hinter den zivilen Behörden. Da war ich sogar dabei, in St. Gallen im HQ am Funk wo nie jemand etwas sagte. 10 Tage Langeweile.
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Pragmatiker17
22.11.2022 09:38registriert Juni 2018
Mein letzter WK war 2008. Ich habe zwar einige subsudiäre Einsätze miterlebt, aber Übungen gab es unverständlicherweise maximal auf Stufe Bataillon (bzw. in der Armee95 noch auf Stufe Regiment). Sehr erfreulich, dass seit einigen Jahren wieder Volltruppenübungen durchgeführt werden.
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